Ein Jahr ist es jetzt her, dass die Bauernproteste die Politik wachrüttelten. Plötzlich wollte man die Landwirtschaft nicht mehr links liegen lassen, wie es SPD-Fraktionsvorsitzender Rolf Mützenich sagte, und kündigte zum Sommer ein Agrarpaket an. Ferner sollte die Zukunftskommission Landwirtschaft ihre Arbeit wieder aufnehmen und das 2021 vorgelegte Papier konkretisieren. Wenn es geeinte Vorschläge gäbe, wollte man diese in Gesetze gießen. Seit vier Wochen gibt es jetzt einen geeinten Abschlussbericht der ZKL, aber die Ampelregierung, die diesen in Auftrag gegeben hat, ist nicht mehr im Amt. Die agrarpolitische Bilanz der Ampelregierung ist leider gen
Elisabeth Waizenegger, Milchbäuerin im AbL-Bundesvorstand, im Interview zum Handlungsbedarf für eine zukunftstaugliche Milchpolitik: Unabhängige Bauernstimme: Wie ist die wirtschaftliche Situation für bäuerliche Milchviehbetriebe zur Zeit? Elisabeth Waizenegger: Auch wenn die Erlöse im Milchbereich in letzter Zeit auf einem höheren Niveau verharren, kostendeckend sind sie nicht. Das gilt sowohl für den konventionellen als auch für den ökologischen Bereich. Der MMI (Milchmarker Index, herausgegeben von der MEG Milch Board) zeigt das schon lange. Im Biobereich war diese Kennzahl nie so präsent, obwohl die Unterdeckung nicht weniger ausgeprägt war und
20.000 ha Agrarfläche in Deutschland verkauft – Statistikdaten zeigen: Das ist kein Einzelfall. Eine Agrarholding – oder eine Unternehmensgruppe, wie das Statistische Bundesamt die Konzerne nennt – besteht aus einer Unternehmenszentrale und einer ganzen Reihe rechtlich selbstständiger Tochtergesellschaften. Die Töchter sind überwiegend Agrarbetriebe. Allerdings sind viele Konzerne auch in anderen Branchen aktiv, z. B. in der Energieerzeugung, im Lebensmittelhandel, in der Pharmaindustrie etc. Oft befindet sich ein Unternehmensteil im Ausland; das eröffnet Möglichkeiten der Steuerumgehung, die landwirtschaftlichen Familienbetrieben nicht zur Verfügun
Es geht bei Klimaschutz und Klimazielen, wie auch das Bundesverfassungsgericht festgestellt hat, um die Freiheit zukünftiger Generationen, bei zunehmenden Klimafolgen noch handlungsfähig zu sein. Zudem garantiert Unabhängigkeit von Energieimporten aus unsicheren und autokratischen Herkunftsstaaten erst unsere Freiheit sowie eine offene Gesellschaft. Im Zentrum steht ein schneller Ausbau der erneuerbaren Energien. Mit der jetzigen Regierung hat es, bei aller berechtigten Kritik, hier in den letzten Jahren einen Schub gegeben. In Deutschland kommt inzwischen über 60 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien, in einigen Bundesländern sind es deutlich
Der stetige Ausbau von Windkraft setzt Preise unter Druck und erfordert dringend Konzepte, um Strom zu transportieren und zu speichern. Es sei eher Bauernwind, nicht so sehr Bürgerwind, rückt Biobauer Hubertus Hartmann die Begrifflichkeiten gerade. Seit acht Jahren betreibt er gemeinsam mit zwölf Berufskollegen drei Windkraftanlagen. Hartmann weiß um die kritischen Punkte zum Thema Windenergie und nimmt da schon mal in Diskussionen direkt Wind aus den Segeln, wenn er vom Landschaftsbild oder von der unstetigen Erzeugung spricht. Und gleichzeitig ist er überzeugt vom Ausbau erneuerbarer Energien und weist auch auf die wirtschaftliche Bedeutung für di
Interview mit Michael Braun, Milchviehhalter und Geschäftsführer von Die Faire Milch (DFM) Vermarktungs-GmbH: Unabhängige Bauernstimme: Die konkrete Organisation und Abrechnung für das Ergebnis des Dreiparteienvertrags – „Die Faire Milch x milprima“ in der Kooperation mit Penny – beruht auf einem Mehrwertmodell. Wie funktioniert das? Michael Braun: Der Mehrwert, den wir erwirtschaften, wird an die Fair-Food-Genossen ausgeschüttet. Das ist konkret die Differenz vom Auszahlungspreis der beteiligten Molkerei Naarmann zum Milch-Marker-Index (MMI), der stetig aktualisiert die Vollkosten der Milcherzeugung widerspiegelt. Den MMI haben wir als Grundlage d
Gerade für Neueinsteiger:innen in die Landwirtschaft braucht es öffentliche Unterstützung. Mitte November wurde der Haushalt 2025 des Landes Niedersachsen verabschiedet und darin auch 2 Mio. Euro für eine Existenzgründungsprämie in der Landwirtschaft berücksichtigt. Das ist eine erfreuliche Meldung und ein Erfolg für die AbL, die sich sehr für die Einführung einer Existenzgründungsprämie eingesetzt hat. Erst Ende Oktober nahmen Vertreter:innen der AbL an einer Veranstaltung zu diesem Thema in Hannover teil. Am Abend des 24. Oktobers 2024 hatte die Grünen-Fraktion im Niedersächsischen Landtag zu einer Fachveranstaltung mit dem Titel „Nachfolge und Ex
Letzte Woche war ich abends nach dem Melken noch unterwegs. Drei gute gebrauchte Anhängerreifen gab es zu verkaufen, und weil unsere vier Wasserwägen immer mal die ein oder andere Panne haben, wollte ich mir einen kleinen Vorrat an intakten Reifen anlegen. Auf dem Weg dorthin hab ich noch schnell den Besuch aus der Stadt vom Bahnhof eingesammelt und weiter ging's. Der Hof, an dem die Reifen verkauft wurden, war ein alter Drei-Seiten-Hof, wunderschön ausgebaut mit wieder frei gelegtem Fachwerk und einem Innenhof, der so sauber war, dass schnell klar war, dass hier schon lange kein Trecker mehr drübergerollt ist und auch keine Kuh getrieben wurde. „Ach,
Interview zum Thema Arbeit auf dem Hof mit Christoph Rothhaupt, Betriebsleiter und Ländlicher Familienberater in Unterfranken Unabhängige Bauernstimme: Was ist für Sie gute Arbeit auf dem Hof? Christoph Rothhaupt: Für mich persönlich ist gute Arbeit, wenn ich abends was weggeschafft habe. Wenn ich zufrieden auf den Tag blicke, weil ich mit Freude was Sinnvolles getan habe. Das kann z. B. den ganzen Tag Säen sein oder Zäunen auf den Weiden. Draußen bei den Tieren sein, frisch bearbeiteten Boden riechen oder frisch gemähtes Gras. Das schafft Zufriedenheit. Wie erleben Sie die Einstellung zur Arbeit in der Landwirtschaft? Die Arbeit steht häuf
Technologien für klein- und mittelbäuerliche Betriebe mehr in den Fokus nehmen: In Deutschland wirtschaften knapp 45 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe auf Flächen unter 20 Hektar. Dass diese Betriebe in der Technologieentwicklung häufig nicht mit bedacht werden, sondern vor allem die großen Produktionseinheiten in den Blick genommen werden, zeigt exemplarisch die jährliche Erhebung des Branchenverbandes der Digitalwirtschaft Bitkom. Hier werden Daten zum Stand der Digitalisierung in der Landwirtschaft erhoben und veröffentlicht, die erst für Höfe über 20 Hektar repräsentativ sind, das entspricht 55 Prozent aller Betriebe. Eine Online-Befragu
Interview mit Historikerin Susanne Anwander über die Geschehnisse vor 500 Jahren und der Blick von heute: Unabhängige Bauernstimme: Frau Anwander, Sie sind Ethnologin und Historikerin und seit fast 20 Jahren wissenschaftliche Mitarbeiterin und Ausstellungskuratorin im Bauernkriegsmuseum Leipheim/Schwaben. Sie waren beteiligt an der Konzeption der aktuellen Wanderausstellung der dreizehn deutschen Bauernkriegsmuseen zum 500-jährigen Gedenkjahr. Wie ist das Interesse am Besuch der Ausstellung und Führungen? Susanne Anwander: Es gab eine überraschend große Nachfrage nach Gruppenführungen, viele Einzelbesuche und jede Woche etwa ein bis zwei Medienan
Bäuerinnen und Bauern können diese Frage schnell beantworten: Nein! Für uns gibt es nichts Wichtigeres als das Wetter und damit das Klima. Nichts hat einen so großen Einfluss auf unsere tägliche Arbeit und den wirtschaftlichen Erfolg eines jeden Betriebs. Kein Wunder, dass viele Betriebe sich Gedanken machen, wie sie sicher sein können vor den Einflüssen, die der Klimawandel mit sich bringt. Die Liste ist lang. So vielfältig wie die Landwirtschaft ist, so individuell sind auch die Auswirkungen des Klimawandels. Schlecht sind immer die Extreme: extrem trocken, extrem nass, extrem viele Fliegen, extreme Starkregen, extreme Winde und das alles in einer n
Die Gewissheit ist, dass alles ungewisser wird – dagegen hilft nur Beweglichkeit. Es gab mal Zeiten, da redeten Bauern und Bäuerinnen wirklich nur über das Wetter. Dann gab es Jahre, da wurde über Wetter eigentlich nur noch im Zusammenhang mit dem Klimawandel geredet. Seit der gesellschaftlich wie auch politisch nicht mehr en vogue ist, bleibt es den Bauern und Bäuerinnen wieder weitestgehend allein überlassen, ob sie von Wetter mit oder ohne Klimawandel reden wollen. Für die meisten von ihnen ist allerdings Konsens, dass, wer heute Wetter sagt, um das Thema Klimawandel nicht herumkommt. War es lange Zeit – noch bis in die ersten Jahre des Jahrtausend
Die Blauzungenkrankheit belastet Schafbetriebe massiv durch extremen Pflegeaufwand, Tierverluste und wirtschaftliche Folgeschäden. Ende September ist Schafhalterin Ulrike Hasenmaier-Reimer mit ihrer Zuchtherde Juraschafe im baden-württembergischen Landkreis Schwäbisch-Hall noch mitten im Geschehen: Sie hat den Blauzungenvirus Serotyp 3 (BTV3) im Betrieb. Von ihren 60 Mutterschafen und 80 Jungtieren sind in den letzten Wochen 17 Tiere erkrankt und drei Lämmer gestorben. „Das ist kein Vergleich zu dem, was wir aus Nordrhein-Westfalen gehört haben“, so die Einordnung der Bioland-Schäferin. „Hier waren es meist milde Verläufe, die Tiere haben fast alle we
Parkinson als landwirtschaftliche Berufskrankheit anzuerkennen, muss Konsequenzen haben. Viel gesagt hat der Bauernverband zum Thema Parkinson und Pestizide bislang nicht. Dabei erreichte die Meldung, dass der Ärztliche Sachverständigenbeirat Berufskrankheiten (ÄSVB) beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales dazu rät, die neurologische Langzeiterkrankung als Folge der Anwendung von Pestiziden als Berufskrankheit anzuerkennen und damit den Weg frei zu machen für mehr und bessere Prävention wie auch für mehr und bessere Versorgung der Erkrankten, durchaus eine erhebliche Öffentlichkeit. Lediglich in der Badischen Bauernzeitung verweist der DBV dara
Vom Milchmarkt gibt es derzeit erfreuliche Nachrichten. Der Butterpreis ist auf Rekordniveau und auch der Kieler Rohstoffwert und die Börsenmilchwerte sind hoch und steigen weiter. Schon jetzt liegt der Preis für konventionelle Milch deutschlandweit bei ca. 45 Cent, zum Jahresende sind 50 Cent erreichbar. Der Milchmarkerindex der MEG Milchboard zeigt nahezu Vollkostendeckung an. Diese Tendenz ist in Deutschland, in Europa und weltweit zu beobachten. Vieles spricht dafür, dass das vorerst und vielleicht auch auf mittlere Sicht so bleibt. Schon im Rekordjahr 2022 mit über 60 Cent Auszahlungspreis wurde der leichte Mengenanstieg wesentlich ausgelöst
Gemeinsam in längerfristige, transparentere Geschäftsbeziehungen treten und die Kosten der Milchviehbetriebe einbringen. Ab Oktober 2024 soll es in Deutschland bei der Rewe-Tochter Penny eine faire Milch geben – auf Grundlage eines sogenannten Drei-Parteien-Vertrages, der zudem den Preis der Milch von den Produktionskosten der Milcherzeuger ableitet. Mit den drei Parteien sind die verschiedenen Akteure der Wertschöpfungskette bis zum Supermarktregal gemeint: Milcherzeuger, verarbeitende Molkerei und Lebensmitteleinzelhandel (LEH). Maßgeblich mit an der Vorbereitung dieses kooperativen Ansatzes beteiligt war Elmar Hannen, Milchbauer am Niederrhein un
Interview mit Lucia Heigl, Milchbäuerin in Bayern und stellvertretende Bundesvorsitzende der AbL zur BayWa-Krise Unabhängige Bauernstimme: Euer Milchviehbetrieb liegt in Bayern. Seid ihr von der BayWa-Krise betroffen? Lucia Heigl: Für uns ist die BayWa Teil unseres bäuerlichen Alltags. Wir kaufen unsere Schubkarren, die Gummistiefel sowie Düngemittel und Saatgut beim Landhandel in der Nachbarschaft, der zur BayWa gehört. Wir nutzen die Werkstatt für Reparaturen am Bulldog und an den Landmaschinen. Außerdem haben wir einen Servicevertrag mit der BayWa für die regelmäßige Wartung unseres Melkroboters. Aufgrund der kurzen Wege erhalten wir auch schn
Welche Lehren aus dem französischen Modell gezogen werden können. Das Agrarbündnis setzt sich im Rahmen des Projektes „Agrarmärkte nachhaltig gestalten“ mit Instrumenten zur Stärkung der landwirtschaftlichen Erzeuger:innen in der Lebensmittelwertschöpfungskette auseinander. Im Rahmen des Projektes stand bei einer Veranstaltung die fachliche Auseinandersetzung mit dem in Frankreich im Jahr 2017 eingeführten EGALIM-Gesetz im Fokus. Indem Produktionskosten in die Preisbildungsprozesse einbezogen werden, sollte dieses Gesetz für mehr Marktgleichgewicht und eine bessere Verteilung der Wertschöpfung in der Lebensmittelkette sorgen und darüber den Bauern u
Strom aus erneuerbaren Energien legt deutlich zu, erzeugt wird er vor allem auf dem Land. Der Ausbau des erneuerbaren Stroms übertrifft die gesetzten Ziele und hat im ersten Halbjahr 2024 einen Anteil von fast 60 Prozent erreicht. Insbesondere Photovoltaik (PV) wird im Rekordtempo ausgebaut, im letzten Jahr gab es einen Zuwachs von über 14.000 Megawatt (Ziel der Bundesregierung waren 10.000 MW). Es gibt inzwischen über 3,5 Millionen Besitzer von PV-Anlagen. Am Ende des Jahres werden es weit über vier Millionen sein. Zudem sind inzwischen über eine Million Batteriespeicher installiert. Auch Windkraft nimmt endlich Fahrt auf. Bei Neugenehmigungen h
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