Breites Bündnis junger Menschen auf dem Land

Im März sind es zwei Jahre, seitdem ein bundesweites Bündnis landwirtschaftlicher Jugendorganisationen in einer gemeinsamen Stellungnahme forderte, bundesweit eine sogenannte Niederlassungsprämie für Junglandwirt:innen einzuführen. Bisher können Gründende in der Landwirtschaft vor allem über die erste Säule der GAP für maximal fünf Jahre 134 Euro pro Hektar (bis 120 ha) erhalten. Dies setzt jedoch voraus, dass die jungen Landwirt:innen schon Fläche zur Verfügung haben. Das ist vor allem bei außerfamiliärer Hofnachfolge oft ein Problem. Immerhin sind es inzwischen sechs Bundesländer, in denen Junglandwirt:innen eine konzeptbasierte, flächenungebundene Prämie zwischen 40.000 und 100.000 Euro beantragen können. Während Sachsen-Anhalt die Prämie schon 2017 einführte und inzwischen mit einer Erhöhung der Prämie von ursprünglich 70.000 auf 100.000 Euro nachjustiert hat, werden in Brandenburg, Thüringen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland seit 2023 erste Erfahrungen gesammelt. Anhand eines Punktesystems werden die Antragsteller:innen nach Kriterien wie Diversifizierung, Viehbesatz und Einsatz von Arbeitskräften ausgewählt. Bisher muss ein:e Antragsteller:in mindestens 51 Prozent Anteil am jeweiligen Betrieb halten. Gerade dieser Passus benachteiligt Hofgemeinschaften oder Paare, die ihre Betriebe gleichberechtigt leiten wollen. Auch die zunehmende Gründung von Solawis fällt bei gleichberechtigter Aufteilung der Gesellschafter:innen somit aus der Förderung raus.

Aktives Bündnis
Auch Menschen, deren Gründung mehr als zwei Jahre zurückliegt, fallen aus der Förderung. Das ist in der Praxis ein viel zu knapper Zeitraum, in dem oft das Unternehmen zwar auf dem Papier schon existiert, Inventar, Gebäude oder gar Fläche aber noch nicht gekauft wurden und die Förderung dringend von Nöten wäre, um den Betrieb auf feste Füße zu stellen. Denn die Existenzgründungsprämie kann auch als Eigenkapital bei der Bank geltend gemacht werden. Neben o. g. Positionspapier gab es im Rahmen des Junglandwirt:innenprojektes der AbL und anderer Jugendverbände im Dezember 2022 an der Hochschule in Eberswalde und im Februar 2023 auf Gut Havichhorst in Münster Podiumsdiskussionen mit Betroffenen und Akteuren aus Landwirtschaft und Politik der jeweiligen Bundesländer. In NRW ist ein aktives Bündnis zwischen dem Ring der Landjugend Westfalen-Lippe und der jAbL entstanden. Gemeinsam mit anderen Agrarjugendorganisationen bleiben sie an der Thematik in NRW dran. Auf die Veranstaltung in Havichhorst folgte eine gemeinsame Pressemitteilung zum Erntedank, in der bemängelt wurde, dass sich das Ministerium bisher vor allem auf internen Prüfvorgängen und Ankündigungen ausruhe. Im Februar 2024 folgt eine gemeinsam organisierte Podiumsdiskussion im Rahmen der Agrarunternehmertage Münster. Für die GAP nach 2027 hat das Bundeslandwirtschaftsministerium mehr Unterstützung angekündigt, bleibt dabei aber unkonkret und vage. Zudem nötig ist der Aufbau einer zentralen Anlaufstelle als Gesamtüberblick über die jeweiligen Förderungen. Sinnvoll wäre auch ein Infosystem zum Austausch der jeweils Gründenden untereinander und das Sammeln von Problemen, um daraus Veränderungen abzuleiten und diese an politische Entscheidungsträger heranzutragen. Erneut unterstrichen wird dieser Bedarf auch durch den aktuellen Situationsbericht Landwirtschaft. In diesem werden die Kosten für die Einrichtung eines Arbeitsplatzes in der Landwirtschaft (Kapitalintensität) nach zuletzt knapp 700.000 Euro aktuell auf knapp 800.000 Euro beziffert. Kurz: In der Landwirtschaft einen Betrieb zu gründen, ist nochmals rund 100.000 Euro teurer geworden.

10.01.2024
Von: Theresa Lehr, Mitarbeiterin im Junglandwirt:innenprojekt der AbL

Netzwerke stärken junge Menschen auf dem Land - Foto: Schievelbein