Obwohl ich mich nun schon länger mit dem Thema Gentechnik und mit den Deregulierungsabsichten der EU-Kommission auseinandersetze, hat's mich jetzt doch gesetzt, als die jüngsten Vorschläge aus Brüssel ans Licht kamen. Egal, wie ich es hin und her drehe, egal, welche Vorsorgemaßnahmen wir ergreifen würden, mit diesem Gesetzesvorschlag könnten wir Gentechnikverunreinigungen auf unseren Äckern und in unseren Ställen nicht mehr verhindern. Die geplante Deregulierung ist komplett auf Kontamination und Verunreinigung ausgelegt. Je vielfältiger die Strukturen, desto häufiger würde es zu Verunreinigungen kommen. Wie managen? Wenn ich dem Nachbarn beim Mä
Mit Beginn der neuen Förderperiode der Gemeinsamen europäischen Agrarpolitik (GAP) wurde rund eine Mrd. Euro der ersten Säule für das neue Instrument der Ökoregelungen reserviert. Im Zuge der ersten Antragstellung haben die Bäuerinnen und Bauern in Deutschland hiervon allerdings nur rund 60 Prozent beantragt. Die Höhe der nicht beantragten Mittel liegt bei rund 450 Mio. Euro. Die Verausgabung dieses „übrigen“ Geldes für das Antragsjahr 2023 erfolgt nun nach einem in der GAP-Gesetzgebung festgelegten Vorgehen. So werden die Prämien aller Ökoregelungen voraussichtlich um 30 Prozent und die der sogenannten Basisprämie, inklusive der Umverteilungsprämie un
Technische Entwicklungen haben den Arbeitsalltag in der Landwirtschaft in den vergangenen 100 Jahren extrem verändert: vom Dreschflegel zum Mähdrescher und vom Pferd zum autonomen Schlepper. Dieser Prozess war begleitet von einem immer schneller werdenden Rückgang der in der Landwirtschaft Tätigen, immer größer werdenden Betrieben, deren Zahl dagegen immer weiter abnahm. Landwirtschaft als den ländlichen Raum und die Dörfer prägendes Lebensmodell, in dem die ganze Familie eingebunden ist, geht immer weiter zurück. 50 Prozent der Betriebe werden im Nebenerwerb geführt, auch Erwerbskombinationen steigen weiter an. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Teilzeit
Wir kennen sie alle, die vielen Diskussionen um die Probleme in der Landwirtschaft und die Mahnungen, aber auch Vorschläge an die Politik, endlich Veränderungen einzuleiten. Seit Jahren arbeiten wir zusammen mit der Verbändeplattform daran. Aber der Glaube an Technik, ständigen Fortschritt und unendliches Wachstum und die Macht der Großkonzerne haben dringend notwendige politische Schritte ständig ausgebremst. Doch inzwischen bestimmen Krisen wie Klimawandel, Kriege, Flüchtlingsströme und immer noch die Corona-Pandemie nicht nur unsere Nachrichten, sie verändern auch unser Leben. Sie zeigen uns deutlich die Schwachstellen in unserem weltweiten Wirtscha
GLÖZ-Standards, Ökoregelungen, Kombitabellen – seit diesem Jahr läuft bei der EU-Agrarförderung einiges anders als bisher. Am 15. Mai endete die erste Antragsfrist mit den neuen Regelungen. Einige Maßnahmen, die als Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen (AUKMs) aus der zweiten Säule bekannt sind, tauchen nun auch in den neu einzuhaltenden Standards für einen „Guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand“ (GLÖZ) der Konditionalität in der ersten Säule auf und in verschärfter Form dann doch wieder bei den AUKMs. Das ist nicht das Einzige, was im ersten Moment verwirren kann. Die benötigten Informationen – z. B. die Liste mit den Kennarten für die
Die Bio-Märkte bleiben unter Druck. Gab es jahrelang nur Wachstum zu vermelden, müssen seit dem Ende von Corona ständig Absatzrückgänge erklärt werden. Das lässt die erfolgsverwöhnte Branche nicht kalt. Absatzdelle oder Einbruch, Marktverlagerung, Strukturkrise oder Umstellungsstau. Und dennoch steht man unerschütterlich zu den verkündeten Zielen von 30 Prozent Bio bis 2030? Momentan überwiegen die Unsicherheiten. Dabei reichen die Marktberichte von erheblichen Überschüssen bis zu fehlenden Impulsen, von stabilen, ausgeglichenen Teilmärkten bis zu Marktverlagerungen und Pleiten. Milchauszahlung sinkt Mit deutlichen Übermengen hat der Bio-Milchmar
Stolz zeigt uns Said seine Olivenbäume. Eingerahmt in die haushohen „Knicks“ aus Hindi-Kakteen durchqueren wir den knapp drei Hektar großen Betrieb der Familie. Unter den Bäumen wachsen Fababohnen, Hafer und knallrote Mohnblumen, dicht gedrängt an die Tröpfchenbewässerungsschläuche. Normalerweise würde er hier Gemüse für den Großmarkt anbauen, aber dafür reiche dieses Jahr das Wasser nicht aus, erzählt uns Said. Stattdessen lasse er seine Schafe auf die Fläche, die den mageren Aufwuchs noch am besten verwerten könnten. Den Großteil der Flächen lässt die Familie inzwischen sogar ganz brachfallen, um zumindest die Bäume mit Wasser versorgen zu können. Sa
Meine Eltern hatten medizinische Berufe: Hebamme und Arzt. Vermutlich wurde ich deswegen schon früh Geburtshelfer. Das erste Kalb, bei dessen Geburt ich spontan half, hieß – in Anlehnung an meinen Spitznamen – Klein-Ossi. Später, während Lehre und Studium, sind Kühe meine Leidenschaft geworden – der Kuhherde bei Morgengrauen vom Schuppendach des Lehrbetriebes aus zuzuschauen, während der Altbauer unten nach mir suchte, waren absolute Glücksmomente. Seit dieser Zeit haben bei mir Milchviehhalter einen Stein im Brett. Was ich damals lernte: Um Kühe kümmert man sich auf dem Hof besonders intensiv, da gibt es eine besondere Tier-Mensch-Beziehung. Und we
Der Krampus, ein monströses Wesen mit Zottelfell, Hörnern und Tiergesicht, rennt und hopst wie irre in einem Imagevideo der Tiroler Tourismusbranche unter einem blassen Mond durch den verschneiten Winterwald, findet einen offenbar verlorenen Kinderfäustling am Boden und trägt ihn mit einem polterigen Auftritt in die wohlig warm beleuchtete Hüttenwirtschaft. Er gibt den Handschuh einem kleinen Mädchen, welches ihn als ihren wieder erkennt. Da guckt die rotwangige Hüttenwirtin mit einem breiten Lächeln aus der Küche, grüßt und fragt den Besucher, was sie ihm denn Gutes tun könne. „Einen Latte macchiato mit Hafermilch bitte“, kommt die Antwort mit einer u
Alle an Bord der Maschine nach Colombo sind einigermaßen erleichtert, als das Flugzeug sicher landet. Um uns herum tost ein Unwetter mit Sturzregen. Dabei sollte es im Februar in Sri Lanka warm und trocken sein, der Monsun beginnt frühestens im Mai. „Solche Wolkenbrüche haben wir seit Wochen fast täglich“, erzählen uns die Freunde, bei denen wir an diesem Abend übernachten. Im Gepäck haben wir ein Paket mit verschiedenen Käsesorten – Käse gebe es schon seit vielen Monaten nirgends zu kaufen, hatte Suranga geschrieben. Die Wirtschaftskrise ist das Hauptthema beim Abendessen mit Fisch-Curry und Hoppers, einer Art Pfannkuchen aus fermentiertem Reismehl un
Auf Antrag von Österreich wurde das Thema „Neue Gentechniken“ auf das Ratstreffen der europäischen Umweltminister:innen Mitte März gesetzt. Sieben Länder haben sich sehr kritisch zu den Plänen der EU-Kommission geäußert, das bestehende Gentechnikrecht für neue Gentechnikverfahren (NGT) wie CRISPR/Cas aufzuweichen oder abzuschaffen. Die Grundpfeiler des EU-Gentechnikrechts wie Vorsorgeprinzip, Risikoprüfung, Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung müssten auch bei den neuen Techniken aufrechterhalten bleiben. Im Juni 2023 will die EU-Kommission ihren Gesetzesvorschlag für bestimmte Anwendungen neuer Gentechnikverfahren bei Pflanzen vorlegen. Wie der genau
Vor wenigen Wochen saß ich gemeinsam mit einigen landwirtschaftlichen Praktikern in einer Videokonferenz. Da sich die Anwesenden nicht kannten, startete das Treffen mit einer Vorstellungsrunde. Ein junger Betriebsleiter sagte, er habe „den Zirkus einer außerfamiliären Hofübergabe“ hinter sich und bewirtschafte nun einen Betrieb im östlichen Brandenburg. Ohne es auszusprechen, dachte ich: Recht hat er, es ist ein „Zirkus“ mit den außerfamiliären Hofübergaben. Junge Menschen, die nicht aus der Landwirtschaft kommen, aber trotzdem ihre Leidenschaft für diesen wunderbaren Beruf entdeckt haben und sich selbständig machen wollen, sind in vielen Fällen mit
Den Traum vom eigenen Hof Wirklichkeit werden zu lassen, eigenverantwortlich Bauer oder Bäuerin mit Tieren, Land, Maschinen zu sein, ist immer noch vor allem für die realisierbar, die aus entsprechenden Familienzusammenhängen stammen.
Lange war nicht klar, wie es mit der Ringelschwanzprämie in Niedersachsen weitergeht. Im Koalitionsvertrag vom Herbst 2022 war zu lesen, dass man ein Strohprogramm auflegen wolle. Seit kurzem gibt es einen Richtlinienentwurf für Tierwohlmaßnahmen in der Schweinehaltung. Als Basis gilt zwar auch nach wie vor der Ringelschwanz, der bei Ferkeln jederzeit zu mindestens 80 Prozent und bei Mastschweinen zu 70 Prozent intakt sein muss. Allerdings wird dieses Kriterium allein nicht mehr ausreichen, um in den Genuss der Prämie zu gelangen. Die Fördermaßnahmen sind in drei Teilgebiete aufgeteilt, Sauenhaltung, Ferkelaufzucht und Mast. Für die Sauen In der
„Verändere die Welt, sie braucht es.“ Der Satz von Bertolt Brecht geht mir durch den Kopf, als ich in den Tagen in Lützerath den großen Hof von Eckhard Heukamp, seit über 250 Jahren im Familienbesitz, sehe. Vier Tage später ist er weg, dem Erdboden gleichgemacht, genau wie die vielen Baumhäuser auf dem Hofgelände. Und einer der fruchtbarsten Ackerböden Deutschlands soll wider aller Vernunft vom Energiekonzern RWE – zudem einer der größten Agrarsubventionsempfänger in Deutschland – weiter abgebaggert werden. Die Braunkohle unter dem Dorf Lützerath wird nicht zur Energiesicherheit gebraucht. Es geht um reine Machtinteressen, um zusätzliche Konzernprofite
Der Platz vor dem Brandenburger Tor, auf dem die große Bühne für die Auftaktkundgebung zur Wir-haben-es-satt-Demo 2023 steht, ist noch leer. Es ist Samstagmorgen in einem kalten, aber trockenen Berlin. Wenige Stunden später werden hier 10.000 Menschen eine andere Agrarpolitik fordern, werden die Demonstranten für die 55 Trecker, gefahren von Bäuerinnen und Bauern, ein Spalier formen. Noch aber sind die Traktoren zu einem anderen Ort in Berlin unterwegs: dem Außenministerium. Fast eine ganze Woche lang tagt hier auf Einladung des Bundeslandwirtschaftsministers Cem Özdemir die GFFA, die internationale Agrarministerkonferenz. Unzählige PressevertreterInne
Alle Jahre wieder gibt es inzwischen und mit wachsender Bekanntheit den Veganuary. Die Kunstwortschöpfung aus dem englischen Begriff für den Monat Januar und dem Wort „vegan“ bezeichnet eine ursprünglich britische Initiative und Organisation, die sich die Promotion eines Ausprobierens der veganen Lebensweise für eben mindestens den ersten Monat des neuen Jahres auf die Fahnen geschrieben hat. Besonders gerne wurde das – wie schon in den vergangenen Jahren – auch in diesem Jahr in Deutschland von den großen Konzernen des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) aufgegriffen. Sie bewerben oder führen auch nur für diese Zeit neue Produkte ihres veganen Sortimentes
Der letzte Baum gerodet. Die Häuser planiert und die Tunnel geräumt. In Lützerath ist hinter dem doppelten Bauzaun nur noch Ödnis geblieben. Alles ist bereitet, um den Dreck über der Kohle abzubaggern. Doch der Dreck, den der Energiekonzern RWE so dringend braucht, um die Ränder auf der anderen Seite der gigantischen, mehrere hundert Meter tiefen Grube abzuflachen, ist einer der besten Böden Deutschlands. Nacheiszeitliche Lößablagerungen, viele Meter stark, gewähren gute Nährstoff- und Wasserversorgung. Beste Voraussetzungen für den Anbau von Lebensmitteln wie Getreide, Möhren und Spinat. Der Dreck, da sind sich viele Menschen einig, liegt viel tief
Eigentlich waren wir in den letzten Jahren frohen Mutes, als unsere Forderungen nach einer Agrarwende aufgenommen und in konkreten Konzepten ausgearbeitet wurden, dass wir nun den Umbau der Landwirtschaft Punkt für Punkt abarbeiten können. Die Zukunftskommission Landwirtschaft und die Borchert-Kommission hatten hierfür ein Mandat aus dem Landwirtschaftsministerium und damit auch eines einer CDU-geführten Bundesregierung. Was sollte da noch schief gehen. Die Ergebnisse liegen bei der Borchert-Kommission seit drei Jahren und bei der Zukunftskommission seit eineinhalb Jahren auf dem Tisch. Umgesetzt wurde bisher nichts. Und das, obwohl nicht nur fast a
Am 6. Dezember demonstrierte „Keine Patente auf Saatgut!“ in Einbeck (Niedersachsen) anlässlich der Jahreshauptversammlung der Firma KWS (Kleinwanzlebener Saatzucht). Diese hat in den letzten Jahren vermehrt Patente auf konventionell gezüchtete Pflanzen angemeldet. Diese Patente gefährden das gesetzlich garantierte Züchterprivileg für konventionell gezüchtete Pflanzen, das die freie Zucht mit allen auf dem Markt befindlichen Pflanzensorten erlaubt. Aus Anlass der Jahrestagung veröffentliche „Keine Patente auf Saatgut!“ einen Bericht zu den Patenten der Firma KWS, in dem gezeigt wird, welche Risiken von derartigen Patenten für die Pflanzenzucht ausge
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Am 5. und 6. Dezember findet eine – möglicherweise mit einem