Mit einem Wort: Nein!

Geehrte EU-Kommission, ich traue mich, eine Voraussage zu machen: Der Plan, mit dem geplanten Gesetzesvorschlag zu den neuen Gentechniken einen Dammbruch für eine Risikotechnologie zu erzeugen und den roten Teppich für die Gentechnikkonzerne auszurollen, der wird scheitern. Die Bäuerinnen und Bauern, die Gärtnerinnen und Gärtner, die Züchterinnen und Züchter und die Zivilgesellschaft werden ihre bislang zum Teil noch schläfrige Haltung aufgeben, aufstehen und sagen: Mit uns nicht! Das Recht auf gentechnikfreie Erzeugung von Lebensmitteln lassen wir uns durch die EU-Kommission nicht nehmen und die Abhängigkeit von einer Handvoll Gentechnikkonzernen lehnen wir ab.

Der geplante Gesetzesvorschlag ist ein großes Täuschungsmanöver, nach dem Motto: Die neue Gentechnik (NGT) ist großenteils gar keine Gentechnik, deshalb kann man sie in der konventionellen Landwirtschaft unbedenklich anwenden und es reicht, das Saatgut zu kennzeichnen. In der Biolandwirtschaft sollen die NGT-Pflanzen verboten bleiben. Doch damit wird eine Spaltung zwischen konventioneller und Biolandwirtschaft provoziert.

Zur Verteidigung werden die abgewetzten Klamotten aus den letzten Jahren wieder rausgeholt: neue Gentechnik als neues Wundermittel gegen zunehmende Trockenheit, zur Pestizidreduktion und zur Abschaffung des Hungers in der Welt. Wie unwissenschaftlich und ideologisch ist das denn? Wo war denn das dürreresistente Saatgut für die italienischen Berufskollegen in der Frühjahrstrockenheit? Und im Mai haben die Überschwemmungen alle Ernten kaputt gemacht. Kein NGT-Saatgut hätte dies im Ansatz verhindert.

Es geht um die Profite der Agrarkonzerne und um die Abhängigkeit von Millionen von Bäuerinnen und Bauern. Stattdessen wird immer noch mit der moralischen Keule des Hungers argumentiert. Dabei ist bekannt, was viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und kluge Politikerinnen und Politiker schon lange sagen: Hunger ist ein Verteilungs- und Armutsproblem. Mit Zugang zu Land, Wasser, Saatgut, Bildung lässt sich Hunger erfolgreich bekämpfen.

Gegen Konzern-Profitgier setzen wir, Bäuerinnen und Bauern, auf unsere Märkte: Die Umsätze von Lebensmitteln mit Ohne-Gentechnik-Siegel sind bei Milch, Geflügelfleisch, Eiern seit Jahren deutlich gestiegen. Der gentechnikfreie konventionelle und ökologische Anbau in Europa ist ein großer Wettbewerbsvorteil. Diese Märkte und das Vertrauen zu Verbraucherinnen und Verbrauchern lassen wir uns nicht kaputt machen.

Wo bleiben eigentlich die Vorschläge der EU-Kommission zur Vorsorge, zur Wahlfreiheit und zum Schadensersatz? Ist die Kommission nicht auch eine der Verbraucherinnen und Verbraucher? Sollen wir Bäuerinnen und Bauern bei Verunreinigungsskandalen auf dem Schaden sitzen bleiben? Wir haben den großen Gentechnikreis-Verunreinigungsskandal 2006 in den USA nicht vergessen. Da kam die dreiste Antwort des Herstellers Bayer: Es war ein Akt Gottes und die Unachtsamkeit der Farmer. Auch für die anrollende Patentierungswelle durch die neuen Gentechniken gibt es keine Lösung.

Deshalb: Nein, mit uns nicht! Die Kommission sollte sich auf eine scharfe inhaltliche Auseinandersetzung gefasst machen. Im nächsten Jahr sind Europawahlen. An alle EU-Regierungen, die verantwortlichen Ministerinnen und Minister und an alle, die im EU-Parlament sind und rein wollen: Wir werden die Wahlen auch zu einer Abstimmung über die neue Gentechnik machen. Wir sind viele und werden für eine gentechnikfreie Lebensmittelerzeugung und die Wahlfreiheit für alle kämpfen. Jede und jeder Einzelne von uns. Auch neue Gentechnik kommt bei uns nicht durch.