Schon seit Ende der 90er Jahre haben gerissene Unternehmer das Potential von LPG-Nachfolgeunternehmen in den ostdeutschen Bundesländern erkannt. Letztlich noch aus der Landwirtschaft kommende wie Siegfried Hofreiter oder Jürgen Lindhorst stiegen früh ein und kauften Betrieb um Betrieb. Liquiditätsengpässe, Managementfehler oder Geldbedarf bei den Gesellschaftern ermöglichten ihren Einstieg. Später kamen die Investoren, die ihr Geld in der Möbelbranche, als Brillenhersteller, als Entsorger oder sonst wo gemacht haben. Dem Geldadel fehlte das wertbeständige Investment im Anlageportfolio. Als dann nach dem Bankenzusammenbruch im Jahr 2007 die Kernschmelze
Im Vorfeld der Zukunftskommission Landwirtschaft ist es aus einem Milchdialog des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) heraus gelungen, ein gemeinsames Positionspapier, das von einer neuen, breiten Bauernbewegung getragen wird, zu erarbeiten und am 21. August zu veröffentlichen. Unterzeichnet wurde das Papier von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), vom BDM, von Land schafft Verbindung (LsV), vom European Milk Board (EMB), von den Freien Bauern und den großen Milcherzeugergemeinschaften MEG Milch Board, MEG NRW und MEG Rheinland-Pfalz sowie der neu gegründeten Bauern-und-Land-Stiftung. Schnittmenge definieren Jann Harr
Die Politik kommt unter Druck, hat doch die Corona-Krise nicht nur die miserablen Arbeitsbedingungen in den großen Schlacht- und Zerlegebetrieben ins politische Bewusstsein gebracht, sondern auch eine Debatte losgetreten, ob nicht neben dem Umbau der Tierhaltung auch notwendigerweise ein Umbau der Fleischindustrie voranzutreiben wäre. Dezentrale Strukturen Die Forderung, jeder Landkreis brauche seinen Schlachthof, klingt gut. Hatten wir ja! Damals, als der Staat noch seine Aufgabe in der Sicherung der Daseinsvorsorge, sprich Lebensmittelsicherheit, sah. Damals gab es diese kommunalen Schlachthöfe in den größeren Städten fast aller Landkreise. Bevor n
Es braucht scheinbar immer erst einen Super-GAU, damit Bewegung in Dinge kommt, die über Jahre in politischer Diskussion sind. Die Atomkraft brauchte Fukushima, damit es einen politischen Konsens zum Ausstieg aus der Kernenergie geben konnte, der Umbau der Tierhaltung nun offenbar einen Coronaausbruch in Deutschlands größtem Zerlegebetrieb in Rheda-Wiedenbrück. Lange sind die Missstände um Werkverträge in der Schlachtbranche bekannt, ebenso die Probleme in der Nutztierhaltung. Seit 20 Jahren wollten die zuständigen Minister Funke, Künast, Aigner und Schmidt etwas ändern. Geschehen ist außer vielen Diskussionsrunden innerhalb und außerhalb des Ministeri
Eigentlich fordert öffentlich niemand mehr, in der Nutztierhaltung in Deutschland alles so zu lassen, wie es ist. Im Gegenteil: In den letzten Wochen äußerten sich die unterschiedlichsten Stimmen für einen Umbau, gefühlt geradezu im Minutentakt. Der Ethikrat, ein beratendes Gremium der Bundesregierung, schrieb in seiner Stellungnahme „Tierwohlachtung – Zum verantwortlichen Umgang mit Nutztieren“: „Das geltende Recht enthält zumindest vordergründig strenge Tierschutzvorgaben. Dennoch werden Nutztieren unter den gängigen Zucht-, Haltungs-, Schlacht- und Verwertungsbedingungen oft routinemäßig Schmerzen und Leid zugefügt. Reformbemühungen betreffen ledigl
'Sweet Wonder', das ist ein extra süßer Zuckermais, der einen noch höheren Zuckergehalt hat als „normalsüßer“ Zuckermais. Zudem wandelt sich bei den extrasüßen Sorten der Zucker noch langsamer in Stärke um, so dass er länger süß und damit länger handelsfähig bleibt. Zuckermais ist in Deutschland eine Nischenkultur und wurde 2019 auf ca. 2.000 Hektar angebaut. Der Markt befindet sich seit einigen Jahren im Aufwind. 'Sweet Wonder' ist eine konventionelle Zuckermaissorte, gezüchtet vom US-amerikanischen Unternehmen Illinois Foundation Seeds, Inc. (IFSI), das sich als Branchenführer bei Süßmais in den USA sieht. Vertrieben wird 'Sweet Wonder' u. a. über de
Der Hof von Ada Fischer liegt fast direkt am Meer. Nur ein Winter- und ein Sommerdeich und das dazwischenliegende Deichvorland trennen sie von der Nordsee und dem Wattenmeer. Das ist in Niedersachsen seit 1986 als Nationalpark geschützt. Seit 1992 ist das Wattenmeer UNESCO-Biosphärenreservat und seit 2009 auch Weltkulturerbe. Den Hof von Ada Fischer gibt es schon viel länger. Als Bioland-Hof wirtschaftet sie seit über 30 Jahren im Einklang mit der Natur und in der Tradition der bäuerlichen Kultur, die sich hier an der Grenze von Meer und Land über Jahrhunderte entwickelt hat. Die Gezeiten, das ständige Kommen und Gehen des Meeres, sind Teil des Alltags
Was sich die Europäische Kommission (KOM) in ihrer am 20. Mai veröffentlichten Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ (Farm to Fork) vorgenommen hat, kann getrost als Novum bezeichnet werden. So sollen die Nährstoffverluste der EU bei gleichbleibender Bodenfruchtbarkeit bis 2030 um mindestens 50 % reduziert werden. Gleiches gilt für den Einsatz von Pestiziden. Der Anteil des Ökolandbaus soll hingegen auf 25 % ansteigen. Auf Seite eins ihrer Strategie bezeichnet die KOM diese als „Kernstück“ ihres europäischen „Green Deal“. Dieser im Dezember 2019 von der Kommissionpräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) veröffentlichte Vorschlag gibt das Ziel aus, die Wirtsc
Mit der Vorstellung der Biodiversitätsstrategie und der Farm-to-Fork-Strategie setzt die EU-Kommission einen neuen Rahmen für die zukünftige Landwirtschafts-, Natur- und Umweltpolitik. Eigentlich war die Veröffentlichung schon für Ende März geplant. Dass sie sich bis Ende Mai hinauszögerte, lag auch an der Corona-Pandemie. Ein neuer Rahmen Auch wenn es den Anschein hat, beide Papiere stünden nebeneinander, so fällt doch auf, dass die Verfasser der Biodiversitätsstrategie mit sehr grundlegenden Feststellungen zum Verhältnis Mensch – Umwelt beginnen: „Von den großen Regenwäldern der Welt bis hin zu kleinen Parks und Gärten, vom Blauwal bis hin zu mikro
Das Timing stimmte. Als die Republik vorsichtige Lockerungsübungen versuchte und die Corona-News-Ticker nicht mehr im Minutentakt neue Nachrichten zu vermelden hatten, erreichte die Coronakrise der Fleischindustrie ihren Höhepunkt. Nachdem zuvor bereits Mitarbeiter in Schlachtbetrieben von Müller in Baden-Württemberg und von Vion in Schleswig-Holstein erkrankt waren, ereilte es Westfleisch. Eine Woche, nachdem die ersten Mitarbeiter im Schlachthof im nordrhein-westfälischen Coesfeld positiv auf Covid-19 getestet waren, schloss nicht etwa der zuständige Landrat, sondern der Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) den Betrieb. Aufgrund der ger
Opportunity – Gelegenheit – hieß der Mars-Rover, der jahrelang auf unserem unwirtlichen Nachbarplaneten herumfuhr, Fotos und Daten sendete, bevor ihn 2018 ein Sandsturm endgültig lahmlegte. Der Farmdroid sieht ein bisschen aus wie Opportunities großer Bruder mit seinem Solarpanel waagerecht über Aggregaten und Rädern. Er steht noch ganz am Anfang seiner Mission, die auch nicht auf dem Mars, sondern auf Äckern auf der Erde stattfindet. Die Idee stammt von zwei Brüdern aus Dänemark, die schon seit Jahren an selbstfahrenden Robotern für den Einsatz in der Landwirtschaft tüfteln. Im vergangenen Jahr schaffte es dann die erste Kleinserie mit dem Namen Farmd
Es sind seltsame Zeiten, die wir gerade erleben, obwohl sich das Leben auf dem Hof im Grunde nicht geändert hat. Die täglichen Abläufe und Tätigkeiten sind dieselben geblieben, die Arbeiten, die der Frühling jedes Jahr mit sich bringt, sind nach und nach dazugekommen. Die Wiesen sind inzwischen trotz der schon wieder trockenen Böden grün geworden und die Kühe sind auf der Weide. Wenn man aber die „Insel“ Hof mal verlässt, merkt man, wie stark sich die Welt verändert hat. Die Mischung lässt in mir den Eindruck eines schwankenden Bodens entstehen. Das Herunterfahren der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aktivitäten hat nicht nur den angenehmen Ef
Dass jetzt gerade der Spargel dran ist, macht die Sache nicht einfacher – ausgerechnet die eher als Luxusgemüse denn als Grundnahrungsmittel empfundenen und außerdem nicht ganz einfach und unter erheblichem körperlichem Einsatz zu erntenden empfindlichen Stangen, die bei entsprechendem Wetter explosionsartig sprießen und punktgenau gestochen werden müssen. Schon vor Jahren winkten Spargelerzeuger ab, als ihnen mit Langzeitarbeitslosen geholfen werden sollte: zu unmotiviert, unfit und unzuverlässig. Stattdessen stechen Osteuropäer, inzwischen oft Rumänen, zäh und klaglos, schnell und geschickt, oft gering entlohnt und spartanisch in Massenunterkünften u
Der Corona-Shutdown mit Versammlungsverbot und Ladenschließungen hat das öffentliche Leben zum Erliegen gebracht. Betroffen davon sind auch tausende Bauern, die im vergangenen Herbst begannen, auf der Straße für mehr Anerkennung des Berufsstandes zu protestieren. Betroffen sind auch die vielen Initiativen, die sich rund um das Bündnis Meine Landwirtschaft für eine langfristige Transformation der Landwirtschaft in Deutschland und Europa einsetzten. Auch politisch scheint das Thema Landwirtschaft, abgesehen von der Diskussion um Bedarf und Arbeitsbedingungen bei Erntehelfern, derzeit wenig Beachtung zu finden. Dabei stehen ganz aktuell mit den Ergebniss
In der letzten Bauernstimme berichtete ich davon, wie Mitte März das Coronavirus in unser Dorf kam und wie auch ich infiziert wurde. Vielen Dank für die vielen Mut machenden Mails und Nachrichten, die mich anschließend erreichten. Sie haben gewirkt: Ich bin wieder gesund. Zur Erinnerung: Auf einer Ausschusssitzung des Gemeinderates am 11. März saß ich mit vierzehn anderen Kommunalpolitikern im Stolper Dorfgemeinschaftshaus zusammen. Wie sich später herausstellte, war einer von uns – Axel, unser zweiter stellvertretender Bürgermeister – zu diesem Zeitpunkt coronapositiv. Zumindest fünf von uns sind mutmaßlich an diesem Abend infiziert worden. Nachdem A
In der aktuellen Situation, in der Corona immer mehr Menschen unmittelbar betrifft. Entweder weil sie Freunde oder Bekannte haben, die betroffen sind, oder aber dass sie selbst unter Quarantäne stehen. Falls sie aktuell nach mehr Lesestoff suchen dann finden sie hier die aktuelle Ausgabe der Unabhängigen Bauernstimme als pdf.
Als vor einigen Jahren tausende von Menschen durch das Ebola-Virus dahingerafft wurden, haben wir das bedauernd zur Kenntnis genommen, wir leben ja nicht in Liberia oder im Kongo. Wenn im brutalen Syrienkrieg seit 2011 mehr als 380.000 Menschen getötet und mehr als 11 Millionen vertrieben werden, dann macht das manche von uns fassungslos, aber bei uns sind ja keine Bomben gefallen. Dass geflüchtete Menschen in total überfüllten Lagern auf einer wunderschönen Urlaubsinsel zusammengepfercht werden und menschenunwürdig leben, ist für eine zivilisierte europäische Gesellschaft ein Armutszeugnis, aber was tun? Dass unsere Konsum- und Verschwendungsgesellsch
Wir werden die Frage des Biodiversitätsverlustes nicht über Gewässerrandstreifen lösen, es muss eine Veränderung in der Fläche passieren. Noch zu oft wird im Hinblick auf politische Aktivitäten zwischen Schutz- und Schmutzgebieten unterschieden. Dabei gibt es eigentlich schon lange bessere Ideen. Schon Ende der 60er Jahre veröffentlichte Hans Braun, Professor für Pflanzenkrankheiten der Universität Bonn, einen Aufsatz zu „Pflanzenhygiene und integriertem Pflanzenschutz“, in dem die Bedeutung eines größer gefassten Blicks auf den sich zur damaligen Zeit vornehmlich auf chemische Maßnahmen beschränkenden Pflanzenschutz deutlich wird. In der Zusammenfassu
Es handelt sich um ein Filetstück, ein Grundstück mit Bebauungsplan und noch 14 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche drum herum. Hamburgs Innenstadt ist gerade einmal dreißig Minuten mit der S-Bahn plus eine kurze Autofahrt entfernt. Ganz klar ein Objekt für Investoren. Aber Hauke Jaacks (57) war sich sicher, als aktiver Landwirt nach dem Grundstücksverkehrsgesetz Vorrang beim Kauf zu haben, als die Eigentümer diese Flächen anboten. Das war 2017, ein Jahr, bevor seine Pachtverträge für genau diese Flächen ausliefen. Die Autofahrt endet vor einem Waldstück, rechter Hand befindet sich die Hofstelle von Hauke und Svantje Jaacks. Es ist kaum noch zu
Heute Morgen habe ich den Text für diese Seite schon einmal geschrieben. Jetzt fange ich noch einmal von vorne an, weil sich wieder einmal alles geändert hat. Stolpe, mein Heimatdorf, ist fest im Griff des Corona-Virus. Was ist geschehen? Am Mittwoch, 11.März, gab es im Gemeinderat eine Ausschusssitzung, bei der auch ich anwesend war. Einige Tage später wurde eines der Ausschussmitglieder positiv auf Corona getestet. Wie wir heute Morgen erfuhren, ist er – durch eine Krebserkrankung gesundheitlich angeschlagen – heute Nacht verstorben. Nach Bekanntwerden dieser Infektion wurde alle Personen, die bei dem Ausschuss waren, sowie ihre im Haus lebenden F
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In einer Übersichtsarbeit haben Agrarwissenschaftler aus den