Bio-MMI: Der Biomilchmarkt funktioniert nicht - Biobauern kommen nicht auf ihre Kosten

Die Biomilcherzeugungskosten in Deutschland lagen im Wirtschaftsjahr 2021/22 bei 66,97 Cent pro Kilogramm. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Kosten um 2,68 Cent pro Kilogramm gestiegen, so dass der Index von 96 auf 100 Punkte kletterte. Dies ist der höchste Kostenstand der letzten sieben Jahre. Insbesondere die Futterkosten sind so hoch wie nie. Bei einem Niveau von 13,62 Cent pro Kilogramm sind sie im Vergleich zum Vorjahr um 3,99 Cent (41 %) gestiegen. Dazu kamen die starken Kostensteigerungen bei der Energie (+ 24 %). Das teilt die MEG Milch Board mit Blick auf die im Auftrag der MEG Milch Board, des European Milk Board (EMB) und des Bundesverband deutscher Milchviehhalter (BDM) ermittelten neuesten Berechnungen des Büros für Agrarsoziologie und Landwirtschaft mit.

Die Gesamterzeugungskosten belaufen sich demnach auf 78,74 Cent pro Kilogramm. Nach dem Abzug der Einnahmen aus den Direktzahlungen und Zuschüssen (11,77 Cent pro Kilogramm, ohne sonstige Zahlungen aus den Agrarumweltmaßnahmen, aber mit der Bioprämie) ergab sich das Endresultat von 66,97 Cent pro Kilogramm. Die Erzeugerpreise für Biomilch stiegen im Vergleich zum vorherigen Wirtschaftsjahr um 3,66 auf 52,31 Cent pro Kilogramm. Der aktuelle Biomilchpreis kann nur 78 Prozent der Milcherzeugungskosten decken.

Während die Preise für konventionelle Milch die notwendige Kostendeckung erreichen, hält sich der Preisanstieg für Biomilch in Grenzen. Gründe dafür sieht der Vorstandsvorsitzende der MEG Milch Board Frank Lenz in den Mengensteigerungen der letzten Jahre sowie im aktuell geringeren Absatz vor allem im Handel. Hinzu kommt, dass dieser Lenz zufolge Preisexperimente wagt und auslotet, wo die Schmerzgrenze der Konsumenten*innen liegt. Milcherzeuger*innen profitieren jedoch nicht von den Preiserhöhungen.

Lenz sieht die Biobäuerinnen und -bauern von der tatsächlichen Kostenentwicklung abgekoppelt: „Damit werden sie akut und wissentlich in ihrer Existenz bedroht!“ Er stellt weiter fest: „Die Politik wird nicht müde zu betonen, wie wichtig der Ökolandbau für die Lösung der vielschichtigen Herausforderungen unserer Zeit ist. Dennoch ist nicht zu erkennen, dass die Hauptakteure, nämlich die Biobäuerinnen und -bauern, eine entsprechende Stellung in der Wertschöpfungskette einnehmen können. Nur durch Subventionen kann eine Ausweitung des Ökolandbaus und auch der ökologischen Milcherzeugung nicht erreicht werden.“ Lenz befürchtet, dass die Ziele der Bundesregierung gefährdet sind: „Wenn die Bäuerinnen und Bauern systembedingt nicht in der Lage sind, ihre Kosten geltend zu machen, wird es auch im Ökobereich zu einer steigenden Anzahl von Betriebsaufgaben kommen. Dann haben wir eine ähnliche Situation wie im konventionellen Bereich: steigende Preise durch sinkende Milchmengen – allerdings ebenfalls durch diese Betriebsaufgaben teuer erkauft.“ Hier wird einmal mehr deutlich, wie wichtig es ist, dass Bäuerinnen und Bauern ihre Kosten auch im Verkaufspreis abbilden können. Grundlage ist hierfür die Anwendung des Artikel 148 der Gemeinsamen Marktorganisation (GMO). Darüber hinaus ist eine aktive Mengensteuerung durch die Bäuerinnen und Bauern unausweichlich, wenn wir stabile Ökohöfe aufbauen wollen, die unser Klima und die Tiere schützen.“

Der vom Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft neu berechnete Kostenstand gilt für das Wirtschaftsjahr 2021/2022. Die weiteren Kostensteigerungen ab Mitte des Jahres 2022 sind in den Ergebnissen noch nicht abgebildet, sondern werden erst mit der nächsten Auswertung sichtbar. Sorgen machen Lenz die durch die Knappheit exorbitant hohen Preise für Zukauffutter: „Mit fortschreitendem Klimawandel wird sich auch die Futterkrise verstärken. Allein dieser Fakt unterstreicht, dass auch im Biobereich nicht nur kostendeckende, sondern gewinnbringende Preise erzielt werden müssen. Um innovative Lösungen für Klima und Umweltschutz auf den Höfen zu entwickeln und umzusetzen. Dass die Bäuerinnen und Bauern dazu bereit sind, zeigen die Umstellerzahlen in wirtschaftlich attraktiven Zeiten. Ob wir als Gesellschaft bereit sind, die Verantwortung dafür zu übernehmen, dass das so bleibt, liegt an uns.“

15.11.2022
Von: FebL/PM