Die drastischen Milchpreissenkungen der letzten Wochen beschäftigen nach Ansicht der Deutschen Milcherzeugergemeinschaft MEG Milch Board die Milcherzeuger*innen sehr. Das habe sich auch bei den Regionalversammlungen der MEG Milch Board, die an zehn verschiedenen Orten in Deutschland stattgefunden haben, gezeigt. Dort sei das Thema sehr kritisch diskutiert und hinterfragt worden, auf welcher Grundlage die Preissenkungen zustande kamen. Während die Milchpreise ganze elf Monate brauchten, um vom Januar 2022 von 41,44 Cent auf 59,33 Cent pro Kilogramm im November zu steigen (AMI Deutschland bei 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß), genüge scheinbar die Ankündigung einer einzigen Molkerei, um einen Preissturz auszulösen.
Den Anfang machten laut MEG Milch Board offensichtlich die Milchwerke Schwaben, eine Genossenschaftsmolkerei mit Schwerpunkt Käseherstellung, die ihre Milcherzeuger*innen Ende Januar über eine Absenkung des Milchpreises um 15 Cent pro Kilogramm informierten, von einem Grundpreis im Dezember von 58,46 ct/kg auf nur noch 43,46 ct/kg Milch im Januar. Dazu bemerkt der Vorstandsvorsitzende der MEG Milch Board Frank Lenz: „Damit wurde ein Anker gesetzt. Der niedrige Preis dient anderen Molkereien als Referenzpunkt bei ihren Verhandlungen. Dieses Verhalten hat mit wirtschaftlichen Notwendigkeiten nichts zu tun und schon gar nicht mit der Marktlage oder dem Wettbewerb. Das ist wieder einmal eine Bestätigung der Ergebnisse unserer ‚Wertschöpfungsstudie Deutsche Molkereien‘.“
Inzwischen haben Molkereien mit völlig unterschiedlichen Produktpaletten und Wertschöpfungen nachgezogen und ihre Milchauszahlungspreise ebenfalls drastisch gesenkt. Das Deutsche Milchkontor (DMK) beispielsweise, die größte deutsche Molkerei, zahlte seinen Bauern und Bäuerinnen im März gut 43 Cent (ohne Zuschläge) und damit 7 Cent weniger als im Februar und 14 Cent weniger als im Januar.
Während die Nachfrage nach Käse laut AMI im Januar noch verhalten war, wird sie im Februar als gut bis sehr gut bezeichnet, bei sich leerenden Lagern. Das heißt: Der befürchtete Käseverkaufs-Stau bei den Molkereien ist weg. Was bleibt sind die niedrigen Preise für die Milcherzeuger*innen.
Lenz führt weiter aus: „Die Milcherzeuger*innen in Deutschland waren nie in der Lage, die sogenannte Kostenführerschaft im globalen Wettbewerb zu übernehmen und werden auch nie die Chance dazu haben. Das liegt an den Produktionsbedingungen und auch an den Vorstellungen wie die Produktion hierzulande aussehen sollte, die mit denen in anderen Gebieten der Welt nicht zu vergleichen sind. Während unsere Mitglieder bereits Vorleistungen in Produkt- und Prozessqualität geleistet haben, setzen viele Verarbeiter und Einzelhändler diese in ihrer Vermarktungsstrategie nicht um. Der Transfer der Wertschöpfung zu den Milcherzeugern ist notwendig. Das gilt insbesondere auch für milchviehgerechtere Haltungsformen. Den tatsächlichen Mehraufwand belegt unsere Studie ‚Tierwohl für Kühe – bezahlbar?‘ die bei den Versammlungen ausführlich vorgestellt wurde, sehr deutlich.“
Der Weg dahin kann für die Milcherzeuger*innen nach Ansicht von Lenk nur über klar definierte Kriterien führen, die in Milchkauf-Verträgen von beiden Partnern noch vor Lieferbeginn vereinbart werden müssen. „Das heißt also: Diese Verträge müssen zukünftig Qualität (wie Tierwohlstandards), Menge und den daraus resultierenden Milchpreis klar regeln. Bei der Laufzeit sollten die Erzeuger*innen bzw. ihre Vermarktungs-Organisationen jedoch darauf achten, dass diese einen überschaubaren Zeitraum nicht überschreitet. Es ist wichtig, das Heft des Handelns selbst in der Hand zu halten und nicht auf andere zu vertrauen“, so der MEG Milch Board-Vorstandsvorsitzende.