EMB: Mengenwachstum am Milchmarkt jetzt bremsen und Preisdumping von Handelsmarken stoppen

Überschussmengen am Markt, sinkende Erzeugerpreise und viel zu geringe Erzeugereinkommen. Dieses Problem zieht sich nach Ansicht des European Milk Board (EMB) wie ein roter Faden durch die Entwicklung des Milchsektors und prägt auch die aktuelle Lage. Um gegen diese fatale Situation zu kämpfen, wurde 2006 das EMB gegründet, dem aus Deutschland die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) angehören, das dann mit dem Marktverantwortungsprogramm (MVP) ein Konzept zur Krisenvermeidung erarbeitet und der EU zur Verfügung gestellt hat.

MVP schalten und Mengenwachstum bremsen

„Die MilcherzeugerInnen in Europa erleben aktuell wieder einen Preisverfall, der die Betriebe in Gefahr bringt“, so der EMB-Vorsitzende Kjartan Poulsen. Nach einer kurzen, außergewöhnlichen Periode mit teilweise kostendeckenden Preisen sorgen gesteigerte Milchanlieferungen und Nachfragerückgang erneut für ein schädliches Ungleichgewicht auf dem Markt. Bei seiner Pressekonferenz auf dem aktuell stattfindenden Pariser Salon de l’Agriculture, einer jährlichen Landwirtschaftsausstellung und -messe, ist für den Vorstand des EMB daher zentral: Die EU-Kommission muss den Markt von der Monitoringstelle prüfen lassen und nach Vorbild des MVP angemessene Mengenreduktionen jetzt einleiten!

Politik muss Preisdumping von Handelsmarken stoppen

„Das Marktklima ist rau“, so der französische Vertreter des EMB-Vorstandes, Boris Gondouin, der bei der Pressekonferenz auf eine weitere negative Marktentwicklung verweist: Die Politik in vielen europäischen Ländern lässt es zu, dass Handelsketten besonders seit der Covidkrise und dem Krieg in der Ukraine durch Preisdumping mit ihren Handelsmarken nationale und faire Marken, die von Milchbauern selbst in den Handel gebracht werden, aus den Regalen drängen. Gegen dieses unfaire Geschäftsgebaren laufen in Europa bereits schlagkräftige Protestaktionen von verschiedenen Organisationen und Erzeugerbranchen, wie Anfang Februar in Belgien und Frankreich. „Die Politik muss hier einschreiten und dieses unfaire Verhalten beenden“, fordert Gondouin. „Ohne passende Regeln sind wir bald an dem Punkt, an dem zu viel verdrängt und zerstört ist und es kein Zurück mehr gibt.“

Wie das EMB bei seiner Pressekonferenz weiter feststellt, muss die Position der Erzeuger am Markt aktiv gestärkt werden. „Der Sektor braucht starke, horizontale Erzeugerorganisationen, die mit mehreren Molkereien jeweils verhandeln. Dies muss auch von der Politik unterstützt und vorangetrieben werden. Am besten wären auch länderübergreifende Erzeugerorganisationen, damit große Marktgebiete abgedeckt werden können“, so Kjartan Poulsen, der gleichzeitig auch Europas Milcherzeuger dazu aufruft, sich geeigneten Erzeugerorganisationen anzuschließen und dadurch deren Wirkung und Verhandlungsmacht für die Milchbauern zu erhöhen.

28.02.2023
Von: FebL/PM

EMB-Pressekonferenz auf dem Pariser Salon de l’Agriculture. Bildquelle: EMB