Mehr Bio in der Außer-Haus-Verpflegung

Maßnahmen zur Steigerung der Bio-Außer-Haus-Verpflegung gelten als wichtiger Baustein, um das generelle nationale Ziel 30% Bio zu erreichen. Jetzt hat die Bundesregierung mit einem entsprechenden Gesetzentwurf die Voraussetzungen für eine im April ins Kabinett kommende Bio-Außer-Haus-Verpflegung-Verordnung (Bio-AHVV) beschlossen.

In Kantinen, Restaurants und Mensen liegt aktuell das Bio-Angebot bei mageren 2 Prozent. Das erklärt der geschäftsführende Vorstand des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Peter Röhrig, anlässlich der auf der Biofach präsentierten Bio-Branchenzahlen. „Umso wichtiger ist es nun, dass Bund, Länder und Kommunen für mehr Bio in der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung sorgen und damit eine gesunde, nachhaltige und kostengünstige Verpflegung für alle ermöglichen“, so Röhrig.

Mit dem Bio-AHVV will jetzt zumindest der Bund den Weg für einen Absatzsteigerung von Bio in der AHVV erreichen. „Jeden Tag essen rund 6 Millionen Menschen in Deutschland auswärts. Davon wären laut unseres Ökobarometers 80 % auch bereit, mehr für Bio in der Kantine zu bezahlen. Da wollen wir ansetzen“, erklärte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir anlässlich der Biofach in Nürnberg. Das Erreichen von mindestens 30% Bioanteil in Bundeskantinen sieht der Minister dabei als erstes Signal.

Auf Initiative des Ministers, wie es aus dem BMEL heißt, hat das Bundeskabinett jetzt den Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Öko-Landbaugesetzes (ÖLG) und des Öko-Kennzeichengesetzes (ÖkoKennzG) beschlossen. Die gesetzlichen Änderungen sind laut BMEL Voraussetzung für die geplante Bio-Außer-Haus-Verpflegung-Verordnung (Bio-AHVV). Diese werde derzeit finalisiert und normiere künftig die speziell auf die Belange der AHV zugeschnittenen nationalen Regelungen zur Bio-Kennzeichnung und zur Bio-Auszeichnung – sowie der damit zusammenhängenden Kontrolle und Zertifizierung. Kantinen und anderen Unternehmen der Außer-Haus-Verpflegung soll es leichter gemacht werden, an der Biozertifizierung teilzunehmen. Zudem soll ihnen ermöglicht werden, durch ein einfaches und transparentes Logo den Anteil von Bioprodukten in den Kantinen sichtbar zu machen.

Auf das Potential für Bioerzeugnisse in der Gemeinschaftsverpflegung verweist anlässlich der Biofach Bioland-Präsident Jan Plagge. „Unter 2 Prozent der dort verarbeiteten Produkte stammen aus biologischer Herkunft. Dabei zeigen Beispiele, wie das des Duisburger Elly-Heuss-Knapp-Gymnasiums (EHKG), dass Bio in der Außer-Haus-Verpflegung funktioniert und erschwinglich bleiben kann. Der EHKG-Mensa-Verein e.V. kocht und backt konsequent mit Zutaten aus biologischem Anbau und ist vergangenen März als Bioland-Partnerunternehmen mit dem Gold-Status ausgezeichnet worden. Mit drei Euro pro Essen liegt das Angebot gleichauf mit konventionellem Catering.“ Um das Bio-Ausbauziel der Bundesregierung von 30 Prozent Ökoanbaufläche bis 2030 zu erreichen, müsse die Regierung in den nächsten Jahren viele verlässliche Weichen stellen, vor allem im Bereich der Gemeinschaftsverpflegung.

Mehr Bio konkret in Bayerns Kantinen fordert auch Gisela Sengl, Sprecherin für Landwirtschaft und Ernährung der Grünen Landtagsfraktion. Das Problem sei, dass die Menschen beim Essen außer Haus oft keine Wahl haben: „in Kantinen und Mensen in Bayern wird immer noch viel zu wenig Bio angeboten." Sengl sieht die Staatsregierung in der Pflicht: „Der Staat muss endlich seiner Vorbildfunktion gerecht werden und in den öffentlichen Kantinen und Mensen auf Bio setzen – am besten natürlich auf Bioregional!" Die Grüne Landtagsfraktion forderte außerdem mit einem eigenen Gesetzentwurf ein kostenloses Bio-Mittagessen für alle Grundschüler:innen in Bayern – „das ist gut für die Kinder und sorgt für mehr Nachhaltigkeit auf unseren Feldern", so Sengl. „Nur durch solche Nachfrage schaffen wir die 30 Prozent Bio in Bayern bis 2030. Mehr Bio kostet uns alle am Ende weniger. Deshalb brauchen wir mehr Bio aus Bayern für Bayern!"

Özdemir unterstrich im Rahmen der Biofach, dass Bio die entscheidende Antwort auf die Klima- und Biodiversitätskrise sei. Hier könne es „keine zwei Meinungen geben“. Der Minister sprach sich für ein langfristiges Denken aus, bei dem die Interessen der Gegenwart mit den Interessen der Zukunft in Einklang gebracht werden. Damit könnten auch in Zukunft gute Ernten eingefahren werden. Diese Sichtweise findet sich seiner Ansicht nach im Ökolandbau. Daher sei dieser das Leitbild der Bundesregierung für eine nachhaltige Landwirtschaft.

 

21.02.2023
Von: FebL/PM

Mehr Bio in der Außer-Haus-Verpflegung wünscht sich Minister Özdemir. Foto: