Weidehaltung ist nach Ansicht des BUND eine wesentliche Grundlage für ein resilientes und langfristig nachhaltiges Agrar- und Ernährungssystem und bietet vielfaltige Vorteile für Tierwohl, Gewässerschutz, Klimaschutz und Biodiversität. Der BUND fordert daher die Unterstützung von Landwirt*innen, die ihre Tiere überwiegend auf Weiden halten oder halten werden.
In einem jetzt veröffentlichten Standpunkte-Papier nennt der BUND zahlreiche positive Aspekte der Weidehaltung für die Tiere, das Klima und die Artenvielfalt, um dann festzustellen, dass viele Gründe für die Weidehaltung sprechen. „Doch Landwirt*innen, die Kühe auf der Weide halten statt im Stall, haben höhere Kosten. Pro Liter Milch liegen die Produktionskosten je nach Betrieb um 12 bis 16 Cent höher als bei konventioneller Stallhaltung. Dabei sollte die Haltung auf der Weide für landwirtschaftliche Betriebe wirtschaftlich besser sein als die Stallhaltung“, so der BUND.
Der BUND fordert die Unterstützung der Landwirtschaft mit öffentlichen Geldern in Zukunft konsequent an gesellschaftlichen Zielen auszurichten. Langfristig ließe sich die Komplexität der Anforderungen zielgenauer, flexibler, gerechter und auch planungssicherer mit einem punktebasierten System fördern, dass die additive Förderung mehrerer Ziele unterstützt (z.B. DVL-Modell und AbL-Punktesystem).
Des Weiteren fordert der BUND, eine Sommerweideprämie für Milchkühe im Rahmen der sogenannten Ökoregelungen des GAP Strategieplans ggf. in Verbindung mit einem Mäh-Weide-Angebot sowie für alle Grünlandnutzungen eine Grünlandprämie für späte Mahd ab 1./15. Juli zum Vogel- und Insektenschutz unverzüglich einzuführen und auf EU-Ebene zu verstetigen.“
Eine nachhaltige Förderung der Weidehaltung muss nach Ansicht des BUND abhängig von der Nutzungsintensität gestaffelt werden. Dies müsse eingebettet sein in ein Paket von Maßnahmen, das tatsächlich die Beweidung von Grünland durch Weidetiere fördert und gleichzeitig Tierzahlen, Futtermittelimporte und den Einsatz von Kraftfutter und synthetischem Stickstoffdünger reduziert. Damit könne der lokale Nährstoffkreislauf besser geschlossen werden.
In Deutschland gibt es zahlreiche Gunststandorte für die Weidehaltung, jedoch ist nach Ansicht des BUND viel Wissen zur Beweidung in den letzten Jahrzehnten verlorengegangen. „Die Weidehaltung des Milchviehs wurde zunehmend durch intensive Stallhaltung mit Fütterung von Gras- und Maissilage sowie Kraftfuttermitteln ersetzt. Und das obwohl Weidehaltung eine Vielzahl von Vorteilen bietet. Insbesondere wird die Gesundheit und Fruchtbarkeit der Herde gefördert, aber auch Futterkosten und Arbeitszeit können eingespart werden.“
Der BUND fordert die Förderung einer nachhaltigen Weidwirtschaft und der grünlandbasierten Produktion heimischer Futtermittel. Dazu heißt es in dem BUND-Standpunkt:
„Hierfür braucht es eine gestaffelte Prämie für die Weidetierhaltung, die an allen gesellschaftlichen Zielen auszurichten ist, das heißt:
1. Förderung der Weidetierhaltung in Abhängigkeit von der Nutzungsintensität: bei extensiver Besatzdichte muss die Förderung höher sein.
2. Förderung bei Mäh-Weide-Nutzung mit später erster Mahd: je später, desto höher sollte die Förderung sein.
3. Förderung der Beweidung durch insbesondere laktierende Tiere, Trockensteher und Jung- und Masttiere, bei kuhgebundener Kälberaufzucht und Mutterkuhhaltung (ggf. auch für Betriebsteile).
4. Förderung von Umbaumaßnahmen, die Weidehaltung ermöglichen (langfristig) z.B. zur Lenkung von Milchkühen.
5. Reduzierung der Tierzahlen, so dass jedes Tier auch wirklich Auslauf auf der Weide bekommen kann.
6. Förderung inner- und zwischenbetrieblicher Projekte, die den Grundfutteranteil erhöhen, sowie heimische Eiweißpflanzen und Nährstoffeffizienz im Grünland fördern.
7. Förderung von Teilflächen unbürokratisch ermöglichen.
8. Zeitliche Flexibilisierung von Vertragsdauern (Beispiel Vertragsnaturschutz).
9. Ausbau der Weideplattform sowie finanzielle und personelle Aufstockung der Grünlandberatung – in allen Bundesländern.
10. Förderung des „multispecies-forage-mixture“-Ansatzes: artenreiche, grünlandspezifische Kleegrasmischungen in der intensiven Milchviehhaltung nutzen und sie als Nährstoffbrücke zwischen Ackerbau und Viehzucht nutzen.
11. Förderung von innovativen Betrieben, die auch Beweidungsmodelle auf Ackerflächen entwickeln (wie beispielsweise Untersaatenbestellung mit nachfolgender Beweidung nach der Ernte der Hauptfrucht).“