Weniger Kraftfutter für die Naturland-Biokühe

Naturland stärkt die Nachhaltigkeit der Bio-Milchviehhaltung durch strengere Regeln für den Einsatz von Kraftfutter. Ab 2024 dürfen Naturland-Milchviehbetriebe nur noch halb so viele Futtermittel einsetzen, die in Konkurrenz zur menschlichen Ernährung stehen, wie laut EU-Öko-Verordnung eigentlich zulässig wäre.

„Mehr Gras auf der Weide und dafür weniger Getreide im Trog - indem wir unnötige Nahrungskonkurrenz vermeiden, stärken wir die Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit der Naturland-Milchviehhaltung. Zugleich zeigen wir damit, wie das System Öko-Landbau auch in der Tierhaltung die notwendige Transformation der Land- und Ernährungswirtschaft vorantreibt“, sagte Naturland-Präsident Hubert Heigl auf der Delegiertenversammlung des Öko-Verbands am Freitag in Fürstenfeldbruck.

Professor Dr. Wilhelm Windisch, Ordinarius für Tierernährung an der Technischen Universität München, lobte die Richtlinienänderung als „wegweisend für die Tierproduktion insgesamt, sowohl die ökologische als auch die konventionelle. Die Nahrungskonkurrenz durch Nutztiere muss künftig vermieden werden“, betonte Windisch, der als Gastredner an der Versammlung teilnahm.

Nutztiere sind unverzichtbar für nachhaltige und klimaschonende Landwirtschaft

Mit Blick auf den Klimawandel und das Wachstum der Weltbevölkerung sei es nicht länger verantwortbar, dass ein Drittel der globalen Ernte an Mais und Getreide und sogar drei Viertel des Sojas an Nutztiere verfüttert werde, erläuterte der Agrarwissenschaftler. Das meiste davon sei lebensmitteltauglich und könnte den Hunger der Welt mildern. Allerdings sei es auch der falsche Schluss, deshalb gleich die Abschaffung der Nutztierhaltung zu fordern.

„Nutztiere sind unverzichtbar für eine nachhaltige und klimaschonende Landwirtschaft“, betonte Windisch. Zum einen seien 70 Prozent der weltweiten Agrarflächen Grünland, das nur mithilfe von Wiederkäuern überhaupt zur Nahrungsproduktion genutzt werden könne. Zum anderen entstehe bei der Produktion pflanzlicher Lebensmittel immer auch ein Vielfaches an nicht essbarer Biomasse, die am effizientes über die Verfütterung an Nutztiere genutzt werden könne.

Windischs Fazit: „Es kommt darauf an, aus der begrenzt verfügbaren landwirtschaftlichen Nutzfläche mit möglichst geringer Umwelt- und Klimawirkung ein Maximum an Lebensmitteln zu erzeugen. Dies gelingt nur unter Einbindung von Nutztieren in einer ausgeglichenen Kreislaufwirtschaft unter Vermeidung von Nahrungskonkurrenz.“

Um eine solche Nahrungskonkurrenz zu vermeiden, beschränkt die Naturland-Richtlinie den Einsatz von Kraftfutter bei Milchkühen künftig auf maximal 20 Prozent der Jahresration. Ausgenommen hiervon sind nur solche Futtermittel, die explizit nicht in Konkurrenz zur menschlichen Ernährung stehen, das heißt Nebenprodukte der Verarbeitung wie zum Beispiel Ölpresskuchen, Biertreber oder Kleie. Für sie gilt weiterhin die in der EU-Öko-Verordnung festgelegte Obergrenze von 40 Prozent. Die Richtlinienänderung war bereits bei der Delegiertenversammlung im Mai beschlossen worden und tritt zum 1. Januar 2024 in Kraft. Die Zeit dazwischen wurde von der Beratung für Naturland genutzt, um die Betriebe bei der Umsetzung zu unterstützen.

29.11.2023
Von: FebL/PM

Wollen Nahrungskonkurrenz in der Tierfütterung vermeiden: Professor Dr. Wilhelm Windisch und Naturland-Präsident Hubert Heigl. Bildquelle: Naturland/Sabine Bielmeier