Mit zwei elementaren Forderungen waren die Milchbäuerinnen und Milchbauern des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter BDM e.V. bei der Agrarministerkonferenz in Büsum vertreten: Die aktuelle Milchmarktkrise anzuerkennen und notwendige Maßnahmen dagegen zu initiieren sowie das Dauergrünland und die Weidehaltung durch eine zusätzliche Öko-Regelung zu stärken. Mit einer Bildaktion im Wattenmeer unterstrichen die Bäuerinnen und Bauern insbesondere die Dringlichkeit, jetzt der Milchmarktkrise wirksam gegenzusteuern, um erneut massive Verluste für die Milchvieh haltenden Betriebe zu verhindern.
„Wir haben den Ministerinnen und Ministern schon im Vorfeld dieser Agrarministerkonferenz unsere sehr konkreten Forderungen vorgestellt und erklärt, wie diese umgesetzt werden können", erklärt BDM-Vorstandsmitglied Karsten Hansen während der AMK. „Entsprechend konkrete Beschlüsse erwarten wir auch von der Agrarministerkonferenz. Rechtzeitig und schnell zu handeln, ist der Schlüssel für eine wirksame Krisenbekämpfung – das sollte mittlerweile wirklich jedem bekannt sein. Die nächste Agrarministerkonferenz findet erst im Herbst statt – bis dahin können sich gewaltige Verluste für die Milchbetriebe auftürmen. Die Milchpreisentwicklung kennt gerade nur eine Richtung – rasant nach unten!"
„Ohne wirksames Sicherheitsnetz gehen wir baden – Freiwilliger Lieferverzicht gegen Entschädigung jetzt" – lautet daher der Slogan zur Bildaktion der Milchbäuerinnen und Milchbauern im Wattenmeer.
Vermeintlich noch gute Milchpreise wiegen einige Politikerinnen und Politiker in trügerischer Sicherheit und lassen daher vorausschauenden Handlungswillen vermissen. „Mit rund 45 Cent/kg Milch können wir aber aktuell gerade noch die variablen Kosten der Milchproduktion decken. Im Krisenjahr 2016 war das noch mit 27 Cent möglich. Daher die Aussage auf unseren Plakaten: 45 Cent sind die neuen 27", betont Ursula Trede, BDM-Landesteamleiterin in Schleswig-Holstein. „Ab diesem Niveau, das einige schon wieder erreicht haben, geraten wir in massive Liquiditätsschwierigkeiten. Die Agrarministerkonferenz muss dies anerkennen und jetzt handeln. Und es bleibt schließlich nicht dabei: Weitere Preissenkungen wurden bereits angekündigt."
Seit Mitte vergangenen Jahres hat sich über die Entwicklung der Milchproduktpreise an den internationalen Börsen bereits abgezeichnet, was sich seit Beginn des Jahres auch in den Erzeugerpreisen niederschlägt: Mit steigenden Milchmengen bei verhaltener Nachfrage sinken die Preise rapide.
„Unsere Betriebe stehen vor großen Aufgaben, was Tierwohl, Klima- und Umweltschutz betrifft – dafür brauchen wir wirtschaftlich gesunde Betriebe, die eine Zukunftsperspektive haben", so Trede weiter. „Wir fordern daher die Agrarministerkonferenz auf, Bundesminister Cem Özdemir zu beauftragen, sich auf EU-Ebene dafür einzusetzen, dass das in der Gemeinsamen Marktorganisation ausdrücklich zugelassene Instrument des Freiwilligen Lieferverzichts gegen Entschädigung aktiviert wird. Das aktuelle Marktproblem beschränkt sich ja nicht nur auf Deutschland, sondern besteht auch in vielen anderen europäischen Ländern."
Eine weitere Forderung des BDM, die er gemeinsam mit der AbL und im Konsens mit Umwelt- und Tierschutzverbänden erarbeitet hat, lautet, die durch die aktuelle GAP-Reform bisher deutlich benachteiligten Grünlandbetriebe besserzustellen und zu stärken und damit dem Wert, den Grünland für den Klima-, Grundwasser- und Artenschutz besitzt, stärker Rechnung zu tragen. „Konkret erwarten wir, dass eine zusätzliche Ökoregelung für Dauergrünland und Weidehaltung bereits im Jahr 2023 politisch beschlossen wird, damit sie im Jahr 2024 in der Praxis umgesetzt werden kann. Wozu auf eine weitere Evaluation warten, wenn alle den hohen Wert des Grünlands schon kennen? Wir brauchen in jeder Hinsicht Agrarministerinnen und Agrarminister, die im Sinne der Bäuerinnen und Bauern wirklich handeln wollen", appelliert BDM-Vorstand Karsten Hansen.