Steigende Butterpreise: Mit Vertragspflicht würden Bauern auch profitieren

Die Preise für Butter haben ein neues Rekordhoch erreicht. Es ist „der höchste Preis, den es in Deutschland jemals gegeben hat“, heißt es bei der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) und ein Ende scheint noch nicht erreicht. Elmar Hannen, AbL-Milchbauer aus Nordrhein-Westfalen, kommentiert die Marktentwicklung, nennt die Gründe für die steigenden Preise sowie dafür, dass die Bäuerinnen und Bauern davon nur unzureichend profitieren.

"Im Herbst ist der Buttermarkt immer heiß umkämpft, weil die Nachfrage nach Milchfett für die Weihnachtsbäckerei steigt. Davor wurde mehr Fett für die Eissaison benötigt. Auf die steigende Nachfrage trifft ein Angebotsrückgang der Milchmenge“, so Hannen. Er nennt drei Gründe: Die von der Blauzungenkrankheit betroffenen Betriebe verzeichnen einen Rückgang der Milchleistung um mehrere Prozent und mittlerweile hat sich die Blauzungenkrankheit vom Westen her in allen Bundesländern in Deutschland ausgebreitet. Zweitens führt der feuchte Sommer zu einer verminderten Futterqualität, was einen geringeren Fettgehalt in der Milch mit sich bringt. Und Drittens geben milchkuhhaltende Betriebe die Produktion auf, weil der Milchpreis fast überwiegend ihre Produktionskosten nicht deckt.

Als Grund dafür, dass Bäuerinnen und Bauern von den steigenden Butterpreisen nur unzureichend profitieren, nennt Hannen die aktuell nicht mehr zeitgemäße Vertragsbildung. "Wir haben es in der Landwirtschaft mit einer nicht mehr zeitgemäßen Vertragsbildung zu tun, bei der einerseits wir Bäuerinnen und Bauern überhaupt nicht einbezogen werden und andererseits die Molkereien Halbjahresverträge mit dem Einzelhandel abschließen, die keinerlei Preisanpassung vorsehen, sollte es zu solchen unvorhersehbaren Preisentwicklungen kommen, wie wir sie eben derzeit erleben. Deshalb klaffen die Preise stark auseinander. Der Preis für uns Bäuerinnen und Bauern liegt derzeit bei unter 50 Cent je Kilogramm. Auf dem Spotmarkt ist der Milchpreis fast auf 65 Cent gestiegen. Ganz sicher profitieren aktuell die Molkereien, die auf dem Spotmarkt verkaufen können. Wir milchviehhaltende Betriebe werden nur unzureichend an den Gewinnen beteiligt, unser Milchpreis zieht zwar an, aber sehr zögerlich. Es zeigt sich wieder einmal: Die Verbraucher zahlen hohe Lebensmittelpreise. Diese Preissteigerung wird nicht bis zu uns Erzeugern durchgereicht, sondern hohe Gewinne werden in der Wertschöpfungskette abgeschöpft. Diese Erkenntnis deckt sich auch mit der jüngsten Untersuchung der Verbraucherzentrale. Deshalb braucht es dringend eine Beobachtungstelle für Kosten, Preise und Margen in der Lebensmittelkette. Und eine Vertragspflicht für Milch, die die Erzeuger mit einschließt und Preisanpassungen ermöglicht."