Meldungen vom Schweinemarkt

Produktion geht zurück, Schlachtungen um 11% gesunken, LEH drückt ++ Auch Lidl und Kaufland mit 5xD ++ Zahl der „Mega- Sauenhalter“ in der Welt steigt – Deutschland „kleinstrukturiert“

Produktion geht zurück, Schlachtungen um 11% gesunken, LEH drückt

Der Abbau der Schweinefleischproduktion nimmt immer weitere Formen an. Die Schweineschlachtungen sind im ersten Drittel 2022 um 11% gesunken auf 15,8 Mio., im Verhältnis zu 2020 sogar um 16%. Für 2022 insgesamt werden etwa 47 bis 48 Mio. Schlachtungen erwartet gegenüber 58 Mio. vor fünf Jahren. Angesichts der Rückgänge im Export vor allem in Drittländer und des rückläufigen inländischen Verzehrs vom Schweinefleisch um ca. 10% in diesem Jahr scheint die Zahl aber immer noch zu hoch zu sein. Immerhin deutet sich in dieser Woche (vorübergehend?) ein ausgewogeneres Verhältnis von Nachfrage und Angebot an, so dass Landwirte auf leicht steigende Preise hoffen. Aber bei den Ferkeln hat sich diese Woche noch nichts getan. Zugleich stehen die Ferien vor der Tür, die den Absatz erneut reduzieren werden. Und die Bestände in den Frostern sind auf Rekordniveau. Daher drängt nach Angaben von Marktkennern der LEH seine Lieferanten, „Grillfleisch von der allgemeinen Preissteigerung auszunehmen.“  Begründet wird diese Maßnahme durch mangelnden Absatz und „wieder sinkende Basispreise, nicht zuletzt aufgrund der erheblichen Überkapazitäten am Markt“, so ein Aldi-Sprecher. Hintergrund ist nicht zuletzt die Preissteigerung von Fleisch und Fleischwaren im Mai um 16% zum Vorjahr.

Die aktuellen Preisverhandlungen werden laut Marktkennern mit eisernem Druck geführt, da der LEH keine höheren Preisen beim Fleisch akzeptiere, um als Inflationsbremser zu glänzen. Außerdem gehe gerade bei Fleisch (und Fisch) der Absatz drastisch zurück, den man nur mit heftigen Aktionsangeboten stoppen könne. Dafür erwarte der LEH Entgegenkommen von der Fleischindustrie.

Tatsächlich kommt das Überangebot auch vom europäischen Ausland, da Länder wie Spanien oder Dänemark ebenfalls ihre Exporte nach China zurückfahren mussten, so dass mehr Fleisch zu Dumpingpreisen seinen Markt sucht. Besonders die Wurstverarbeiter sollen sehr empfänglich für billige Auslandsware sein, heißt es in Branchenkreisen.

 

Auch Lidl und Kaufland mit 5xD

Endlich mal eine gute Nachricht, dass jetzt auch die Schwarz-Gruppe mit Lidl und Kaufland ab sofort das Schweinefrischfleisch der Stufe 2 (ITW) auf deutsche Herkunft umstellt. Wie das Unternehmen mitteilt, will Lidl sogar nahezu das gesamte Fleisch- und Wurstsortiment in den etwa 3200 Filialen unter der Eigenmarke „Metzgerfrisch“ mit 5xD kennzeichnen, Kaufland „nur“

sämtliche Fleisch- und Wurstwaren der Stufe 3 der Eigenmarke „Wertschätze“.  Dabei muss das Tier in Deutschland geboren, aufgezogen, gemästet, geschlachtet und verarbeitet sein (kurz gesagt 5xD). Der Handelskonzern folgt damit Aldi, Rewe-Nord und einigen Edeka-Regionen (Nord, Südwest), während sich andere noch bedeckt halten. Bedeutsam ist die Einbindung der verarbeiteten Produkte in der marktrelevanten Stufe 2. Statistiker haben errechnet, dass beim privaten Verkauf mit 1,3 Mio. Tonnen etwa doppelt so viel in Fleisch- und Wurstwaren geht wie ins Frischfleisch. An einen Aufschlag an die Erzeuger für die Herkunftskennzeichnung ist nicht gedacht.

Lidl erweitert so den Markt für heimische Produkte und erhöht den Druck auf andere Einzelhändler. Das ist auch dringend nötig, damit nicht die deutsche Ferkelerzeugung noch mehr den „Bach runtergeht“. Schon heute werden auf hiesigen Schlachthöfen 20% Schweine geschlachtet, die in Dänemark und den Niederlande geboren und aufgezogen wurden.

Die Folge ist, dass der angesichts der deutlich gestiegenen Kosten viel zu niedrige Schweinepreis trotz reduzierter Schlachtzahlen nicht vom Fleck kommt. Laut verschiedenen Berechnungen von Kammerberatung und Erzeugerorganisationen fehlen insgesamt 50 bis 70 Euro Erlös am Schwein, wovon – ungerechterweise - etwa zwei Drittel der Ferkelerzeuger trägt. 

 

 Zahl der „Mega- Sauenhalter“ in der Welt steigt – Deutschland „kleinstrukturiert“

Auch wenn es viele nicht glauben mögen, gehört Deutschland gemessen an weltweiten Schweinestrukturen nicht zu den großen Nationen, eher zu einem Land mit bäuerlichen Strukturen, die es zu verteidigen gilt. Laut der jährlichen Erhebung des Zuchtunternehmens Genesus gibt es global 42 Großunternehmen mit mehr als 100.000 Sauen, die zusammen etwas mehr als 16 Mio. Sauen halten. An der Spitze liegen weiterhin mit großem Abstand chinesische Konzerne, die 19 der Top 42 stellen. Als weltweit größter Player zählt erneut die chinesische Muyuan Foodstuff Company mit unglaublichen 2,83 Mio. Sauen vor dem US-Unternehmen Smithfield mit 1,17 Mio. Sauen, das aber auch im Besitz der chinesischen WH-Group ist. Zusammen halten die Big Player aus dem Reich der Mitte 10,8 Mio. Sauen. Gefolgt von 19 Top US-Konzerne, die insgesamt 3,6 Mio. Mutterschweine halten.

Die schlechten Preise auf dem Schweinemarkt Chinas haben aber zu gewissen Verschiebungen geführt. Während z.B. Muyuan um 200.000 Sauen zulegte, verloren andere Unternehmen wie Zhengbang oder New Hope (welch ein Name!) mehrere 100.000 Sauen und mussten vom Staat gestützt werden.

Die EU ist in diesem Ranking erst auf den hinteren Plätzen vertreten. Größter Sauenhalter ist die spanische Vall Company mit 210.000 vor der französischen Genossenschaft Evel’up mit 171.000 Sauen und der spanischen Costa Food Group mit 150.000 Sauen.   

Wenn man diese EU-Größen zugrunde legen würde, benötigte man etwa 8 bis 10 Pig-Player für die 1,6 Mio. deutschen Sauen. Man könnte meinen, dass die Ferkelerzeugung in Deutschland mit durchschnittlich 230 Sauen pro Betrieb kleinstrukturiert, ja irgendwie sogar kleinbäuerlich ist.