Brot für die Welt: Umdenken bei der Hungerbekämpfung nötig

Brot für die Welt fordert anlässlich des internationalen Treffens der Agrarminister:innen beim Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) erneut ein Umdenken bei Hungerbekämpfung: Mehr Getreide auf dem Teller statt in Trog und Tank!

„Gute Nahrung ist ein Menschenrecht. Obwohl weltweit mehr als genug Nahrungsmittel produziert werden, wächst der Hunger weltweit. Die Not wird immer größer, zugleich macht die Inflation Lebensmittel, Getreide und Hilfsgüter teurer. 828 Millionen Menschen leiden unter Hunger“, erklärt Dagmar Pruin, Präsidentin von Brot für die Welt.

„Wir begrüßen es sehr, dass das Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft mit dem diesjährigen Thema des Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) ein klares Zeichen für das Menschenrecht auf Nahrung gesetzt hat“, sagt Dagmar Pruin anlässlich der GFFA-Tagung. Dennoch appelliert Brot für die Welt an die Bundesregierung, sich beim internationalen Treffen der Minister:innen für Landwirtschaft vor der Grünen Woche in Berlin dafür einzusetzen, konkrete Maßnahmen zu vereinbaren und mehr Wert auf die Stärkung bäuerlicher Betriebe und den Schutz der Biodiversität sowie auf die Qualität von produzierten Lebensmitteln zu legen. Brot für die Welt fördert seit vielen Jahren agrarökologische Ansätze in vielen Ländern weltweit. Zum Beispiel in einem Projekt in Burkina Faso, wo traditionelles Saatgut gegen die Abhängigkeit von Klimaveränderungen – und damit gegen Hunger – hilft. „Die Menschen bauen wieder traditionelle Hirsesorten an, die der Dürre standhalten und keinen chemischen Dünger brauchen. Wir müssen die ärmeren Länder dazu befähigen, nachhaltig mehr gesunde Lebensmittel zu produzieren, damit sie unabhängiger von steigenden Preisen auf den Weltmärkten oder von Importprodukten werden“, erklärt Pruin. Mehr Ernährungssouveränität in Afrika, Asien und Lateinamerika und mehr Agrarökologie solle auch das Ziel der Bundesregierung sein.

Brot für die Welt begrüßt die jüngste Forderung von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), dass mehr Getreide auf dem Teller statt im Tank landen müsse. „In Deutschland geht immer noch zu viel Anbaufläche für Biotreibstoffe und die Massentierhaltung verloren. Es könnten mehr Nahrungsmittel produziert werden, ohne geschützte Flächen umzupflügen, um etwa Brot-Getreide für Notlagen in anderen Ländern einzulagern. Es landet in Deutschland zu viel Essen in Tank und Trog statt auf dem Teller der Menschen“, so Dagmar Pruin.

Brot für die Welt und seine Partnerorganisationen setzen sich für eine menschenrechtsbasierte und an der Agrarökologie ausgerichtete Transformation der Ernährungssysteme ein. Das Hilfswerk legt dabei seinen Fokus darauf, dass das Recht auf Nahrung für alle Menschen weltweit verwirklicht wird und Produzent:innen und Arbeitnehmer:innen ein existenzsicherndes Einkommen haben. Auch ein nachhaltiger Umgang mit Böden, Saatgut, Biodiversität und Wasserressourcen sowie Klimafreundlichkeit liegen im Fokus der Entwicklungsarbeit von Brot für die Welt. „Die bisherigen Maßnahmen in der Reaktion auf die verschärfte Welternährungskrise haben sich nicht am Recht auf Nahrung und den Bedürfnissen der Kleinbauern orientiert. Die einseitige Förderung des internationalen Agrarhandels nutzt vor allem den Agrar- und Lebensmittelkonzernen“, kritisiert die Präsidentin von Brot für die Welt. „Damit endlich andere Akzente gesetzt werden, tragen wir den Protest auf die Straße und rufen zur Beteiligung an der `Wir haben es satt´- Demonstration auf“, kündigt sie an.

Wesentliche Ergebnisse der 15. Berliner Agrarministerkonferenz sind auch mit Blick auf das Abschlusskommuniquè der GFFA sind laut Bundeslandwirtschaftsministerium:

  • Krisenfeste Ernährungssysteme gestalten: Ziel ist es, krisenfeste Ernährungssysteme zur fördern, die nachhaltig und resilient sind. Dazu gehört die Sicherung der wirtschaftlichen Grundlagen für die Landwirtschaft und menschenwürdige Arbeitsbedingungen. Besonders müssen dabei Familien- und kleinbäuerlich Betriebe, Frauen, Jugend, indigene und vulnerable Gruppen unterstützt werden. Bausteine sind die Reduzierung von Lebensmittelverschwendung und -verlusten, regelbasierter Handel, nachhaltige Lieferketten und die Förderung von regionalem, standortangepasstem Anbau und einer größeren Vielfalt.
  • Klimafreundliche Ernährungssysteme fördern: Neben der Einhaltung des 1,5 Grad-Ziels und der Unterstützung der Ziele der COP 27 mit Bezug zu Landwirtschaft, sollen Treibhausgasemissionen durch nachhaltiges Boden- und Nährstoffmanagement und in der Nutztierhaltung reduziert werden. Die Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel soll unterstützt werden. Dazu gehört auch, den Energieverbrauch in der Landwirtschaft zu reduzieren.
  • Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt voranbringen: Der Erhalt der Biodiversität ist elementar für funktionsfähige Ernährungssysteme. Um genetische Vielfalt und Agrobiodiversität zu verbessern, sollen Bodengesundheit und Agrarökologie gestärkt werden. Der Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden soll effizienter werden, um die Verschmutzung von Böden und Gewässern zu reduzieren. Entwaldung und Wüstenbildung sollen verhindert werden.
  • Kooperationen für nachhaltige globale Ernährungssysteme stärken: Wichtige Governance-Fragen zur Sicherung der Welternährung sollen in den Diskussionsprozess eingebracht werden. Die Ergebnisse der Agrarministerkonferenz sollen zudem in den Prozess des UN Food Systems Summit einfließen. Der Welternährungsausschuss der Vereinten Nationen (CFS) soll ebenso gestärkt werden, wie die sektorübergreifende Zusammenarbeit für den One Health Ansatz.
24.01.2023
Von: FebL/PM

Die Präsidentin von Brot für die Welt, Dagmar Pruin, fordert ein Umdenken in der Hungerbekämpfung. Foto: Hermann Bredehorst/Brot für die Welt