Anuga 2023: Hersteller und Handel fordern Erhalt der Gentechnik-Kennzeichnung

Lebensmittelunternehmen von REWE Group bis Rapunzel Naturkost haben im Rahmen der als weltgrößte Fachmesse der Ernährungswirtschaft und Nahrungsmittelindustrie geltenden Anuga in Köln zusammen mit dem Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) und der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL) an die Politik in Berlin und Brüssel appelliert, die bisherige vollständige Gentechnik-Kennzeichnung zu bewahren. Sie erteilen damit dem aktuellen Plan der EU-Kommission eine deutliche Absage, einen Großteil künftiger Gentechnik-Lebensmittel nicht mehr zu kennzeichnen und sie keiner Risikoprüfung mehr zu unterziehen.

„Es ist aus Sicht der REWE Group auch im Bereich der neuen gentechnischen Verfahren erforderlich, unter Verwendung dieser Techniken hergestellte Produkte einem Zulassungsverfahren einschließlich einer Risikoprüfung zu unterwerfen und die Prinzipien Rückverfolgbarkeit, Vorsorge und Kennzeichnung weiterhin zu berücksichtigen“, erklärt Daniela Büchel, Vorstandsmitglied der REWE Group.

„Die von der EU-Kommission geplante Lockerung des EU-Gentechnik-Gesetzes ist für uns als Hersteller von biologischen Lebensmitteln völlig inakzeptabel“, sagt Eva Kiene, Pressesprecherin, Leitung PR, Öffentlichkeitsarbeit und Unternehmenskommunikation bei Rapunzel Naturkost. „Rapunzel Naturkost - wie alle Bio-Lebensmittelhersteller - lebt davon, den Kunden beste Bio-Lebensmittelqualität ohne Gentechnik zu bieten. Das erwarten die Verbraucher, wie Umfragen immer wieder zeigen. Wir fordern deshalb die Regulierung und Kennzeichnung der Neuen Gentechnik (NGT) im Essen sowie ihre Rückverfolgbarkeit durch die gesamte Lieferkette“, so Kiene.

Und Wolfgang Ahammer, Geschäftsführer bei VFI Oils for Life und Vorstand der AöL erklärt: „Für uns als Hersteller, die sich für Lebensmittel ,Ohne Gentechnik‘ und Bio-Lebensmittel engagieren, ist es wichtig, dass dieser Status durch eine konturierte Zulassungspraxis und durch Einhaltung wichtiger marktwirtschaftlicher Prinzipien wie Transparenz, Beweislast des Anwendenden und Produkthaftung gesichert wird.“

Nach Ansicht von Alexander Hissting vom Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) schickt sich die  EU-Kommission an, „nachhaltige Unternehmenswerte in enormem Umfang zu vernichten und das Vertrauen der Verbraucher:innen in Politik und Lebensmittelwirtschaft zu erschüttern. Dazu darf es nicht kommen!“ Zentrale Punkte nennt Brunhard Kehl von der AöL. „Es ist zentral, dass in Bezug auf NGTs das Verursacherprinzip, Haftung der Produzierenden und die zugehörige Transparenz gesichert wird, um die Funktionalität in der Marktwirtschaft und Koexistenz verschiedener Produktionsformen zu gewährleisten“, so Kehl.

Für Arlend Huober, Mitgeschäftsführer bei Huober Brezel ist die Öko-Lebensmittelwirtschaft nachweislich das innovativste Konzept für eine zukunftsfähige Ernährungswirtschaft. Und „um die Entscheidungsfreiheit und das Vertrauen der Menschen tatsächlich zu sichern, ist es für uns wesentlich, dass neue genomische Techniken auch als Gentechnik gekennzeichnet werden.“

Eine klare und vollständige Gentechnik-Kennzeichnung ist für Heike Moldenhauer von der European Non-GMO Industry Association (ENGA) „ein Muss für Verbraucher:innen und Wirtschaft. Für die europäische Lebensmittelwirtschaft ist Gentechnikfreiheit ein Erfolgsmodell, gleichermaßen für konventionelle und Bio-Produkte.“

Bei der gemeinsamen Veranstaltung von VLOG und AöL im Rahmen der Anuga am 10.10.2023 stellte Heike Moldenhauer von der ENGA die Deregulierungspläne der EU-Kommission und den aktuellen Stand des Gesetzgebungsverfahrens vor. Vertreter:innen aus der Lebensmittelwirtschaft sowie von VLOG und AöL schilderten die potenziellen weitreichenden Folgen einer solchen Deregulierung. Die Unternehmen und Verbände kündigten an, den Erhalt der vollständigen Gentechnik-Kennzeichnung ab sofort gemeinsam noch nachdrücklicher öffentlich sowie gegenüber Politik und Regierung zu thematisieren.

In aktuellen Umfragen der Verbraucher:innenorganisation Foodwatch und des VLOG fordern über 90 Prozent der Deutschen Kennzeichnung und Risikoprüfung auch für neue Gentechnik – und über 80 Prozent äußern die klare Erwartung, dass „Ohne Gentechnik“ auch „ohne neue Gentechnik“ bedeutet.

11.10.2023
Von: FebL/PM