„Ohne Gentechnik“ laut Umfrage wichtig bei Fleischersatzprodukten

Fleischersatzprodukte boomen, auch bei der Internationalen Grünen Woche standen sie 2023 im Fokus. Laut einer neuen Studie steht Gentechnikfreiheit dabei ganz weit oben auf der Wunschliste. Das erklärt der Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) mit Blick auf eine neue "Veggie-Studie“, die das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der PHW-Gruppe durchgeführt hat. Demnach legen 71 Prozent derjenigen, die Fleischersatzprodukte essen, Wert darauf, dass sie frei von gentechnisch veränderten Zutaten sind. „Ohne Gentechnik hergestellt“ ist laut der Untersuchung das zweitwichtigste Kriterium für Verbraucher:innen, wenn es um den Kauf von Tofu und fleischlosen Alternativen geht, direkt nach dem Kriterium „kein Palmfett enthalten“, das 76 Prozent wichtig ist. Das beliebteste pflanzliche Alternativprodukt ist laut der Umfrage der Klassiker Tofu, gefolgt von fleischfreiem Hack, Aufschnitt, Burger und Schnitzeln.

Mit „Ohne GenTechnik“-Siegel zeigen, was nicht drin ist

„Wer Fleischersatzprodukte wählt, macht sich Gedanken über seine Ernährung und deren ökologischen Fußabdruck. Da liegt es auf der Hand, auch auf Gentechnikfreiheit zu achten“, kommentiert VLOG-Geschäftsführer Alexander Hissting. „Mit dem ,Ohne GenTechnik‘-Siegel haben Hersteller und Handel die Möglichkeit, ihren Kund:innen zu zeigen, dass sie diesen Wunsch ernstnehmen. Der VLOG unterstützt und berät gerne bei gentechnikfreier Produktion, Kontrolle und Lizensierung. Es wäre nur folgerichtig, wenn wir bei Seitanwürstchen und Sojaschnitzel schon bald ähnlich hohe ‚Ohne Gentechnik‘-Marktanteile hätten wie aktuell bei Milchprodukten, Geflügel und Eiern.“

Die repräsentative Forsa-Umfrage wurde im Oktober 2022 im Auftrag der PHW-Gruppe mit ihrer veganen Marke „Green Legend“ durchgeführt. Die PHW-Gruppe (Lohmann & Co. AG) ist das größte Unternehmen der Geflügelwirtschaft in Deutschland und eines der größten in Europa. Befragt wurden im Rahmen der Umfrage Flexitarier, Vegetarier und Veganer, die Fleischersatzprodukte konsumieren.

Zu den Ergebnissen heißt es bei der PHW-Gruppe: Die Ergebnisse zeigen, dass sich der Trend zum Flexitarismus generell fortsetzt. Mehr als jeder Zweite (51 Prozent) verzichtet in 2022 zumindest manchmal bewusst auf Fleisch. So stieg der Anteil der Flexitarier innerhalb von zwei Jahren von 44 auf 47 Prozent. 4 Prozent der Befragten gaben an sich vegetarisch zu ernähren (gegenüber 8 Prozent im Jahr 2020). Wie auch in 2020 verzichtet lediglich 1 Prozent auf alle Produkte tierischen Ursprungs.

Nach den aktuellen forsa-Daten lassen sich zwischen den Geschlechtern Unterschiede beobachten. Demnach ernähren sich vor allem Frauen flexitarisch (2022: 53 Prozent, 2020: 52 Prozent). Die flexitarische Ernährungsweise wird jedoch auch bei den Männern immer beliebter: Waren es 2020 noch 36 Prozent, bezeichnen sich 2022 bereits 41 Prozent der befragten Männer als Flexitarier.

Ebenfalls spielt die Altersgruppe eine Rolle für die Ernährungsgewohnheiten: 43% der 18- bis 29-Jährigen ernährten sich 2022 flexitarisch. Dies entspricht einer Zunahme von 8 Prozent gegenüber dem Jahr 2020. Aber auch in den Altersgruppen von 30 bis 44 Jahren (2022: 43 Prozent, + 3 Prozent im Vgl. zu 2020) sowie von 45 bis 59 Jahren (2022: 48 Prozent, + 4 Prozent im Vgl. zu 2020) stieg der Anteil der Flexitarier. Einen minimalen Rückgang verzeichnete lediglich die älteste befragte Altersgruppe (2022: 52 Prozent, - 3 Prozent Flexitarier bei 60- bis 75-Jährigen im Vgl. zu 2020).

Grund für Fleischverzicht sind primär Umweltaspekte

Warum ernähren sich immer mehr Menschen fleischlos? Auch auf diese Frage liefert die Veggie-Studie von PHW Antworten. Insbesondere Umweltschutz spielt dabei eine entscheidende Rolle: Zwei Drittel (66 Prozent, + 6 Prozent im Vgl. zu 2020) der befragten Flexitarier, Vegetarier und Veganer überdenken ihren Fleischkonsum aufgrund von Nachhaltigkeitsaspekten sowie der Klima- und Ressourcenschonung. Das Bewusstsein für die Umwelt ist bei Frauen (68 Prozent, + 8 Prozent im Vgl. zu 2020) stärker als bei Männern (64 Prozent, + 5 Prozent im Vgl. zu 2020) gestiegen. 62 Prozent der Befragten begründen den Verzicht von Fleisch mit Tierschutz bzw. dem Wohl von Tieren. Dies entspricht einem leichten Zuwachs von 2 Prozent gegenüber 2020. Gerade die jüngeren Befragten (18- bis 44-Jährigen) führen den Umwelt- und Tierschutz überdurchschnittlich häufig als Grund für einen Verzicht an: 71 Prozent der in dieser Altersgruppe Befragten sehen den Umweltschutz an erster Stelle, gefolgt von Tierwohl und -schutz mit 69 Prozent.

Mit fortschreitendem Alter werden Gesundheitsaspekte ausschlaggebender: Mehr als jeder zweite Befragte (56 Prozent) bei den 60- bis 75-Jährigen verzichtet unter anderem aus gesundheitlichen Gründen teilweise oder ganz auf Fleisch. In der Altersgruppe der 18- bis 44-Jährigen sind es nur 42 Prozent. Mit Blick auf Unterschiede zwischen Männern und Frauen zeigt sich bei den Gründen für Fleischverzicht ein differenziertes Bild: Sind sich Männer und Frauen beim Thema Umweltschutz noch fast einig (64 Prozent zu 68 Prozent), ist Tierwohl den Frauen deutlich wichtiger (56 Prozent zu 66 Prozent). Männer führen ihren geringeren Fleischkonsum eher auf Gesundheitsaspekte (57 Prozent zu 45 Prozent) und der Motivation durch Dritte wie Partner(in), Kinder oder andere Haushaltsmitglieder (24 Prozent zu 7 Prozent) zurück. Seltener wurden Gründe wie der Preis (3 Prozent), Geschmack (2 Prozent) oder wenig Lust auf Fleisch generell (2 Prozent) genannt.

Fleischersatzprodukte: Beliebtheit hat über alle Kategorien zugenommen

In einer ausgewogenen Ernährung sind Proteine ein wichtiger Bestandteil. Auch bei einem flexitarischen, vegetarischen oder veganen Lebensstil sind sie als essenzielle Nährstoffe unverzichtbar. Fleischersatzprodukte aus alternativen Proteinquellen stehen dabei dem Original nicht nur im Proteingehalt, sondern auch im Geschmack und der Haptik oft in nichts nach. Fast zwei Drittel (57 Prozent) der befragten Flexitarier, Vegetarier und Veganer verwenden 2022 Fleischersatzprodukte. Im Vergleich zu 2020 ist das eine deutliche Steigerung von 7 Prozent. Über alle Produktgruppen hinweg hat die Beliebtheit der Fleisch- und Fischalternativen zugenommen. Der beliebteste Fleischersatz ist nach wie vor der preisgünstige Tofu (27 Prozent, + 5 Prozent im Vgl. zu 2020), gefolgt von dem vielseitig einsetzbaren fleischlosen Hack (23 Prozent, + 3 Prozent im Vgl. zu 2020) und Aufschnitt-Produkten (22 Prozent, + 4 Prozent im Vgl. zu 2020). Auf den Plätzen dahinter befinden sich Schnitzel (21 Prozent), Burger (21 Prozent), Nuggets (17 Prozent), Geschnetzeltes/Streifen (16 Prozent), Würstchen (15 Prozent), Frikadellen (15 Prozent), Bratwürste (11 Prozent), Filets bzw. Steaks (6 Prozent) und Fisch-Ersatz (5 Prozent). Tendenziell sind die Ersatzprodukte eher bei den jungen (73 Prozent der 18- bis 44-Jährigen) und urbanen Bevölkerungsschichten (62 Prozent bei 100.000 Einwohner und mehr, 50 Prozent bei unter 20.000 Einwohner) beliebt. Männer greifen dabei mittlerweile häufiger (59 Prozent) zu fleischlosen Alternativen als Frauen (54 Prozent): 2020 waren es noch 47 Prozent bei den Männern und 51 Prozent bei den Frauen.

Proteinquellen: Kartoffeln sind Favorit

Um bei fleischloser Kost den Proteinbedarf zu decken, bevorzugen Flexitarier, Vegetarier und Veganer vor allem pflanzliche Proteinquellen wie Kartoffeln (78 Pro-zent), gefolgt von Nüssen und Kernen (69 Prozent), Reis (62 Prozent) und Erbsen (55%). Sie alle werden in den älteren Bevölkerungsgruppen präferiert. Danach folgen Weizen (32 Prozent), Mais (32 Prozent), Soja (23 Prozent), Pilzkulturen (21 Prozent) und Ackerbohnen (16 Prozent), die tendenziell von der jüngeren Generation bevorzugt werden. Insbesondere Erbsen haben als pflanzliche Proteinquelle an Bedeutung zugenommen (+ 6 Prozent im Vgl. zu 2020). Unter den Vegetariern und Veganern ist Soja mit 57 Prozent (2020: 44 Prozent) weiterhin besonders beliebt. Dahingegen präferieren nur 20 Prozent der Flexitarier Soja als pflanzliche Proteinquelle, um ihren Eiweißbedarf zu decken (+ 2 Prozent im Vgl. zu 2020).

Inhaltsstoffe bei Fleischersatz: Bitte kein Palmfett

Wenn Fleischersatzprodukte auf den Teller kommen, achten Konsumenten auf die Inhaltsstoffe. Für rund drei Viertel der Befragten ist es wichtig oder sogar sehr wichtig, dass kein Palmfett in den Produkten enthalten ist (76 Prozent). Im Vergleich zu den Ergebnissen aus 2020 hat dieser Aspekt die größte Bedeutung gewonnen, da er den Verbrauchern 2022 rund 8 Prozent (sehr viel) wichtiger ist. Fast genauso wichtig ist eine Herstellung ohne Gentechnik (sehr wichtig/ wichtig: 71 Prozent), und dass keine Geschmacksverstärker verwendet werden (sehr wichtig/wichtig: 67 Prozent). 19% der Befragten legen Wert darauf, dass kein Soja in Fleischersatzprodukten enthalten ist. Der Aspekt glutenfrei beeinflusst kaum die Kaufentscheidung der Verbraucher (weniger wichtig/gar nicht wichtig: 86 Prozent). 

Wenn Flexitarier Fleisch konsumieren, dann vor allem Geflügel

Greifen Flexitarier dann doch zum Fleisch, bevorzugen sie Geflügelprodukte (80 Prozent, 2020: 78 Prozent). An zweiter Stelle folgt Rind (63 Prozent, 2020: 68 Prozent), dann Fisch (59 Prozent, 2020: 70 Prozent). Zu Schweinefleisch greifen lediglich 38 Prozent (2020: 45 Prozent) der Flexitarier, zu Lammfleisch 20 Prozent (2020: 26 Prozent).