EEG: Ambitionierter mit mehr Bürgerenergie, Kleegras und Agrar-Photovoltaik

Im Bundestag hat die Erste Lesung des Gesetzentwurfs zur Novellierung des Erneuerbare Energien-Gesetzes (EEG) stattgefunden. Energie- und Umweltverbände fordern eine Stärkung der Bürgerenergie. Nur mit einem ambitionierten Ausbau der Erneuerbaren Energien und einer umfassenden Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger seien die Klimaziele der Bundesregierung und des Pariser Abkommens noch erreichbar, so der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) und das Bündnis Bürgerenergie (BBEn). Auch der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) fordert einen ambitionierten Ausbau der erneuerbaren Energien. Gleichzeitig müsse berücksichtigt werden, dass der Energiepflanzenanbau in Flächenkonkurrenz zur Lebensmittelerzeugung steht und dazu beiträgt, dass Artenvielfalt verschwindet und Pestizide und Dünger Gewässer und Öko-Systeme belasten – insbesondere der intensive Maisanbau zur Energiegewinnung sei eine kritische Entwicklung. Den Verbänden des ökologischen Landbaus ist es besonders wichtig, Flächenkonkurrenz zwischen der Nahrungsmittel- und Energieerzeugung zu vermeiden und weiteren Flächenverbrauch möglichst zu verhindern. Zudem müssten Zielkonflikte zwischen dem Naturschutz und der Energieerzeugung vermindert werden, was wiederum auch für die gesellschaftliche Akzeptanz der erneuerbaren Energien entscheidend sein wird.
Um die Potentiale im Bereich Photovoltaik und Biogas auszuschöpfen, weist der BÖLW in einer Stellungnahme zur Novelle des EEG insbesondere auf zwei Technologie-Ansätze mit großem Potenzial für die Energiegewinnung auf landwirtschaftlichen Betrieben hin, in denen er dringenden Entwicklungs- und Förderbedarf sieht: Die Biogasgewinnung aus nachhaltigen Leguminosen-Grasmischungen sowie die Agrar-Photovoltaik. “Intensiver Maisanbau für Biogasanlagen schadet der Artenvielfalt und führt dazu, dass Humus im Boden abgebaut wird. Dadurch wird CO2 freigesetzt, was der Klimakrise einheizt. Maisanbau in Monokultur wird aber durch das derzeitige EEG indirekt gefördert, während nachhaltiger Grünschnitt aus ökologischen Fruchtfolgen benachteiligt wird“, kommentiert Dr. Alexander Gerber, Vorstand für Landwirtschaft des BÖLW. „Wir fordern, dass kleine Gülleanlagen auch dann eine Sondervergütung erhalten, wenn ein Teil des geforderten 80 % Gülle-Mist Anteils ganz oder teilweise durch Kleegras oder ähnliche Mischkulturen ersetzt wird. Denn vor allem Klee- oder Luzernegras helfen, Humus im Boden aufzubauen und damit Kohlenstoff aus überschüssigem CO2 auf Dauer im Boden festzulegen. Die Bodenverbesserer sorgen auch für mehr Vielfalt in der Fruchtfolge und bieten mehr Nahrung und Unterschlupf für Insekten als eine Mais-Monokultur“, so Gerber.. Erst mit Leguminosen werde Agrogas zu echtem Biogas, das dem Klimaschutz dient. Gleichzeitig unterstützt nach Ansicht des BÖLW die Bundesregierung damit das 20 %-Bio-Ziel aus dem Koalitionsvertrag und der Nachhaltigkeitsstrategie. „Wichtig ist auch, dass Agrar-Photovoltaik im EEG berücksichtigt wird. Diese Win-Win-Strategie kombiniert Landwirtschaft und Energiegewinnung und ist aus ökonomischer und ökologischer Sicht sinnvoll. Die Beschattung der Kulturen durch die Anlagen vermindert Verdunstung und spart Wasser. Die Doppelnutzung der Flächen trägt zum Einkommen der Betriebe bei. Und die Gerüste, die dauerhaft aufgestellt werden, können genutzt werden, um Netz- oder Folienüberspannungen gegen Hagel oder mögliche Schädlinge zu befestigen und die Ernten zu sichern“, erklärt Gerber. Das bisher im Klimaschutzplan der Bundesregierung vorgesehene Ziel von 65 Prozent Erneuerbaren-Anteil bis 2030 ist nach Ansicht des BUND-Vorsitzenden Olaf Bandt weder mit dem Klimaschutzziel von Paris noch mit der erwarteten Anhebung der EU-Ziele (Green Deal) vereinbar. „75 Prozent sind ein Muss. Dafür müssten die vorgesehenen Ausschreibungsmengen bei Solarenergie mindestens verdoppelt werden. Dies ist nur möglich, wenn die Bremse für Bürgerenergie gelöst und eine umfassende Teilhabe ermöglicht wird. Vor allem den Pionieren sollte ein Weiterbetrieb ihrer Anlangen unbürokratisch ermöglicht werden. Kommunale Teilhabe muss wieder verpflichtend ins Gesetz. Nur so ist ein naturverträglicher und sozial gerechter Erneuerbaren-Ausbau möglich“, so der BUND-Vorsitzender. Eine Stellungnahme des BEE zur EEG-Novelle findet sich hier.
02.11.2020
Von: FebL/PM

Der BÖLW fordert mehr Unterstützung für die Agrar-Photovoltaik. Foto: Global Warming Images / WWF