Der Bund der Deutschen Landjugend (BDL) fordert eine stärkere Regulierung bei Kauf und Pacht landwirtschaftlicher Flächen und Junglandwirt:innen bei der Vergabe landwirtschaftlicher Flächen durch ein Vorkaufsrecht zu bevorzugen.
Der Zugang zu Land ist nach Ansicht des BDL eine der größten Hürden für junge Landwirtinnen und Landwirte, die sich mit Herz und Leidenschaft eine Existenz aufbauen wollen. „Das Problem verschärft sich seit Jahren. Nicht nur in Deutschland", beobachtet Stefan Schmidt, stellvertretender BDL-Vorsitzender. Landwirtschaft ist sehr kapitalintensiv und wird immer teurer. „Steigende Produktionskosten und oft nicht angemessene Erzeugerpreise machen uns das Leben schwer. Hinzu kommen die hohen Bodenpreise", sagt er. Als Ursachen für das Problem am Bodenmarkt nennt der BDL den Flächenverbrauch und die außerlandwirtschaftlichen Investoren.
Tag für Tag werden laut BDL 55 Hektar, das entspricht 77 Fußballfeldern, durch Siedlungs- und Verkehrsmaßnahmen verbraucht. Es sei abzusehen, dass die Bundesregierung ihr selbstgestelltes Ziel verfehlt. Laut Koalitionsvertrag will sie den Flächenverbrauch bis spätestens 2030 auf 30 Hektar pro Tag reduzieren. Maßnahmen wie Entsiegelung und Flächenrecycling könnten die zunehmende Flächenversiegelung nach Ansicht des BDL verlangsamen.
Verantwortung für die zugespitzte Situation auf dem Bodenmarkt sieht der BDL auch bei außerlandwirtschaftlichen Investoren, die immer mehr Land aufkaufen. „Über die Hälfte der Agrarfläche in Deutschland gehört mittlerweile Nichtlandwirten, Tendenz steigend. Das beobachten wir mit großer Sorge. Gegen diese kapitalstarken Investoren haben wir aktuell keine Chance", so Schmidt, stellvertretend für die größte deutsche Junglandwirt:innen-Organisation.
Für den BDL ist das eindeutig ein strukturelles Problem. Ein Problem, das Bund und Länder, aber auch die anderen EU-Staaten endlich entschlossen angehen müssen, damit die junge Generation in der Landwirtschaft die Chance auf einen fairen Zugang zu Land erhält. „Kauf und Pacht landwirtschaftlicher Flächen müssen stärker reguliert und diese Regelungen auch durchgesetzt werden“, sagt Stefan Schmidt.
An Ideen, wie das gelingen kann, mangelt es nicht, so der BDL. Bereits 2021 habe die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) mit ihren Empfehlungen praktikable Vorschläge für einen fairen Bodenmarkt gemacht. Sie empfiehlt einen erleichterten Zugang zu Boden für Junglandwirt:innen und Änderungen im Bodenrecht, z.B. Anteilskäufe einzubeziehen und die Spekulationsschwelle bei Kaufverträgen abzusenken. Auch der Landwirtschaftsausschuss des EU-Parlaments will ihnen die Betriebsübernahme und -gründung gesetzlich erleichtern und fordert wie der BDL für sie ein Vorkaufsrecht.
„Wir stellen uns vor, dass staatliche Vorkaufsrechte genutzt werden, um außerlandwirtschaftlichen Investoren zuvorzukommen. So ließe sich der Boden für die Landwirtschaft sichern“, sagt der BDL-Vize und fordert zugleich eine EU-Regelung, die Junglandwirt:innen bei der Vergabe landwirtschaftlicher Flächen bevorzugt.
„Böden sind nicht vermehrbar. Sie brauchen besonderen Schutz“, stellt Schmidt klar. Der Junglandwirt warnt: „Wenn landwirtschaftliche Flächen verloren gehen, weil sie wegen hoher Pachtpreise nicht mehr bewirtschaftet werden können, leidet auch das Gemeinwohl. Wir müssen es schaffen, dass die wichtigste Produktionsgrundlage der Landwirtschaft - der Boden - zugänglich und bezahlbar bleibt. Nur dann können auch in Zukunft junge Menschen nachhaltig in der Landwirtschaft arbeiten und von ihr leben“, so der stellvertretende BDL-Bundesvorsitzende abschließend.