Existenzgründung in der Landwirtschaft - Landjugend in NRW macht weiter Druck bei Förderung

Auf einer Podiumsdiskussion mit den Landtagsabgeordneten Bianca Winkelmann (CDU) und Norwich Rüße (Bündnis 90/Die Grünen) haben die landwirtschaftlichen Jugendverbände in Nordrhein-Westfalen (NRW) ihrer Forderung an die schwarz-grüne Landesregierung nach Einführung einer Existenzgründungsprämie für Junglandwirt:innen in NRW erneut Nachdruck verliehen. Einheitlich verwiesen die Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Agrarjugendverbände auf die extrem hohen Investitionskosten bei Gründung eines landwirtschaftlichen Betriebes, die sich aus der klassischen Urproduktion vielfach nicht mehr erwirtschaften ließen. Die Tatsache, dass es in vielen anderen Bundesländern bereits Existenzgründungsprämien gibt, zeigt aus Sicht der jungen Bäuerinnen und Bauern und denen, die es noch werden wollen, dass die Umsetzung bei ausreichendem politischem Willen möglich ist. Von Bianca Winkelmann und Norwich Rüße forderten sie eine entsprechende Initiative im Landtag. Auch in Rheinland-Pfalz hatte ein Antrag im Landtag vor kurzem zur Einführung einer entsprechenden Existenzgründungsprämie geführt. Bereits im Jahr 2021 legte der Zusammenschluss aus Agrarjugendverbänden einen gemeinsamen Ausgestaltungsvorschlag vor und entwickelte diesen seither kontinuierlich weiter.

Kirsten Gierse-Westermeier ist gemeinsam mit ihrem Partner bereits seit mehreren Jahren dabei, bei Lippstadt einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Hühnerhaltung und Mutterkühen zu gründen. Auf der im Zuge der Agrarunternehmertage in Münster stattfindenden Veranstaltung beschrieb sie ganz praktisch, warum Gründerinnen und Gründern, trotz eines besonders hohen Kapitalbedarfes, bislang keinen Zugang zu Fördermitteln haben. „Junge Leute, die wie ich in der Landwirtschaft gründen wollen, verfügen meistens weder über viel Fläche, noch können sie zwei betriebswirtschaftliche Abschlüsse nachweisen. Sowohl die flächengebundene Förderung für Junglandwirte aus der 1. Säule der gemeinsamen Agrarpolitik als auch die Agrarinvestitionsförderung der 2. Säule fällt für uns damit flach.“ erläutert Gierse-Westermeier und ergänzt: „Existenzgründungsprämien sind in der Lage diese Förderlücke zu schließen“.

Peter Tillmann, Junglandwirt auf einem ökologisch wirtschaftenden Milchviehbetrieb in Warburg und Vorstandsmitglied im Ring der Landjugend (RdL) hob die aus seiner Sicht großen Chancen hervor, die mit der Einführung einer Förderung von Existenzgründungen in NRW verbunden sind. „Wir verfügen in NRW über eine bäuerliche Agrarstruktur mit vielen und vielfältigen landwirtschaftlichen Betrieben, die es unbedingt zu erhalten gilt. Gelingen wird dies aber nur, wenn wir für die recht große Anzahl an Höfen, bei denen die Nachfolge aktuell noch ungeklärt ist, auch Nachfolgerinnen und Nachfolger finden. Die Existenzgründungsprämie kann hierzu einen ganz konkreten Beitrag leisten“.

Phillip Brändle von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), der ohne elterlichen Betrieb im Rücken viele Jahre versucht hat, sich eine Existenz in der Landwirtschaft aufzubauen, verwies auf die harte Realität der Agrarstatistik. „Die Kapitalintensität in der Landwirtschaft hat sich seit 1991 fast verdreifacht. Stand heute kostet die Einrichtung eines Arbeitsplatzes in der Landwirtschaft rund 800.000 € - ohne den Faktor Boden. Existenzgründer, die diese Summe über eine Bank finanzieren müssen, benötigen Eigenkapital in einer Höhe von ca. 160.000 €. Welcher junge Mensch hat so viel Geld?“. Die Existenzgründungsprämie ist aus Sicht von Brändle daher nicht nur ein wichtiges Mittel zur direkten finanziellen Unterstützung junger Gründerinnen und Gründer, sondern hilft auch dabei, junge Menschen überhaupt in die Lage zu versetzen, Zugang zu Kapital zu erhalten.

 

08.02.2024
Von: FebL/PM

Die Teilnehmenden an der Podiumsdiskussion (v.l.): Moderatorin Stefanie Awater-Esper, Norwich Rüße, Bianca Winkelmann, Kirsten Gierse-Westermeier, Peter Tillmann, Phillip Brändle. Foto: AbL