AbL-Aktion: Bio-Händler Dennree zum „Landgrabber des Jahres 2024“ gekürt

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) Mitteldeutschland hat den Bio-Händler Dennree zum „Landgrabber des Jahres 2024" gekürt. Die Preisverleihung fand flankiert von Traktoren vor einer Denns BioMarkt-Filiale in der Dresdener Neustadt statt. Zu Beginn des Jahres hatte Dennree die Agrargenossenschaft Großzöbern im Vogtland gekauft und bewirtschaftet nun über 6000 ha Land. Die AbL vergibt den Preis seit 2019. Sie macht damit auf die Bedrohung der bestehenden Landwirtschaftsbetriebe durch die Konkurrenz durch außerlandwirtschaftliche Großkonzerne aufmerksam.

Anlässlich der Verleihung des Preises erklärt Anne Neuber, Geschäftsführerin der AbL Mitteldeutschland: „Der erneute Landkauf durch Dennree macht deutlich, dass Bäuerinnen und Bauern nicht mit außerlandwirtschaftlichen Investoren konkurrieren können. Die Konzerne erwirtschaften ihr Geld nicht in der Landwirtschaft und können deshalb beliebig hohe Preise zahlen. Daher überreichen wir Dennree den Preis ‚Landgrabber des Jahres 2024‘.“

Dennree ist der größte Lebensmitteleinzelhändler im Biobereich. Bereits 2015 hat das Unternehmen die Agrofarm 2000 GmbH mit 4900 ha erworben und führt sie nun als Hofgut Eichigt. Zu Beginn dieses Jahres fusionierte Eichigt mit der Agrargenossenschaft Großzöbern. Gemeinsam bewirtschaften sie 6100 ha. Im Zusammenspiel mit dem Lebensmitteleinzelhandel konzentrieren sich hier Land, Produktion, Verarbeitung und Vertrieb in einer Hand. Das kann auch für den Biobereich zum Problem werden. Denn wer so groß und vernetzt ist, wird langfristig die Preise in diesen Bereichen bestimmen.

Clemens Risse, Bauer in Meißen und AbL-Landesgeschäftsführer in Sachsen: „Kein Landwirtschaftsbetrieb, egal ob groß oder klein, kann langfristig gegen die Konkurrenz durch kapitalstarke Großkonzerne bestehen. Wir alle wirtschaften bis auf ganz wenige Ausnahmen zu 70-80 % auf Pachtland. Wenn ein Betrieb einen Investor im Hintergrund hat, wird er alle anderen Pachtgebote in der Region überbieten. Das gefährdet die Existenz der bestehenden landwirtschaftlichen Betriebe.“

Die sächsische Landesregierung hat im Koalitionsvertrag versprochen, durch das Erlassen eines Agrarstrukturgesetzes zukünftig zu verhindern, dass nicht-landwirtschaftliche Konzerne unreguliert und unerfasst landwirtschaftliche Betriebe und deren Flächen aufkaufen können. Das Landwirtschaftsministerium hat in den vergangenen vier Jahren einen Entwurf dazu erarbeitet, der diesen erneuten Landkauf von Dennree verhindert hätte. Dieser Regierungsentwurf wurde bereits ins Parlament eingebracht. Er wird von einem Teil der Landwirtschaftsverbände, u.a. durch den Sächsischen Bauernverband (SLB), abgelehnt. Die CDU kündigte im März 2024 an, von ihrem Versprechen im Koalitionsvertrag abzuweichen.

Anne Neuber: „Der sächsische Bauernverband vertritt offenbar nur die Interessen der größten 30 der insgesamt 6000 landwirtschaftlichen Betriebe in Sachsen. Der SLB setzt die Existenz des Großteils der bestehenden Landwirtschaftsbetriebe in Sachsen aufs Spiel und verhindert Existenzgründungen in der Landwirtschaft. Wenn dem Bauernverband die Zukunft des Berufsstands am Herzen liegt, sollte er seine Haltung zum Agrarstrukturgesetz der Regierung dringend ändern.“

Der Aktionsort, die Denns BioMarkt-Filiale in Dresden, ist laut eigenen Angaben der Dennree GmbH eine von insgesamt rund 370 Filialen von Denns BioMarkt, einer Tochtergesellschaft der Dennree GmbH. Es ist die größte Supermarktkette in Deutschland, im Ranking weit vor Alnatura Super Natur Markt mit rund 150 Filialen auf Platz zwei und Bio Company auf Platz drei mit 60 Filialen laut einer Mitteilung des EHI Retail Instituts mit Stand vom 1. Januar 2024.

10.04.2024
Von: FebL/PM

Aktion der AbL Mitteldeutschland vor dem Denns BioMarkt in Dresden. Foto: AbL Mitteldeutschland