Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat in Bayern einen Milchviehhof mit Kombinationshaltung besucht. „Vor dem Hintergrund des geplanten Auslaufens der Anbindehaltung in spätestens 10 Jahren braucht es hier Lösungen. Gerade in Bayern und Baden-Württemberg sind davon viele kleine Höfe betroffen“, twittert der Minister nach dem Treffen. Das lässt die Tierschutzorganisation ProVieh „aufhorchen“ und das sofortige Verbot der Anbindehaltung fordern. Während die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft erst jüngst in einem Papier festgestellt hat: „Die vielen Höfe mit Anbindehaltung müssen in einer Umbaustrategie mitgenommen werden, denn sie werden gebraucht für eine zukunftsfähige, regionale und klimagerechte Landwirtschaft.“
Laut Koalitionsvertrag will die Ampelkoalition von SPD, Grünen und FDP die "Anbindehaltung spätestens in zehn Jahren beenden". Nach aktuellen Auswertungen des Bayerischen Landesamts für Statistik (LfStat) hat mit rund 13.000 Betrieben noch mehr als die Hälfte der Milchviehbetriebe in Bayern eine Anbindehaltung, 3.000 Betriebe eine Kombihaltung. Beim Hofrundgang im bayerischen Holzkirchen zeigt sich laut einem Bericht von BR24 Özdemir von der Kombihaltung angetan, sichert aber nichts konkret zu. "Das, was wir hier sehen, finde ich sehr spannend", sagt er. Wann kommt aber eine klare Entscheidung? "Zeitnah", sagt Özdemir. Zeitnah ist in der Politik ein dehnbarer Begriff. "Noch in dieser Legislaturperiode", fügt der Minister hinzu, so BR24. Die dauerhafte Anbindehaltung müsse abgeschafft werden. Dafür brauche es aber praktikable Lösungen, „damit die Höfe nicht aufgeben."
„Ein Umbau der Anbindehaltung ist unausweichlich“, heißt es auch in dem jüngst vorgelegten AbL-Papier „Bäuerinnen und Bauern gestalten Umbau der Milchkuhhaltung“. Der Umbau der Anbindehaltung kann dabei nach Ansicht der AbL nicht von heute auf morgen geschehen. Er muss in einem Übergangszeitraum sozialverträglich gestaltet und entsprechend politisch flankiert werden, damit viele bäuerliche Betriebe erhalten bleiben, die für eine flächengebundene und regionale Tierhaltung notwendig sind. Für Tierwohl, für eine regionale Landwirtschaft, für kurze Tiertransportwege, für flächengebundene Tierhaltung, für den Verbleib der Brudertiere in der Region, für die Ausrichtung auf andere Formen der Rindermast, wie z.B. Fresseraufzucht, Jungvieh- oder Pensionsviehhaltung oder auch Weidemast, braucht es viele breit gestreute Höfe im Bundesgebiet. Erst wenn die Rahmenbedingungen auf dem Markt Perspektiven bieten, tragfähige Einkommen zu erwirtschaften, werden sich gerade junge Betriebsleiter:innen auf den Weg machen.
ProVieh fordert angesichts der vom Minister während der Hofbesichtigung gemachten Äußerungen zur Kombihaltung eine eindeutige Positionierung des Ministers und twittert: „Anbindehaltung endlich konsequent verbieten!“