Kaniber: Ausstieg aus der ganzjährigen Anbindehaltung „so zügig wie nur möglich“
Die Landwirtschaft befindet sich „in einem großen Umbruch“, erklärt Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) in einer Regierungserklärung mit dem Titel „Landwirtschaft 2030: nachhaltig, smart, fair“ im Landtag. „Ein einfaches ‚Weiter so‘ will weder die Gesellschaft, noch wollen es unsere Bäuerinnen und Bauern“, so die Ministerin. Und weil über kaum ein Thema derzeit so emotional diskutiert werde wie über die Tierhaltung, sei es für die Staatsregierung selbstverständlich, dass der Umbau der Nutztierhaltung ganz oben auf der Agenda stehe. „Die Nutztierhaltung ist und bleibt zweifelsfrei das Rückgrat der bayerischen Landwirtschaft. Mehr Tierwohl statt mehr Tiere muss für viele Höfe das Motto der Zukunft sein. Dafür werden wir die Förderung der Investitionen sowohl in Tierwohlställe für Zuchtsauen als auch in die Umstellung von Anbinde- auf Laufstallhaltung von 30 % auf 40 % anheben. Damit schöpfen wir sogar die maximale Obergrenze nach EU-Recht aus“, so die CSU-Ministerin.
Obwohl Bayern seit drei Jahrzehnten keinen Anbindehaltungsstall mehr fördere, halten nach wie vor 14.000 Betriebe ihre Kühe in Anbindeställen. Und das soll sich nach Ansicht der Ministerin schnellst möglich ändern. „Wer unseren Betrieben jetzt wirklich etwas Gutes tun will, muss nur die Verbraucher, den Markt und die Wirtschaft genauer beobachten. Er muss vor allem ehrlich zu unseren Landwirten sein. Wir brauchen den Ausstieg aus der ganzjährigen Anbindehaltung so zügig wie nur möglich. Machen wir uns nichts vor, die Wirtschaft schafft längst Fakten. Unser Ziel ist es, keinen Betrieb auf dem Weg aus der Anbindehaltung zu verlieren. Deswegen setzen wir mit dem heutigen Tag ein sehr deutliches Signal. Wir gehen nochmals, ganz proaktiv, mit einer eigenen Beratungsoffensive auf unsere Betriebe zu. Wir unterstützen die Betriebe mit einer Investitionsförderung für den Umbau. Wir zeigen Möglichkeiten auf, vielleicht zu einer betrieblichen Umnutzung oder zu einer Diversifizierung. Eines steht aber fest: Mit dem heutigen Tag beginnt der Einstieg in den Ausstieg der Anbindehaltung“, erklärt Kaniber.
Um die Betriebe zu unterstützen will die Ministerin bei der Tierwohlprämie nicht auf den Bund warten. „Wir starten bereits im kommenden Jahr mit einem eigenen bayerischen Tierwohlprogramm für Schweine und Mastrinder. Unsere Tierwohlziele lauten: mehr Platz pro Tier, mehr Tiere auf Stroh, mehr Auslauf. Dafür planen wir im Endausbau jährlich bis zu 50 Millionen Euro ein. Zudem schaffen wir ein eigenes digitales Tierwohl-Monitoring, ein sogenanntes Frühwarnsystem. Damit können unsere Landwirte, Berater und Hoftierärzte frühzeitig auf Probleme im Tierbestand reagieren. Auch hier muss das Motto lauten: Prävention ist tausendmal besser als Medikation“, so die Ministerin in ihrer Regierungserklärung.