ISN befürchtet Strukturbruch in der Schweinehaltung, wenn nicht gehandelt wird

Die Schweinehaltung in Deutschland steckt nach Ansicht der Interessengemeinschaft der Schweinhalter Deutschlands (ISN) tief in der Strukturkrise. Neben der aktuell finanziell desaströsen Lage seien die Summe immer wieder neuer Auflagen, die fehlende Perspektive und die mangelnde Planungssicherheit verant­wortlich dafür, dass mehr als die Hälfte der Schweinehalter beabsichtigt, in den nächsten Jahren auszusteigen. Die ISN fordert deshalb von den drei Ampel-Parteien in Berlin, jetzt in ihren Koalitionsverhandlungen den Rahmen für Planungssicherheit und Perspektive für Schweinehalter zu schaffen. Ein Umbau der Schweinehaltung geht laut ISN nur, wenn gleichzeitig für machbare Lösungen gesorgt wird. Wenn jetzt nicht gehandelt werde, schreite die Verlagerung der Tierhaltung ins Ausland immer schneller fort. „Es brennt lichterloh in der Schweinehaltung!“ So beschreibt der ISN-Vorsitzende Heinrich Dierkes die aktuelle Situation auf der kürzlich stattgefundenen Mitglieder­versammlung der ISN. Den Schweinehaltern mache die katastrophal schlechte Marktsituation – unter anderem hervorgerufen durch die Corona-Lage und die Afrikanische Schweinepest – arg zu schaffen. Dierkes fordert die Ampel-Parteien auf, jetzt Verantwortung zu übernehmen und für umfassende Lösungen für die Schweinehalter zu sorgen. Dass so viele Schweinehalter aufhören, sei aber insbesondere eine Folge der fehlenden Planungssicherheit und Perspektive und des fehlenden Rückhalts von Seiten der Politik. Dies war auch ein zentrales Ergebnis einer ISN-Umfrage, bei der jüngst über die Hälfte der gut 1000 teilnehmenden Schweinehalter, die zusammen ca. 10 Prozent der deutschen Schweine halten, angab, aus der Schweinehaltung aussteigen zu wollen. Die laut ISN wichtigsten Ergebnisse der Umfrage:
  • In den nächsten zehn Jahren wollen 60 % der Sauenhalter und 40 % der Schweinemäster aussteigen.
  • Bei etwa jedem sechsten befragten Betrieb ist der Ausstieg schon sehr konkret und bereits eingeleitet oder steht innerhalb der nächsten zwei Jahre bevor.
  • Vor allem kleinere Betriebe planen einen zeitnahen Ausstieg innerhalb der nächsten zwei bis fünf Jahre.
  • Größte Ausstiegsraten in Süddeutschland: Mehr als 70 % der Sauenhalter und 55 % der Schweinemäster im Süden planen in den nächsten zehn Jahren auszusteigen.
  • Die Tierzahlen schrumpfen: Durch die hohe Zahl der aussteigenden Ferkelerzeuger und Schweinemäster werden voraussichtlich 25 bis 30 % weniger Sauen und Mastschweine in den Betrieben gehalten werden.
  • Hauptgründe der Betriebsaufgabe: Summe der Auflagen, fehlende Perspektive und Planungssicherheit und mangelnder politischer Rückhalt. Trotz der aktuell desaströsen Marktlage liegt die Ökonomie als Ausstiegsgrund nicht auf den ersten Plätzen.
Mit Blick auf die Umfrageergebnisse erklärte der ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack: „Wenn ein schweinehaltender Betrieb, der sich verändern will, das nicht kann und nicht darf, dann bleibt ihm nur der Ausstieg. Wenn die neue Bundesregierung nicht den Exodus der bäuerlichen Betriebe will, dann muss sie gehörig Gas geben. Sie darf dabei nicht wieder von vorne anfangen und schon gar nicht immer weitere Punkte aufsatteln. Sie muss auf Basis der Vorschläge der sogenannten Borchert-Kommission weiterarbeiten und endlich ein schlüssiges und für die Schweinehalter umsetzbares Gesamtkonzept auf den Weg bringen. Natürlich gehört dazu eine entsprechende Finanzierung sowie eine für die Verbraucher transparente Kennzeichnung aller Schweinefleischprodukte mit der Haltungsform und der Herkunft bis zur Geburt der Schweine.“ Vor dem Hintergrund der Umfrage richtet auch der ISN-Vorsitzende auf der Mitgliederversammlung seine Forderung explizit an alle drei designierten Regierungsparteien in Berlin, nun für umfassende Lösungen für die Schweinehalter zu sorgen. Wer sich Aufbruch und Erneuerung auf die Agenda schreibt und den Umbau der Tierhaltung fordert, der muss auch gleichzeitig umfassende Lösungen dafür liefern, wie die Schweinehalter das umsetzen können – fachlich wie auch wirtschaftlich, so Dierkes. Viel zu lange hätten sich die verschiedenen Parteien und Ministerien, wo es nur ging, gegenseitig Sand ins Getriebe gestreut. Hier müssten sich auch alle Ampel-Parteien – sei es im Rahmen ihrer Regierungsbeteiligung im Bund oder auch in einzelnen Bundesländern - an die eigene Nase fassen. Die Leidtragenden seien so die Schweinehalter gewesen. Es gehe um viel – es gehe darum, dass Schweinefleisch auch zukünftig noch in Deutschland unter den hohen hiesigen Standards erzeugt und nicht aus anderen Ländern mit geringeren Erzeugerstandards importiert wird, mahnt Dierkes.