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Greenpeace-Abfrage bei den großen Supermarktketten zeigt, dass der Handel bereit ist, Billigfleisch der schlechtesten Kennzeichnung Haltungsform 1 und 2 langfristig aus dem Sortiment zu nehmen. “Der Lebensmitteleinzelhandel hat erkannt, dass die massenhafte Fleischproduktion auf Kosten von Tier, Mensch und Klima keine Zukunft hat”, sagt Stephanie Töwe, Landwirtschaftsexpertin von Greenpeace. “Jetzt ist es an der neuen Bundesregierung, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen.”
Umstellung des Fleischsortiments hat bereits begonnenFrischfleisch der Haltungsformen 1 und 2 stammt von Tieren, die nach Ansicht von Greenpeace unter qualvollen und häufig gesetzeswidrigen Bedingungen gehalten wurden. In der aktuellen Abfrage bei Aldi Nord, Aldi Süd, Edeka, Kaufland, Lidl, Netto, Penny und Rewe geben Edeka, Lidl und Netto an, langfristig kein Fleisch dieser Haltungsformen mehr anbieten zu wollen. Sie sagen jedoch anders als Aldi und Rewe (bis 2030) nicht, wann sie aus der Produktion der zwei schlechtesten Stufen aussteigen werden. Einzig Kaufland hat in der aktuellen Abfrage eine generelle Umstellung auf die besseren Haltungsformen 3 und 4 verneint. Der Übergang zu besseren Haltungsformen schlägt sich laut Greenpeace bereits im Frischfleischsortiment nieder. Innerhalb eines Jahres hat sich nach Angaben der befragten Ketten der Anteil der schlechtesten Haltungsform 1 auf 34 Prozent halbiert (Abfrage 2020: 69 Prozent). Dagegen wird mit 55 Prozent mehr als doppelt so viel Frischfleisch der etwas besseren Haltungsform 2 angeboten (2020: 23 Prozent). “Der Ausbau der Haltungsformen 3 und 4 muss nun zügig vollzogen werden. Besonders beim klimaschädlichen Rindfleisch passiert aktuell noch viel zu wenig”, so Töwe. “Die neue Bundesregierung sollte die gesamte Fleischbranche in die Pflicht nehmen und schärfere Haltungskriterien, eine verpflichtende Haltungskennzeichnung sowie eine Förderung des Umbaus im ersten Regierungsjahr zügig auf den Weg bringen.” Und Greenpeace wird weiter ganz genau hinsehen, ob die Supermärkte sich auch wirklich an ihre Versprechungen halten.
Darüber hinaus muss nach Ansicht von Greenpeace der Tierbestand bis 2045 mindestens halbiert werden, wenn die Pariser Klimaziele in der Landwirtschaft erreicht und die Vorgaben des Klimaschutzgesetzes erfüllt werden sollen. Das zeige eine kürzlich veröffentlichte
Studie zur klimaneutralen Landwirtschaft. Um diese Ziele zu erreichen, gebe es verschiedene Möglichkeiten; die Pläne liegen nach Ansicht der Umweltschutzorganisation teilweise schon in der Schublade. Doch vor allem das CDU/CSU-geführte Landwirtschaftsministerium habe in den letzten Legislaturperioden viel ausgesessen. Nun liege die Verantwortung bei der potentiellen neuen Ampel-Regierung, den Lebensmitteleinzelhandel bei seinen Plänen zu unterstützen und die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen.