EU-Studie: finanzieller Mehrwert von Biogas geht weit über den reinen Energiewert hinaus

Der Mehrwert von Biogas bzw. Biomethan liegt schon heute weit über dem der erzeugten Kilowattstunde Gas, Strom oder Wärme. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Europäischen Biogas Verbandes (EBA). Dabei spielen Umwelteffekte eine wesentliche Rolle: die Vermeidung von Klimagasen, die Bereitstellung von Dünger und perspektivisch die Erzeugung von biogenem CO2. Darauf weist der Fachverband Biogas hin.

Der finanzielle Nutzen von Biogas bzw. Biomethan in der EU27 und Groß-Britannien liegt im Jahr 2030 zwischen 38 und 78 Mrd. € und könnte bis 2050 auf 133 bis 283 Mrd. € pro Jahr ansteigen. Das ist das Ergebnis der aktuellen Studie "Beyond energy: monetising biomethane's whole system benefits" des Europäischen Biogasverbandes EBA.

Der Mehrwert der sogenannten externen Effekte der Biogaserzeugung liegt danach zwischen 8,4 und 17,5 ct/kWh. Dieser basiert laut der Studie neben den oben genannten Umweltaspekten insbesondere auf der Schaffung von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum und der Energiesicherheit. „Die EBA-Studie gibt der Energiesicherheit erstmals einen monetären Wert", erklärt Dr. Stefan Rauh, Geschäftsführer im Fachverband Biogas. Die Energiemangellage in den letzten Monaten habe allen vor Augen geführt, welche Bedeutung diese Energiesicherheit für Deutschland und Europa hat. Die EBA-Studie quantifiziert diese mit bis zu 7,5 ct/kWh.

Derzeit werden Betreiber von Biogas- und Biomethananlagen in erster Linie für ihre Energiebereitstellung über Förder- oder Marktmechanismen belohnt. Die zusätzlichen Auswirkungen – neben der Sicherheit sind dies vor allem die positiven Umwelteffekte der anaeroben Vergärung und der Wert der Anlagen für den ländlichen Raum - werden von den politischen Entscheidungsträgern nicht ausreichend honoriert und von der Gesellschaft zu wenig anerkannt, kritisiert die EBA.

EBA-Generalsekretärin Giulia Cancian sagt: „Dieser Bericht dokumentiert den Mehrwert von Biomethan für unsere Gesellschaft, der weit über die Bereitstellung erneuerbarer Energien hinausgeht. Die Biomethanindustrie, die politischen Entscheidungsträger und die Regulierungsbehörden müssen eng zusammenarbeiten, um diese Vorteile voll auszuschöpfen."

Stefan Rauh fordert, dass die Politik in Europa, v.a. aber auch die Entscheidungsträger in Deutschland - dem Biogas-Marktführer - diesen Wert der externen Effekte bei der zukünftigen Gestaltung der Energieversorgung endlich Rechnung tragen müsse. Der Blick auf die reinen Erzeugungskosten der Energie greife eindeutig zu kurz.

Um die Biogaserzeugung in Deutschland zu sichern und auszubauen, brauchen die Betreiber der Anlagen nach Ansicht des Präsidenten des Fachverbands Biogas, Horst Seide, vor allem zwei Dinge: „Sicherheit und Verlässlichkeit. Um sich den gegebenen Anforderungen anpassen zu können, nehmen die Betreiber – in der Regel Landwirte – viel Geld in die Hand und gehen damit ein hohes privates Risiko ein. Dies können sie nur tun, wenn sie darauf vertrauen können, dass sich dieses Geld wieder einspielt. Die Anlagen müssen in ihrer Entwicklung verlässlich unterstützt werden: bei der Förderung der flexiblen Fahrweise, in ihrem Transformationsprozess weg von nachwachsenden Rohstoffen und bei der Gasaufbereitung. Hier gilt es, unnötige Hürden abzubauen und sowohl die Genehmigung als auch den Betrieb der Anlagen praxisnah und mit Augenmaß zu fördern“, so Seide im jüngst veröffentlichten Kritischen Agrarbericht 2023 (KAB).

Es sei ein deutlicher Ausbau der Biogasproduktion für eine schnelle Versorgungssicherheit möglich, ohne eine zusätzliche Konkurrenz zur Nahrungs- und Futtermittelproduktion. „Der Trend geht zur Biogasaufbereitung, daher sollten Neuanlagen überwiegend mit einer Gasaufbereitung ausgestattet werden. Der bestehende Anlagenpark muss erhalten bleiben und dabei unterstützt werden, Stoffe ohne Konkurrenz zur Nahrungs- und Futtermittelproduktion einzusetzen. Es sollten finanzielle Anreize gesetzt und Hemmnisse ausgeräumt werden, um neue und bestehende Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK-Anlagen) zu flexibilisieren, um Bestandsanlagen auf die Biomethanerzeugung umzurüsten und damit generell neue Biogas- und Biomethananlagen gebaut werden“, fordert der Fachverbands-Präsident im KAB.