Fachverband Biogas: Kraftwerksstrategie darf das Potenzial der Biogastechnologie nicht ignorieren

Der Fachverband Biogas übt deutliche Kritik an der von der Bundesregierung vorgelegten Kraftwerksstrategie und hat daher jetzt eine Social-Media-Kampagne „Ohne Biogas geht es nicht!“ gestartet. Da das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) „leider weiterhin die große Bedeutung von Biogas für die Energieversorgung der Zukunft“ ignoriere, solle mit der Kampagne darauf aufmerksam gemacht werden, „welch wichtige Rolle Biogas spielt - nicht nur bei der gesicherten Stromversorgung“.

Im Zentrum der Einigung zur Kraftwerksstrategie innerhalb der Bundesregierung steht laut Fachverband Biogas neben dem Bekenntnis, die Arbeiten am zukünftigen Strommarktdesigns zügig voranzubringen, vor allem die Erarbeitung von Konzepten für einen marktlichen, technologieneutralen Kapazitätsmechanismus. Neue Großkraftwerke sollen hingegen deutlich weniger gebaut werden als ursprünglich geplant. Für den Fachverband ist damit ein wichtiger Sinneswandel weg vom Aufbau großer Kraftwerkskapazitäten, die durch Hybrid- und Sprinterkraft ergänzt werden sollten, hin zur Anreizung zuverlässiger und flexibler Kapazitäten erkennbar.

„Genau das ist es, was das Stromsystem der Zukunft braucht und Biogas liefern kann“, so Horst Seide, Präsident des Fachverbandes. Mit Unverständnis reagiert er hingegen auf die Tatsache, dass in der Einigung zwar von Technologieneutralität gesprochen wird, aber mit keinem Wort der Biogasanlagenpark erwähnt wird. „In der Einigung hofft die Bundesregierung auf unausgereifte Technologien wie die Kernfusion oder den nicht besonders umweltfreundlichem blauem Wasserstoff, aber nirgends liest man von den vorhandenen Biogaskraftwerken, die mit ausgereifter Technologie schnell und kostengünstiger zur Verfügung stehen. Allein bis 2030 können mit den richtigen Änderungen am Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) bis zu 12 Gigawatt (GW) flexibler Leistung aus Biogas zur Verfügung stehen - langfristig sogar doppelt so viel,“ unterstreicht Seide.

Mit dem aktuellen Ausschreibungsdesign hingegen riskiert die Bundesregierung nach Ansicht des Fachverbandes Anlagenstilllegungen und eine noch größere Stromlücke, die wiederum später teuer geschlossen werden muss.

„Deutschland muss jetzt auf heimische Energie setzen, sonst wird bei knappen Kassen bestehende Infrastruktur zerstört. Wenn die aktuelle Regierung nicht schnell aufwacht, ist insbesondere das Wirtschaftsministerium dafür verantwortlich, dass eine zuverlässiger Biogasanlagenbestand zum Aufhören gezwungen wird. Ein Schaden, den kommende Regierungen nicht wieder gut machen können. Auch darf nicht vergessen werden, dass der heutige Biogasanlagenbestand ein wesentlicher Bestandteil der Wärmewende darstellt,“ schließt Seide.

Der Fachverband Biogas hat seine Position zur Kraftwerksstrategie in einem Positionspapier formuliert und diese in einem Brief Bundeswirtschaftsminister Habeck mitgeteilt.