Trotz des eindringlichen
Appells eines bundesweiten Aktionsbündnisses zur Agroforstwirtschaft, zu dem sich zahlreiche namhafte Verbände, Stiftungen und Organisationen zusammengefunden haben, enthalten die Verordnungstexte zur nationalen Umsetzung der EU-Agrarreform (GAP) nach Ansicht der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) Mitteldeutschland ausgerechnet bei der künftigen Agroforstförderung weiterhin eklatante Schwachstellen und unzumutbare Mängel. Dies erscheint mehr als unverständlich, da die zahlreichen Vorteile von Agroforstsystemen inklusive ihrer positiven Langzeitwirkung für das Klima, die Biodiversität und den Ressourcenschutz auf breiten öffentlichen Konsens stoßen.
Daniel Fischer, Agroforst-Beauftragter der AbL Mitteldeutschland und einer der Initiatoren des bundesweiten Aktionsbündnisses, kommentiert: "Die bewusste Missachtung der wesentlichen Kernforderungen unseres Aktionsbündnisses zur geplanten Agroforstförderung wirft die Frage auf, ob die erfolgte Verbändebeteiligung beim BMEL zur GAP im Oktober diesen Jahres nicht reine Makulatur war. Abgesehen von einigen wenigen Detailverbesserungen wurden unsere konstruktiven Änderungsvorschläge leider weder vom BMEL noch vom BMU aufgegriffen und in die Verordnungstexte eingearbeitet. Nun droht die Agroforstförderung in der kommenden GAP-Förderperiode vollkommen ins Leere zu laufen. Entgegen den Beschlüssen des Bundestages (Drucksache 19/24389) und des Bundesrats (Drucksache 420/21) wurden die Förderbedingungen leider so unzureichend ausgestaltet, dass die Zielvorgabe für die Agroforstwirtschaft nicht erreicht werden können. Dies wird u.a. auch vom Deutschen Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) so bekräftigt. Die verantwortlichen Akteure nehmen somit ein Scheitern mit Ansage billigend in Kauf! Das Nachsehen werden nun die Betriebe haben, die einen Beitrag für mehr Klimaschutz, mehr Klimaresilienz und mehr Biodiversität mittels Agroforstsysteme zukünftig leisten wollen. Durch die massive Benachteiligung und offenkundige Diskriminierung der Agroforstwirtschaft wird die Förderung einer enkeltauglichen und klimagerechten Landnutzung somit letztendlich verhindert. Angesichts der großen Herausforderungen unserer Zeit ist dies völlig inakzeptabel. Deutschland wird auch in Zukunft bei der Agroforstwirtschaft weiterhin ein trauriges Schlusslicht in Europa bleiben, sollte nicht in letzter Minute jetzt noch die große Kehrtwende erfolgen!“
Es bestehen nach Ansicht der AbL Mitteldeutschland tatsächlich jedoch noch Zeichnen der Hoffnung: Neben dem bundesweiten Aktionsbündnis haben sich mittlerweile in nahezu allen Bundesländern Aktionsnetzwerke gebildet, welche die Forderung nach einer unbürokratischen, attraktiven und wirksamen Agroforstförderung nachdrücklich unterstützen. Zugleich haben mehrere Bundesländer bereits Änderungsanträge für die anstehende Bundesratssitzung eingereicht. Dies könnte gegenwärtig der wichtigste Rettungsanker sein, um den größten Schaden noch abzuwenden sowie verlorengegangenes Vertrauen wiederzuerlangen. Denn bei der GAP-Reform steht nichts Geringeres auf dem Spiel als die Glaubwürdigkeit im Hinblick auf eine zukunftsfähige Ausgestaltung der künftigen Agrarpolitik. Die letzte Bundesregierung hat diese Chance verspielt. Die Bundesländer sowie die neue Bundesregierung sind daher aufgerufen, dem entgegenzutreten.