Die Wissenschaftsplattform Klimaschutz (WPKS), ein von der Bundesregierung im Juni 2019 eingerichtetes Expertengremium, schreibt in ihrem jetzt an die Bundesregierung übergebenen ersten
Jahresgutachten der Land- und Forstwirtschaft eine Schlüsselrolle beim Erreichen der Klimaneutralität zu.
"Die Richtung stimmt bei den bislang von der Bundesregierung vorgelegten Maßnahmen. Aber sie reichen leider nicht aus für deren selbst gesetzte Klimaziele," sagte Prof. Sabine Schlacke von der Universität Greifswald und Co-Vorsitzende des WPKS-Lenkungskreises. "Zum einen ist die Politik lückenhaft. Etwa in der Landwirtschaft und Forstwirtschaft muss mehr passieren. Wo hier Treibhausgase gebunden werden, zum Beispiel in wachsenden Wäldern oder durch Feuchtgebiete erhaltendem, schonendem Ackerbau, sollte es dafür Geld geben. Und wo Treibhausgase freigesetzt werden, vielleicht in der Tierhaltung oder bei Rodungen, sollten die Verursacher dafür zahlen."
Die klimapolitische Regulierung der Sektoren Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF) und Landwirtschaft ist einer von vier Regulierungsbereiche, die im Rahmen des Jahresgutachtens näher analysiert werden. In den Kernforderungen des Gutachtens heißt es unter dem Punkt ‚Monitoring und Anreize für nachhaltige Landnutzung verbessern und GAP weiterentwickeln‘: Den Sektoren Land- und Forstwirtschaft kommen für das Erreichen des Klimaneutralitätsziels Schlüsselrollen zu, weil absehbar aus diesen Sektoren ein wesentlicher Teil der auch längerfristig nicht vermeidbaren Emissionen stammen wird. Zugleich muss zur Erreichung der Klimaneutralitätsziele in erheblichem Maß auf natürliche Senken zurückgegriffen werden, die durch Land- und Forstwirtschaft beziehungsweise den heutigen LULUCF-Sektor bereitgestellt werden müssen.“
Zur Umsetzung der klimapolitischen Ziele in der Land- und Forstwirtschaft sind nach Ansicht des WPKS zusätzlich zu den bereits beispielsweise auf europäischer Ebene vereinbarten Maßnahmen weitere Instrumente notwendig, insbesondere sollten finanzielle Anreize für die Vermeidung von Emissionen und die Stärkung von Senken geschaffen werden. Vergleichsweise einfach realisierbar wäre eine Bepreisung von zwei wesentlichen Emissionsquellen aus der Landwirtschaft, Lachgasemissionen durch Dünger und Methanemissionen aus der Rinderhaltung. „Bei Weitergabe des Preissignals wären auch – wünschenswerte – Anreize für klimafreundlichere Ernährungsweisen zu erwarten. Die Emissionen und die CO2-Bindung durch Wälder und landwirtschaftliche Böden können nicht mit angemessenem Aufwand exakt und akteursgenau bestimmt werden. Dennoch kann und sollte die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) spätestens bei ihrer nächsten Reform zum Jahre 2027 konsequenter auf die Entlohnung von Klima- und Naturschutzmaßnahmen im Landwirtschaftssektor ausgerichtet werden. Bei der Berechnung der Fördersummen sollte ein CO2-Schattenpreis berücksichtigt werden und die tatsächliche Klimawirkung der geförderten land- und forstwirtschaftlichen Maßnahmen möglichst genau abgeschätzt werden“, heißt es in dem Gutachten.