Borchert auf der Höhe der Zeit

Die Erwartungen fast aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren nicht gerade groß, als sie sich am 1. April 2019 am Bonner Sitz des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) einfanden. Bundesministerin Julia Klöckner hatte Personen aus Verbänden, Wissenschaft, Bundesländern und landwirtschaftlicher Praxis zur konstituierenden Sitzung einer neuen Kommission eingeladen. Es war nicht die erste Kommission, so dass schon die Namensnennung schwierig zu sein schien: „Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung“. Als Vorsitzenden bestimmte die vor allem als kommunikationsstark geltende Ministerin jemanden, der vor über 20 Jahren mit dem Ende der Ära Kohl aus seinem Amt als Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BMELF) ausschied und sich seitdem zwar noch um die Jagd verdient gemacht, aber aus der Agrarpolitik rausgehalten hatte: den (damals) 78-jährigen Jochen Borchert (CDU). Als Geschäftsführer wurde ihm ein erfahrener Mitarbeiter des BMEL an die Seite gestellt, der gerade in Rente gegangen war. Manche, die zur 1. Kompetenz-…-Sitzung eingeladen waren, kamen erst gar nicht, Berliner Verbandspräsidenten schickten Referenten an den Rhein. Das änderte sich später. Als Borchert seine Zielsetzung das erste Mal vortrug, wussten viele nicht, ob er es ernst meinte: Es gehe um „Qualitäts- statt Mengenwettbewerb“. Das Tierwohl sei deutlich zu verbessern. Die Auswirkungen auf die Umwelt seien zu vermindern. Von zentraler Bedeutung sei die Finanzierung, damit die Bauern die Veränderungen mitgehen. Er verstehe das Kompetenznetzwerk „nicht als Quasselbude“, sondern wolle im Konsens Ergebnisse erarbeiten und dem BMEL vorgelegen, damit sie dann umgesetzt werden. Nach der 2. Sitzung zweifelte niemand mehr an Borcherts Zielstrebigkeit. Er wich keiner Diskussion aus, legte aber den Finger in jede Gegenargumentationslücke und entschied dann zügig. „Alte Schule“, aber immer an der Sache orientiert und respektvoll. Es half. Am 11. Februar, nach fünf zielstrebig geführten Sitzungen und vielen informellen Gesprächen, hat Borchert in Berlin nun der amtierenden Ministerin ein 20-seitiges Papier übergeben. Es wurde von den Mitgliedern des Kompetenznetzwerks gemeinsam erarbeitet und intensiv diskutiert. Nun tragen sie es gemeinsam, auch DBV und AbL. Weitere Einzelheiten zum Borchert-Konzept sowie Stellungnahmen der demokratischen Parteien und viele weitere Beiträge zu Wasserkooperationen, dem Biomarkt und ein Interview mit Thilo von Donner von LSV finden Sie in der aktuellen Ausgabe der Unabhängigen Bauernstimme