Bei deutschen Verbrauchern ist (Schweine-) Fleisch immer weniger gefragt. Nach der vorläufigen Fleischbilanz der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) ging der Pro-Kopf-Verzehr 2019 gegenüber dem Vorjahr um 2,6% auf 59,5 kg zurück. So wenig Fleisch haben die Bundesbürger zuletzt auf dem Höhepunkt der BSE- Krise 2001 konsumiert.
Besonders Schweinefleisch ist der Verursacher dieses Trends. Um über 4 % sank der Anteil auf 34,1 kg. Damit verlängerte sich die Tendenz der letzten Jahre. Dagegen stagnierten Rind- und Kalbfleisch sowie das weiße Geflügelfleisch bei 10 kg bzw. 13,8 kg. Geflügel bleibt aber der Trendsetter unter den Fleischsorten. Seit 2010 wuchs der Verzehr um 20%, seit 2000 gar um 40%. Rindfleisch gilt eher als „old school“ mit nahezu unveränderten Werten seit den 1990er Jahren.
Schweinefleisch bleibt das „Sorgenkind der Branche“. Für die nächsten zehn Jahre errechneten Marktexperten einen weiteren Rückgang um mindestens 25%.
Wohin dann mit all den Schweinen? Der Selbstversorgungsgrad liegt heute bei 120%.
Der europäische Markt ist gesättigt, allein manche Schwellenländer scheinen als Hoffnungsmärkte. Aber Länder wie Brasilien, Russland und auch China (nach der Schweinepestphase) bauen mit Macht eigene Produktionskapazitäten auf. Und Entwicklungsländer können sich schon die aktuellen Weltmarktpreise nicht leisten, dafür müssten die Preise stärker sinken.
Es scheinen vier Wege zu bleiben:
- Mehr Export bei sinkenden Preisen (oder in der Hoffnung, dass die Seuchen immer nur die anderen treffen) oder
- weniger und dafür größere, produktivere Betriebe oder
- Bestandsabbau oder
- Marktdifferenzierung und mehr Anteil an der Wertschöpfung.
Interessant sind auch die Fleischkonsumzahlen aus vergangenen Zeiten.
1975 war der Verzehr fast so hoch wie heute (55,8 kg), mit 32 kg Schwein, 15 kg Rind und 5 kg Geflügel. Bis 1985 stieg Schweinefleisch auf ca. 40 kg, stagnierte bis etwa 2010, um seither stark zu sinken. In der Nachkriegszeit 1950 lag der Konsum bei 26 kg, in der Rangfolge Schwein 14 kg, Rind 9 kg und Geflügel 0,7 (!) kg.