Bayerische Verbändeallianz gegen Pflicht zur streifenförmigen Gülle-Ausbringungstechnik

Neun Verbände der bayerischen Landwirtschaft, darunter der Bayerische Bauernverband und der Landesverband Bayern der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, wehren sich in einem gemeinsamen Verbändepapier gegen die geplante Pflicht, auf Ackerland ab 2020 sowie auf Grünland ab 2025 Gülle nur noch mittels streifenförmiger Technik ausbringen zu dürfen. „In der Praxis sind die erforderlichen Ziele zur Emissionsreduzierung allein durch technische Lösungen nicht erreichbar“, heißt es in dem Papier. Darüber hinaus könne die nach Landesrecht zuständige Stelle anderweitige Verfahren zulassen, soweit diese zu vergleichbar geringen Ammoniakemissionen wie die streifenförmige Technik führen und Ausnahmen aufgrund agrarstruktureller und naturräumlicher Gegebenheiten ermöglichen. „Die bayerischen Landwirte wollen auch bei der Gülleausbringung ihren Beitrag zur Senkung der Emissionen leisten. Es ist jedoch zu kurz gedacht, dabei rein auf technische Lösungen zu setzen, zumal das Kosten-Nutzen-Verhältnis der streifenförmigen Technik sowie deren Wirkungsüberlegenheit in Frage gestellt wird. Deshalb muss die bewährte und betrieblich vorhandene Gülletechnik kurzfristig über agrarstrukturelle und naturräumliche Befreiungen und schnellstmöglich über alternative Verfahren nach §6 (3) DüV einsetzbar bleiben“, schreiben die Verbände. Von der bayerischen Staatsregierung fordern die unterzeichnenden Verbände und Organisationen der bayerischen Landwirtschaft:
- Die Befreiungsmöglichkeiten von der streifenförmigen Ausbringtechnik müssen kurzfristig bis zur Anerkennung alternativer Verfahren erweitert werden.
- Alternative Verfahren zur Minderung von Ammoniakemissionen bei der Ausbringung von flüssigem Wirtschaftsdünger sind umgehend zuzulassen und die damit verbundenen Vorgaben sind zu definieren, um somit den Einsatz von bewährter, auf den Betrieben vorhandener Gülletechnik weiterhin zu ermöglichen.
- Die fundierten Erfahrungen und Belange aus der Praxis müssen zukünftig stärker in der angewandten Forschung berücksichtigt und gemeinsam mit innovativen Praktikern weiterentwickelt werden, um wissenschaftliche Belege für die künftige Düngegesetzgebung zu liefern. Über das Thema Ausbringtechnik hinaus halten die unterzeichnenden Organisationen eine grundsätzliche Neuregelung für eine praxistaugliche und wirksame Düngeverordnung für notwendig. In dem Verbändepapier heißt es dazu: „Ziel der Düngeverordnung ist zum einen die zeit- und bedarfsgerechte Versorgung der Pflanzen mit Nährstoffen und zum anderen die Verringerung von stofflichen Risiken (insbesondere Verringerung von Ammoniak-, Stickstoff- und Phosphateinträgen in die Umwelt) bei der Anwendung von Düngemitteln. Die aktuellen Vorgaben und insbesondere die mit der Novelle der DüV 2020 geplanten pauschalen Verschärfungen sind nicht praxistauglich. Mit Blick auf die roten Gebiete ist das Ziel der strengeren Auflagen die Reduzierung des Stickstoffauswaschungsrisikos. Je nach Region gibt es ganz unterschiedliche Ursachen für die Verlagerung von Stickstoff in das Grundwasser. Die Wirkung und insbesondere das Kosten-Nutzen-Verhältnis der gravierenden bundesweit einheitlichen Maßnahmen sind daher in Frage zu stellen. Mit orts- und betriebsangepassten Maßnahmen kann Gewässerschutz wesentlich effektiver und ohne derart gravierende Auswirkungen auf die ansässigen Betriebe sichergestellt werden. Neben dem Fokus Nitrat und Ammoniak müssen bei der Überarbeitung der Regelungen zudem gleichberechtigt auch weitere Auswirkungen z.B. Befahrbarkeit und Bodenschutz, Grundsätze des integrierten Pflanzenschutzes, Maßnahmen zum Klimaschutz etc. in die Abwägung mit einbezogen werden. Ebenso sind Erleichterungen und Ausnahmen für Betriebe gerechtfertigt, die nachweislich extensiv oder besonders effizient und damit umweltschonend wirtschaften.“ Die unterzeichnenden Organisationen sind: Arbeitgeberverband für die Land- und Forstwirtschaft in Bayern e.V., Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V. Landesverband Bayern, Bayerischer Bauernverband, Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V., Fachverband BIOGAS e.V., Günzacher Landwirte, Landesverband Bayerischer Rinderzüchter, e. V., Landesverband Bayerischer Schafhalter e.V., Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern e.V.