Verdrehte Fakten und falsche Annahmen über Pflanzen aus Neuer Gentechnik

Am 20. Oktober hat der wissenschaftliche Dienst des EU-Parlaments („Panel for the Future of Science and Technology“, STOA) einen neuen Bericht über Pflanzen aus Neuer Gentechnik (NGT) präsentiert. Die AutorInnen des Berichts “Genome edited crops and 21st century food systems challenges” und ihr Institut, das Vlaams Instituut voor Biotechnologie (VIB), sind nach Ansicht des Instituts für unabhängige Folgenabschätzung in der Biotechnologie – Testbiotech für ihre Lobbyaktivitäten für eine Deregulierung von NGT-Pflanzen bekannt. Doch der Bericht mache diese Zusammenhänge nicht transparent.

Nach einem Hintergrundbericht, der von Testbiotech heute veröffentlicht wurde, verstößt die STOA mit ihrem Bericht deswegen gegen grundlegende Prinzipien einer unabhängigen und ausgewogenen Information des EU-Parlaments. Testbiotech warnt vor diesem Hintergrund: Ohne ausreichende Transparenz über Interessenkonflikte besteht die Gefahr, dass möglicherweise ungeeignete Risikotechnologien als ‚Lösungen‘ für Probleme wie Welthunger, Klimawandel und nachhaltige Landwirtschaft angepriesen werden.

Tatsächlich finden sich laut Testbiotech in dem Bericht viele irreführende Behauptungen und falsche Annahmen, die nicht mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen übereinstimmen. Die Hauptbotschaften des Berichts können wie folgt zusammengefasst werden: (1) Pflanzen aus Neuer Gentechnik bieten rasche Lösungen für drängende Probleme und (2) die genetischen Veränderungen, die durch Neue Gentechnik bewirkt werden, unterscheiden sich nicht von denen aus konventioneller Züchtung.

Wissenschaftliche Studien zeigen jedoch, so Testbiotech, dass die Eigenschaften, die mithilfe Neuer Gentechnik hervorgebracht werden, oft mit Nebenwirkungen (‚trade-off‘) einhergehen. In der Folge kann die Erzeugung einer neuen Sorte mit Neuer Gentechnik sogar mehr Zeit beanspruchen als mit konventioneller Zucht. Zwar weisen die Werkzeuge der Neuen Gentechnik wie die ‚Gen-Schere‘ CRISPR/Cas ein großes Potential für die Veränderung des Erbguts auf. Aber dieses Potential kann mit der Erzielung von echten Vorteilen nicht einfach gleichgesetzt werden.

Zudem gehen die durch Neue Gentechnik möglichen genetischen Veränderungen weit über das hinaus, was im Rahmen der konventionellen Zucht erwartet werden kann. Daraus resultieren spezifische Risiken, die zu Schäden an Mensch und Umwelt führen können. Das ist auch dann der Fall, wenn keine zusätzlichen Gene eingefügt werden. Diese spezifischen Unterschiede zwischen Neuer Gentechnik und konventioneller Züchtung können leicht übersehen werden, aber schwerwiegende Konsequenzen haben.

Zusammengefasst beruht der Bericht der STOA nach Analyse von Testbiotech auf unvollständigen und irreführenden Annahmen, die zu falschen Behauptungen und Schlussfolgerungen führen. Testbiotech fordert deswegen, dass die STOA und die Generaldirektion für die wissenschaftlichen Dienste des EU-Parlaments (EPRS) den Bericht zurückziehen.

25.10.2022
Von: FebL/PM

Der Hintergrundbericht von Testbiotech.