Molkerei beschließt Soforthilfe an Milchviehbetriebe

Die Molkerei Berchtesgadener Land unterstützt ihre Landwirte* mit einer einmaligen Corona Soforthilfe von 1000,- Euro pro Betrieb. „Die heimische Landwirtschaft ist besonders von der Corona-Pandemie betroffen. Viele Betriebe stehen mit dem Rücken an der Wand. Denn während das Milchgeld von der Molkerei weiterhin sicher ist, brechen den Bauern andere landwirtschaftliche Einkommenszweige ein“, heißt es in einer Mitteilung der Molkerei. Das Ziel der Hilfe-Maßnahme: Alle Höfe sollen während und auch nach der Krise weiter bewirtschaftet werden. „Als Genossenschaft wollen wir unsere Landwirte in dieser für sie, wie für alle, sehr harten Bewährungsprobe schnell und unbürokratisch unterstützen“, so Bernhard Pointner, Geschäftsführer der Molkerei Berchtesgadener Land. Daher haben Vorstand und Aufsichtsrat bei ihrer letzten Sitzung am 8.4.2020 entschieden einen Teil der für 2020 anstehenden Investitionen zurückzustellen um dafür allen Landwirten eine Soforthilfe in Höhe von 1000,- Euro auszahlen zu können. Zum Hintergrund erklärt die Molkerei: Während die Einkünfte aus der Milchproduktion für die Bauern der Molkerei Berchtesgadener Land konstant bleiben, sind andere wichtige Einkommensquellen der Landwirte zwischen Watzmann und Zugspitze teilweise komplett weggebrochen bzw. stark unter Preisdruck. Urlaub auf dem Bauernhof, eine für viele Betriebe in der Berg- und Alpenregion wichtige Einkommensquelle, liegt wegen der derzeitigen Ausgangsbeschränkungen komplett auf Eis. Der Rindfleischsektor wird nach Ansicht der Molkerei vom aktuellen Corona-Geschehen stark in Mitleidenschaft gezogen. Mit dem Verlust wichtiger Absatzmärkte verzeichne der Markt für Rind- und Kalbfleisch einen kräftigen Nachfrage- und Preisrückgang. Über 25 Prozent der kleinen bäuerlichen Betriebe bewirtschaften laut Molkereiangaben die Höfe, die seit Generationen in Familienbesitz sind, heute als Nebenerwerbsbetriebe. Für sie sei die Lage besonders kritisch, denn oftmals ist ihre Arbeit außerhalb der Landwirtschaft sogar die Haupteinkommensquelle. Bricht diese ein, z.B. wegen Kurzarbeit, ist der Hof gefährdet. Holzmarkt am Boden
Der Wald, ebenfalls ein Einkommenszweig vieler Landwirte in der Bergregion, hat mit dem Borkenkäfer seine eigene Pandemie, teilt die Molkerei mit. Auch die Holzpreise liegen am Boden, zudem leidet der Wald unter der anhaltenden Trockenheit. Das Angebot am Holzmarkt steigt und die Preise befinden sich im Sinkflug. Laut Franz Obermayer von den Bayerischen Staatsforsten in Ruhpolding verzeichnet der heimische Holzmarkt im Vergleich zum Vorjahr mit derzeit 85,- Euro pro Festmeter bis zu 20 Prozent Einbußen beim Verkauf von Langholz, also von gesundem Holz in guter Qualität. Besonders problematisch ist aber der Anstieg an Käferholz: „Aufgrund der damit verbundenen Qualitätsverluste können die Landwirte dieses Holz sogar nur noch mit einem Abschlag von bis zu 50 Prozent am Markt verkaufen.“ Höfe retten – Kulturlandschaft erhalten
Die Einkommenssituation der heimischen Landwirte ist nach Ansicht der Molkerei durch das Zusammenkommen all dieser genannten Faktoren kritisch. Ihre Arbeit als Milchviehalter ist bedroht. Mit der Soforthilfe will die Molkerei ihre Landwirte bei den derzeitigen Kosten für jetzt im Frühjahr anstehende Feld-, Wald- und Weide-Arbeiten unterstützen. Dabei sei es den Verantwortlichen in der Molkerei besonders wichtig gewesen, die Unterstützung nicht entsprechend der individuellen Anlieferungsmenge an Milch zu zahlen, sondern alle 1.700 Landwirte mit dem gleichen Betrag zu unterstützen. „So greift die Genossenschaft den kleinen Betrieben stärker unter die Arme. Denn gerade sie leisten mit der Bewirtschaftung von steilen Flächen in aufwändiger Handarbeit einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt und des Landschaftsbildes in der Bergregion“, heißt es bei der Molkerei Berchtesgadener Land. Ein wichtiges Ziel der Molkerei sei seit Jahren den Strukturwandel in der Landwirtschaft zu verlangsamen. Denn eins darf nicht vergessen werden, so Pointner: „Jeder Landwirt, der jetzt aufhört, ist unwiederbringlich verloren. Damit würde sich unsere Natur- und Kulturlandschaft in der Alpenregion dramatisch ändern, die Biodiversität würde sinken, die Berghänge verbuschen und die Region ihren Liebreiz verlieren. Was nicht zuletzt auch Auswirkungen auf den zukünftigen Tourismus in der Region hätte! Es gibt auch eine Zeit nach Corona und für die müssen wir jetzt die Weichen stellen.“ Laut top agrar online erteilte die Molkerei-Sprecherin Barbara Steiner-Hainz der von top agrar-Südplus gestellten Frage nach einer Mengenbeschränkung eine Absage. Eine solche sei nicht geplant.