Runter mit der Menge statt neue Milchseen und Butterberge zu finanzieren

Der BUND Naturschutz in Bayern (BN), der Landesverband der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und der dortige Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) fordern eine verbindliche Regelung zur Produktionsbeschränkung bei der Milch. Die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber fordern sie auf, sich auf EU-Ebene für eine Milchmengenreduktion zu Gunsten bäuerlicher Betriebe einsetzen anstatt der Milchindustrie 80 Millionen Euro für die Einlagerung von Milchüberschüssen zu geben. „Die Milchmenge muss an den europäischen Bedarf angepasst und weiter reduziert werden“, so Richard Mergner, BN Vorsitzender. Durch die veränderten Absatzströme in Folge der Covid-19-Pandemie zeige sich gerade im Bereich der Milchwirtschaft, dass die auf Exportmärkte ausgerichtete landwirtschaftliche Produktion sehr krisenanfällig ist. Viele Milcherzeuger befürchteten jetzt einen weiteren Preisverfall, der existenzbedrohende Folgen haben könnte. Während Biomolkereien keine Absatzschwierigkeiten haben, sind die Molkereien je nach Produktpalette und Exportorientierungsgrad unterschiedlich von Absatzproblemen betroffen. „Solange Soja aus Übersee genutzt wird, um Milch zu erzeugen, und Palmfett Bestandteil billigen Kälberfutters ist, ist die Milchproduktion nicht nachhaltig. Die Krise ist Mahnung, grundsätzliche Veränderungen für die Milcherzeugung endlich in Angriff zu nehmen, denn nach der Krise bleibt vor der nächsten Krise, wenn Landwirtschaftsministerin Kaniber keine Strategien für eine nachhaltige, mengenangepasste Milcherzeugung parat hat“, so Mergner. Manfred Gilch, Landesvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter in Bayern: „Volkswirtschaftlich gesehen ist es doch mehr als dumm, Produkte zu erzeugen, für die keine Nachfrage besteht, dabei wertvolle Ressourcen zu verschwenden, um die nicht benötigten Produkte dann bezuschusst mit Steuergeldern einzulagern. Was wir jetzt dringend und eilig brauchen, ist die rechtliche Grundlage für Kriseninstrumente für den EU-Milchmarkt, mit denen die EU-Milchmengen organisiert und zeitlich befristet an die eingebrochene Nachfrage angepasst werden können.“ „Wer sich für eine staatlich geförderte Lagerhaltung, sei es die private Lagerhaltung oder die Intervention, als einzige Maßnahme in der Marktkrise ausspricht, vertritt allenfalls die Interessen der Spekulanten und der Betreiber von Lagerhallen, nicht aber die Interessen der Bäuerinnen und Bauern“, so Gilch weiter. Josef Schmid, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Bayern begrüßt, dass einige Molkereien die Initiative ergriffen haben, und ihre Mitglieder zur Mengendisziplin auffordern. "Damit diese freiwilligen Bemühungen nicht erfolglos verpuffen, bzw. von unvernünftigen Kollegen unterlaufen werden, ist es jetzt dringend erforderlich, auf EU-Ebene die notwendigen Beschlüsse für verpflichtende Mengenreduzierungen zu fassen. Nach dem Einstieg in die Lagerhaltung müssen weitere Steuergelder, sofern überhaupt verfügbar, mit Verpflichtungen zur Reduzierung der Erzeugung verbunden sein. Für Freiwilligkeit allein ist die Lage zu ernst. Eine obligatorische Mengenkürzung würde bedauerlicherweise auch verantwortungsvolle Milchlieferanten treffen, aber auch ein drohender Preisverfall auf 25 Cent würde die „Unschuldigen“ nicht verschonen", so Schmid. „In diesen Zeiten werden wir die Solidarität mehr denn je leben müssen, im Dorf, in der Nachbarschaft, zwischen Stadt und Land,“ so Schmid, „aber die vergangenen Wochen haben auch gezeigt, dass im Ernstfall auch klare Ansagen notwendig sind."
28.04.2020
Von: FebL/PM

Eine verbindliche Reduzierung der Milchmengen fordern BN Bayern, AbL und BDM. Foto: FebL