Meldungen von Märkten, Handel und Vermarktern

Bauern mit dickem Minus - Fleischkonzern Danish Crown mit Rekordgewinn ++ Bio zurück zur Normalität ++ Die Fleischindustrie und der Lebensmittelhandel wollen den Umbau der Tierhaltung und die Hilfe der Politik ++ Zahlen zur Legehennenhaltung und Eierproduktion

Bauern mit dickem Minus - Fleischkonzern Danish Crown mit Rekordgewinn
Rekordgewinn für Danish Crown
Während sich die Betriebsergebnisse der Schweinehalter im Wirtschaftsjahr 2020/21 dramatisch verschlechtert haben, erzielte der dänische Schlachtkonzern Danish Crown (DC), der auch in Niedersachsen einen Schlachthof betreibt, trotz coronabedingter Produktionseinschränkungen und Verwerfungen an den Märkten im Ende September abgeschlossenen Geschäftsjahr 2020/21 ein sehr gutes Ergebnis. Eigenen Angaben zufolge erwirtschafte der Konzern einen Rekord-Nettogewinn von umgerechnet 303,3 Mio. Euro, womit das Vorjahresniveau um 5,3 Prozent übertroffen wurde. Der Umsatz konnte gleichwohl aufgrund des laut DC „massiven Rückgangs der Weltmarktpreise für Schweinefleisch“ nicht gehalten werden. Hier weist der Unternehmensbericht ein Minus von 4,1 Prozent zum Vorjahr auf 7,84 Mrd. Euro aus.
Mit Blick auf die zahlreichen logistischen und unternehmerischen Herausforderungen zeigte sich DC-Vorstandschef Jais Valeur sehr zufrieden mit den Ergebnissen. Der Konzern habe sich auch in der Krise als sehr robust erwiesen.

Schweinehalter mit starkem Gewinnrückgang
Demgegenüber haben die Schweinehalter in Niedersachsen, wie die dortige Landwirtschaftskammer berichtet, einen Gewinnrückgang von ca. 80% gegenüber dem allerdings guten Vorjahr hinnehmen müssen. Der Unternehmensgewinn betrug noch 27.900 € pro Betrieb und damit 100.000 € weniger als ein Jahr zuvor. Die Belastung durch Fremdkapital ist auf 366.000 € gestiegen. Und auch die Aussichten für das laufende Wirtschaftsjahr sind ausgesprochen trübe.

Bio zurück zur Normalität
Die Zeit der Verkaufsrekorde ist am Biomarkt offensichtlich erst einmal vorbei. Erstmals seit 2017 verzeichnet der Naturkost-Fachhandel von Januar bis September wieder eine rückläufige Umsatzentwicklung. Nach 16,3% Wachstum in den ersten drei Quartalen 2021, blieb der Erlös nun um 0,9% unter dem Vergleichszeitraum, berichtet das Umsatzbarometer BioHandel. Im 3. Quartal lag das Ergebnis gar um 5% zurück.

„Der Negativtrend wird sich wahrscheinlich erst einmal fortsetzen,“ prognostiziert der Bio-Berater Klaus Braun nach Befragung von etwa 100 Naturkosteinzelhändlern. Erstaunlicherweise sind die Bio-Supermärkte die Verlierer, während die Hofläden sogar noch zulegen können.

Dabei sind die Erzeugerpreise in den letzten Monaten besonders für Fleisch, aber auch für Gemüse teilweise kräftig angezogen. Schweinefleisch ist nach wie vor knapp und die Bio-Rinderpreise machen einen Sprung nach oben. Auch die Ladenverkaufspreise ziehen allmählich an. Schon werden erste Stimmen laut, die befürchten, dass die steigenden Kosten für alle (konventionell und bio) Lebensmittel die Konsumentenstimmung für gute Lebensmittel verhageln könnten. Der Einzelhandel reagiert schon mit härteren Verhandlungen.
Zugleich treibt die durchwachsene Ernte die Bio-Futtermittelpreise an.
Ab Januar kommt noch das Verbot der Beimischung von 5% konventionellen Futtermitteln bei Mastscheinen und Geflügel dazu, was die Kosten weiter erhöhen wird.

Die Fleischindustrie und der Lebensmittelhandel wollen den Umbau der Tierhaltung und die Hilfe der Politik
Der globale und der heimische Schweinemarkt driften immer mehr auseinander. Auf dem Weltmarkt steigt der Fleischkonsum weiter, der europäischen Exporteuren Chancen biete, den Binnenmarkt zu entlasten. Das erwarten Marktforschungsunternehmen, wie auf dem Deutschen Fleisch Kongress berichtet wurde. In Deutschland und einigen anderen Ländern stünden aber Themen wie Bestandsabbau, Umweltschutz, Tierwohl, Antibiotikaeinsatz oder gesunde Ernährung im Fokus, denen sich der Handel und die Industrie stellen müsse.

Inzwischen favorisiert die gesamte Fleischbranche die Umsetzung des Borchert-Konzepts zum Umbau der Nutztierhaltung, wie Branchenführer Clemens Tönnies bekannte. Die künftige Regierung solle die Diskussion bitte nicht neu anfangen, sondern dieses wertvolle Papier umsetzen. Tönnies werde versuchen, so viele Erzeuger wie möglich „eine Stufe nach oben zu schieben“. Höhere Haltungsstufen würden für bessere Preise sorgen, zeigte sich Maximilian Tönnies, Geschäftsführer des größten deutschen Fleischverarbeiters, der ZurMühlengruppe überzeugt. „Der Preis, den wir augenblicklich den Bauern zahlen, ist eine Schande. Es ist nicht gelungen, den Verlust an Wertschöpfung durch Exportstopps an die Verbraucher weiterzureichen“, ergänzte sein Vater.

Der Aldi-Nord Manager Tobias Heinbockel betonte auf dem Kongress. „Wir wollen eine Fleisch- und eine Landwirtschaft der Zukunft gestalten. Wir müssen Tierwohl in die Breite und Geld auf die Höfe bringen. Aldi und der Markt können es allein nicht schaffen. Dafür brauchen wir politische Rahmenbedingungen“, so Heinbockel. Aldi suche für das Programm den Schulterschluss mit allen anderen Händlern und der neuen Regierung.

Ähnlich äußerte sich auch Leif Balz vom Discounter Lidl auf einer virtuellen AbL- Versammlung am letzten Freitag. Man brauche die Zusammenarbeit mit der Politik. Ob der LEH aber sein Haltungsform-Kennzeichen in das staatliche Tierwohl- Kennzeichen übergehen lasse, ließ er offen.

Neuland- Bauer und AbL- Vorsitzender Martin Schulz zweifelte an einem Automatismus für auskömmliche Preise bei Erzeugung nach Tierwohlkriterien. Wenn die Bäuerinnen und Bauern sich nicht gut organisierten, würde ihnen wieder der Rest bezahlt, den Handel und Verarbeiter übrigließen. Er unterstütze Aldi und den LEH bei ihrem Ziel ihres Haltungswechsel Programms, aber nur wenn dafür auch faire Preise gezahlt werden.


Zahlen zur Legehennenhaltung und Eierproduktion
13% aller Legehennen in Deutschland werden ökologisch gehalten und 19% laufen in Freilandhaltung, meldet des Statistische Bundesamt. Die Mehrzahl der 43 Mio. Hühner (63%) lebt in Bodenhaltung, nur noch 5% in „ausgestalteten Käfigen“. Fast 10 Mrd. Eier wurden in den ersten 9 Monaten produziert. Auffällig bleibt das 10%ige Wachstum der Ökoproduktion, während der Gesamtmarkt nur um 1% gestiegen ist.
Von den mehr als 2.000 Betrieben mit 3.000 oder mehr Haltungsplätzen sind etwa die Hälfte Bodenhaltungsbetriebe. Aber auch über 500 Biobetriebe und 630 Freilandbetriebe wurden gezählt. 70 Unternehmen mit Käfighaltung sind noch übriggeblieben. Vor 20 Jahren hatten sie mal die Mehrheit.
Insgesamt steigt die Zahl der Eier erzeugenden Freiland- und Biohöfe, während die Käfighaltung Jahr für Jahr abnimmt.
Das könnte ein Vorbild für andere Tierarten sein.