Imker schüttet Glyphosat-verunreinigten Honig vor BMEL

Wenige Tage vor der "Wir haben es satt!"-Demonstration hat ein Brandenburger Imkerpaar über einhundert Eimer mit Honig vor dem Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) in Berlin abgeladen. Die insgesamt rund vier Tonnen Honig von Sebastian und Camille Seusing sind ein Fall für den Müll. Wegen zu hoher Belastung mit Glyphosat - es wurde eine bis zu 152-fache Überschreitung des erlaubten Grenzwerts gemessen - darf der Honig nicht verkauft werden. Der Gegenwert des Schadens beträgt rund 60.000 Euro. Die eigentlich erfolgreiche Imkerei steht dadurch jetzt vor dem Aus. Aus Protest gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung, die weiterhin zulässt, dass Glyphosat auf blühende Pflanzen gespritzt wird, verschütteten die Imker*innen mehrere Eimer Honig vor dem Eingang des Ministeriums. Auf eine Stellungnahme der Agrarministerin Klöckner (CDU) hatte das Imkerpaar seit Mitte Mai 2019 gewartet. Erst kurz vor Beginn der Grünen Woche 2020 meldete sich das Ministerium und bei der geplanten persönlichen Übergabe des Honigs ließ sich die Ministerin durch einen Mitarbeiter des Ministeriums vertreten. Während der Aktion vor dem BMEL sagt Sebastian Seusing: "Wir sind wütend! Die Aktion heute ist ein unmissverständliches Signal an Julia Klöckner und die Bundesregierung: Wir Imkerinnen und Imker nehmen es nicht mehr hin, dass im Agrarministerium die Interessen von Bayer und BASF wichtiger sind, als der Schutz der Insekten und der Erhalt unserer Familienbetriebe. Ich muss rund ein Drittel meiner Jahresernte entsorgen lassen, weil Julia Klöckner nichts dagegen unternimmt, dass Glyphosat auf blühende Pflanzen gespritzt wird. Ich habe diese insektenfeindliche Agrarpolitik satt!" Und auch Annette Seehaus-Arnold, Vize-Präsidentin des Deutschen Berufs und Erwerbsimkerbundes, kritisiert die Ministerin: "Julia Klöckner hat mit großen Worten angekündigt, was der Biene schadet, komme vom Markt. Ihren markigen Worten hat sie bislang keine belastbaren Taten folgen lassen. 2019 sind die Zulassungen von über 100 Pestiziden verlängert worden, weil das Ministerium die Prüffristen nicht eingehalten hat. Als Vertreter der erwerbsorientierten Imkerinnen und Imker fordern wir eine verbindliche Pestizid-Reduktion und einen konkreten Pestizid-Ausstiegs-Plan, sowie einen verlässlich funktionierenden Bienenschutz. Dafür gehen wir am Samstag bei der großen 'Wir haben es satt!'-Demo mit Bäuerinnen, Bauern und der Gesellschaft auf die Straße." Kritik an der Pestizid.-Politik der Bundesregierung kommt auch von Thomas Radetzki, Vorstand der Aurelia Stiftung: "Die Pestizid-Politik der Bundesregierung gefährdet nicht nur die Gesundheit der Bienenvölker, sondern führt immer wieder auch zu hohen Belastungen von Honig und anderen Lebensmitteln. Bienen ernähren sich ausschließlich vom Nektar und Pollen blühender Pflanzen. Als 'Anwältin der Bienen' fordert die Aurelia Stiftung schon seit Jahren ein Anwendungsverbot von Glyphosat in blühenden Pflanzenbeständen. Deswegen unterstützen wir die Imkerei Seusing jetzt auch bei ihrer Schadenersatz-Klage und fordern einen gesetzlichen Schutzanspruch für Bienen und Imkereien vor Pestizidbelastungen." Das Minsiterium bedauert die Situation, spricht von einem Einzelfall und verweist darauf, dass die Situation von den zuständigen Behörden vor Ort lückenlos aufgeklärt werden müsse. Aufgerufen zu der Protest-Aktion vor dem BMEL hat das "Bündnis zum Schutz der Bienen", das von der Aurelia Stiftung organisiert wird und zu dem auch der Europäische Berufsimkerverband und der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund gehören. Die Organisationen sind auch Teil des Trägerkreises der "Wir haben es satt!"-Demonstration.
17.01.2020
Von: FebL/PM

Imker Sebastian Seusing verschüttet Glyphosat-belasteten Honig vor dem BMEL. Kritik an der Pestizid-Politik der Bundesregierung übten dabei auch Annette Seehaus-Arnold, Vize-Präsidentin des Deutschen Berufs und Erwerbsimkerbundes (li.), und Thomas Radetzki, Vorstand der Aurelia Stiftung (2ter v.li.). Foto::obs/Aurelia Stiftung/Fabian Melber