Gentechnikfreie Futtermittel trotz Ukraine-Krieg ausreichend verfügbar

Der Krieg in der Ukraine bringt Warenströme und Lieferketten ins Stocken oder zum Erliegen. Auch gentechnikfreie Futtermittel werden aus der Ukraine und aus Russland importiert, aktuell sind aber ausreichende Mengen an Raps- und Sojaschrot verfügbar. Die „Ohne Gentechnik“-Branche befindet sich im engen Austausch untereinander und bereitet sich auf mögliche künftige Engpässe vor. Das teilt der Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) auch unter Verweis auf Zahlen des Verbands Donau-Soja mit.

Das tatsächliche Ausmaß denkbaren künftigen Mangels oder zeitweiser Nichtverfügbarkeiten und deren Dauer wird in Medienberichten sehr unterschiedlich eingeschätzt. Recherchen und Anfragen zeigen aber deutlich, dass Proteinfutter wie Raps- und Sojaschrot nach wie vor ausreichend verfügbar ist und die Abhängigkeit von ukrainischen Importen sich im Rahmen hält.

„Wir sollten auch in schwierigen Zeiten einen klaren Kopf bewahren. In der aktuellen Debatte geraten Unsicherheiten, Erwartungen und die tatsächliche derzeitige Lage teilweise durcheinander. Man muss unterscheiden zwischen kurz-, mittel- und langfristiger Verfügbarkeit, aber auch zwischen Verfügbarkeit und Preisen. Die Verfügbarkeit ist derzeit gegeben, aber es gibt tatsächlich einen deutlichen Preissprung, der ein großes Problem für die Betriebe darstellt. Die Landwirte und Landwirtinnen dürfen nicht auf den Mehrkosten sitzenbleiben. Hier setzen wir auf Solidarität entlang der Wertschöfpungskette, die Kosten müssen weitergegeben werden“, sagt VLOG-Geschäftsführer Alexander Hissting.

„Es ist gut, dass Minister Özdemir sich nicht von Forderungen kirre machen lässt, die den Krieg in der Ukraine instrumentalisieren, um eine nachhaltigere Lebensmittelproduktion in Frage zu stellen. Selbstversorgung, Umweltschutz und Gentechnikfreiheit sind keine Gegensätze, sondern gehören zusammen.“

9 Prozent Soja aus der Ukraine

Der Anteil des aus der Ukraine und Russland importierten gentechnikfreien Sojaschrots betrug zuletzt in Deutschland laut dem Verband Donau-Soja etwa 9 Prozent der Gesamtmenge an verfüttertem Sojaschrot. Trotz des Krieges kommen weiterhin Lieferungen aus der Ukraine an. Auch das Donau-Soja-Büro in Kiew ist laut einer Mitteilung von Donau-Soja nach wie vor aktiv und erwartet für 2022 eine ukrainische Sojaernte in Höhe von 70 Prozent der Vorjahresmenge.

Gentechnikfreies Sojaschrot aktuell verfügbar

Nach VLOG-Recherchen ist gentechnikfreies Sojaschrot aktuell auf den Märkten verfügbar. Im wichtigsten deutschen Sojaschrot-Hafen Brake kommt georderte Ware aus europäischen Häfen und der aktuellen Ernte aus Brasilien planmäßig an. In Norditalien gibt es laut Donau Soja größere Lagerbestände. Die wichtigste deutsche Ölmühle für gentechnikfreie Soja, ADM Straubing, liefert und betrachtet die Versorgung bis zur neuen Ernte in Europa als weitgehend gesichert.

10 Prozent Rapssaat aus der Ukraine

Bei Rapssaat stammen laut dem Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID) bisher insgesamt etwa 10 Prozent der Gesamtmenge aus der Ukraine. Der für den Export bestimmte Anteil der Ernte 2021 ist bereits vollständig ausgeführt. Mögliche geringere ukrainische Rapsexporte 2022 wären laut Marktexperten aus anderen Regionen kompensierbar.

Lage besser als gedacht, trotzdem Vorsorge für alle Szenarien

„Aktuell sieht die Versorgungslage also besser aus, als sie manchen zunächst schien. Dennoch ist es wichtig, sich auf Negativszenarien vorzubereiten. Ich bin sehr froh, dass sich die ganze ‚Ohne Gentechnik‘-Wirtschaft bei diesem Thema in einem intensiven engen Austausch befindet. Gemeinsam treffen wir Vorsorge für alle denkbaren Szenarien und bereiten auch Lösungen dafür vor, falls künftig in Einzelfällen vorübergehend tatsächlich keine gentechnikfreien Futtermittel verfügbar sein sollten“, so Alexander Hissting.

Versorgung von Tieren und Verbraucher:innen-Information sicherstellen

Dafür steht der VLOG im engen Austausch mit Unternehmen, Verbänden, Behörden und Politik. Ziel ist, die Versorgung der Tiere stets sicherzustellen und zugleich dafür zu sorgen, dass die Unternehmen möglichst im VLOG-System bleiben können. Wenn eine gentechnikfreie Fütterung nicht durchgehend möglich sein sollte, muss laut VLOG immer eine transparente Information der Verbraucher:innen gewährleistet werden. „Die aktuell noch gegebene Futtermittelverfügbarkeit ermöglicht es dem VLOG, gemeinsam mit allen Beteiligten sorgfältig und gut abgestimmt, aber auch mit hoher Priorität an der Fertigstellung der Regeln zu arbeiten“, sagt Alexander Hissting.

Donau Soja, mit Sitz in Österreich, plädiert in der derzeitigen Krise für Vernunft, Augenmaß und eine faktenbasierte Diskussion. Der Krieg gegen die Ukraine zeige, dass eine höhere Eigenversorgung mit Eiweißfuttermitteln im Interesse Österreichs und der gesamten EU liegt. Derzeit werde auf der gesamten Ackerfläche der EU nur etwa ein Prozent Soja angebaut. „Gerade in der derzeitigen Situation ist es unverantwortlich, den Totalausfall der Ukraine herbeizureden, um damit Programme zu kippen, die die LandwirtInnen in der EU und ihren Nachbarländern für den Absatz ihrer Eiweißprodukte brauchen. Diese Märkte dürfen gerade jetzt nicht zerstört werden,“ so Donau-Soja-Präsident Matthias Krön abschließend.