Donau Soja: Der Krieg in der Ukraine darf nicht zur Zerstörung der Gentechnikfreiheit in Europa missbraucht werden

Eine „faktenbasierte Diskussion“ wünscht sich Donau Soja, dessen Ziel eine gentechnikfreie Eiweißversorgung in Europa ist, vom Hauptgeschäftsführer des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), Dr. Henning Ehlers. Den tragischen Ukrainekrieg zu benutzen, um agrarpolitisches Kapital daraus zu schlagen, schade den deutschen und europäischen Konsumenten und auch den Landwirten in Deutschland und der Ukraine. Der Krieg in der Ukraine dürfe nicht zur Zerstörung der Gentechnikfreiheit in Europa missbraucht werden.

Der DRV-Hauptgeschäftsführer hatte unter anderem erklärt: „Der Krieg gegen die Ukraine verändert die globale Rohstoffverfügbarkeit dramatisch. Raps- und Sojafuttermittel aus Russland und der Ukraine, die bei uns in die Lebensmittelproduktion „ohne Gentechnik“ fließen, werden für längere Zeit nicht mehr zur Verfügung stehen.“ Die Rohstoffbasis für ohne-Gentechnik-Produktion sei weggebrochen. Die deutsche Agrar- und Ernährungswirtschaft müsse sich auf die Rohstoffengpässe einstellen und „gegenwärtig müssen rationale Entscheidungen getroffen werden“, wozu auch gehöre, dass „in Kürze viele Landwirte und Unternehmen der Verarbeitung aus der ohne-Gentechnik-Produktion aussteigen müssen“.

In einem offenen Brief an Ehlers tritt der Präsident von Donau Soja, Matthias Krön, diesen Aussagen entschieden entgegen. Die Ukraine lieferte demnach 2021 lediglich 130.000 Tonnen Sojaschrot sowie 430.000 Tonnen Sojabohnen in die EU – insgesamt importieren die EU-27 etwa 35 Mio. Tonnen. Deutschland bezog laut Experten-Schätzungen weniger als 100.000 Tonnen GVO-freie Sojabohnen und 30.000 Tonnen GVO-freien Sojaschrot aus der Ukraine – etwa 10% des geschätzten gentechnikfeien Sojabedarfs in Deutschland und nur 2% der gesamten deutschen Sojaimporte. “Ihre Behauptungen erscheinen also sachlich falsch und gegen die Interessen der Landwirte und Konsumenten“, so Krön in Richtung des DRV-Hauptgeschäftsführers. Es gebe ausreichend Sojaschrote aller Qualitäten bis zur nächsten Ernte und die Aussaat in der EU werde 10-15% über dem Vorjahr ausfallen. Für dieses Jahr erwartet Donau Soja in Europa eine Sojaernte von knapp 10 Millionen Tonnen, davon geschätzt 7 Mio. Tonnen gentechnikfreie Ware. 

„Wenn Sie den Totalausfall der Ukraine herbeireden, ignorieren Sie Tatsachen. Jeden Tag kommen steigende Mengen an Agrargütern aus der Ukraine über den Land- und Binnenwasserweg in die EU. Bereits bisher sind 55% der Soja-Importe auf dem Landweg exportiert worden. Gerade in diesen Tagen sitzen die ukrainischen Landwirte auf ihren Traktoren und säen mehr Donau Soja denn je. Laut Agricensus steigt die Sojafläche in der Ukraine prozentuell stark an“, heißt es in dem offenen Brief.

Krön sieht auch Herausforderungen - vor allem bei der Logistik. Dort könne sich die deutsche Ernährungswirtschaft engagieren, um mehr und nicht weniger Ackergüter aus der Ukraine in die EU zu bringen. Und natürlich müsse auch über andere Rohstoffe gesprochen werden – Stichwort Rapsschrot. Aber auch hier seien die Verhältnisse deutlich günstiger als oft dargestellt.

„Begraben Sie aber die Gentechnikfreiheit, so begraben Sie die Bemühungen um eine starke eigenständige europäische Eiweißversorgung. Damit schaden Sie den Landwirten in Deutschland und der Ukraine sowie allen Verarbeitern, die sich gerade bemühen, den steigenden Bedarf zu decken und die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen. Statt europäischem Soja wieder GVO-Soja aus Übersee zu kaufen, treibt uns nur tiefer in die Abhängigkeit“, so Krön in dem Brief, den er als Einladung versteht, um mit Ehlers respektive dem DRV in einen Dialog zu treten und Fakten, Einschätzungen und Erwartungen abzugleichen.