Entgegen irreführender Aussagen: „Ohne Gentechnik“-Produktion gesichert

Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) und der Deutsche Verband Tiernahrung (DVT) versuchen einen Zusammenbruch der „Ohne Gentechnik“-Produktion herbeizureden. Eine „Aufrechterhaltung der Versorgung des breiten Marktes mit gentechnikfreier Ware“ sei „längerfristig nicht realistisch“, behaupten die Verbände offenbar bewusst irreführend. Das teilt der Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) mit und VLOG-Geschäftsführer Alexander Hissting kommentiert: „Wäre das Thema nicht viel zu ernst, könnte man die Äußerungen als schlechten Aprilscherz abtun. DRV und DVT versuchen offenbar vorsätzlich, die erfolgreiche ‚Ohne Gentechnik‘-Wirtschaft ohne Grundlage in eine Krise zu reden.“

DRV und DVT instrumentalisieren Kriegsauswirkungen

Selbstverständlich hat der furchtbare Krieg in der Ukraine nach Ansicht von Hissting weitreichende elementare Auswirkungen in vielen Bereichen, auch in der Versorgung mit Agrarrohstoffen. Die Preise für Futtermittel sind exorbitant gestiegen. „Doch DRV und DVT instrumentalisieren diese Situation auf unlautere und unsachliche Weise, indem sie Zahlen und Fakten vermischen und für langfristige Prognosen ihre eigene vorgefärbte Glaskugel zu Rate ziehen“, so der VLOG-Geschäftsführer.

Über 120 Prozent Selbstversorgung bei Rapsschrot

Im Jahr 2020 lag laut VLOG beim eigentlichen Futtermittel Rapsschrot der Selbstversorgungsgrad in Deutschland nicht, wie die beiden Verbände schreiben, bei 30 Prozent, sondern bei über 120 Prozent. Vermutlich beziehen sich DRV und DVT auf den Rohstoff Rapssaat, bei dem der Selbstversorgungsrad bei knapp 40 Prozent lag. Allerdings betrug der Anteil der Importe aus der Ukraine nur etwa 10 Prozent der Gesamtmenge an Rapssaat, die in Deutschland verarbeitet wurde.

Voraussichtlich rund 5 Prozent Ausfall muss bei Rapssaat kompensiert werden

„Trotz des Krieges laufen Anbau in und Lieferungen aus und der Ukraine derzeit weiter. Nach der Blockade der Häfen konnte der Export landwirtschaftlicher Erzeugnisse per Bahn aktuell deutlich gesteigert werden. Fachleute rechnen für 2022 in der Ukraine insgesamt mit einer Ernte in Höhe von 50 bis 70 Prozent der üblichen Menge im Durchschnitt aller Feldfrüchte. Basierend auf den Ernte- und Importzahlen aus dem Jahr 2020 müsste Deutschland also etwa 5 Prozent kriegsbedingten Ausfall bei Rapsschrot aus anderen Quellen kompensieren. Das liegt im Bereich üblicher wetterbedingter Schwankungen“, erklärt Hissting.

Keine seriöse Grundlage für langfristige Prognosen

Für langfristige Prognosen für die kommenden Jahre, wie DRV und DVT sie schließlich anstellen, gibt es nach Ansicht von Hissting überhaupt keine seriöse Grundlage. „Die langfristige Entwicklung ist vom weiteren Verlauf des Krieges, vom wetterbedingtem Ertragsniveau und von Angebot und Nachfrage weltweit abhängig. Wenn die entsprechende Nachfrage besteht, werden künftig selbstverständlich auch in anderen Regionen mehr gentechnikfreie Futterpflanzen angebaut“, sagt Hissting.

Ziel offensichtlich Schwächung von ‚Ohne Gentechnik‘ durch Verunsicherung

„Das Kalkül von DRV und DVT ist offensichtlich, Handel und Lebensmittelwirtschaft zu verunsichern, um die Nachfrage gezielt zu senken und damit letztendlich auch das Angebot, mit dem Ziel, ‚Ohne Gentechnik‘ zu schwächen. Es ist absolut inakzeptabel, die Folgen des entsetzlichen Krieges gegen die Ukraine als Vorwand für das Durchsetzen eigener Interessen zu benutzen.

Gentechnikfreie Produktion verringert nicht die Lebensmittelmenge

Auch das Argument der Lebensmittel-Versorgungssicherheit ist unlauter und schlicht falsch. Gentechnikfreie Produktionsweise reduziert schließlich logischerweise nicht die Gesamtmenge der produzierten Lebensmittel. Mit steigenden Preisen haben dagegen alle zu kämpfen, ob gentechnikfrei, konventionell oder Bio. Die Landwirtinnen und Landwirte dürfen nicht auf diesen Mehrkosten sitzenbleiben“, kommentiert Hissting abschließend und nennt die folgenden Zahlen:

Zahlen zu Rapsschrot in Deutschland
(basierend auf Zahlen von OVID e.V. für das Jahr 2020)
•    Produktion Rapsschrot: 5,2 Mio. t
•    Import Rapsschrot: 0,9 Mio. t
•    Export Rapsschrot: 1,9 Mio. t
•    Ergibt Nettoverbrauch: 4,2 Mio. t Rapsschrot
•    Ergibt Selbstversorgungsgrad von 123%

Zahlen zu Rapssaat in Deutschland
(basierend auf Zahlen von OVID e.V. für das Jahr 2020)
•    Verarbeitung Rapssaat: 9,0 Mio. t
•    Eigene Ernte Rapssaat: 3,5 Mio. t
•    Ergibt Selbstversorgungsgrad von 38,9%

•    Import von Rapssaat aus der Ukraine 2020: 0,9 Mio. t, 10% der in Deutschland verarbeiteten Menge.
•    Schätzungen: 50-70% der ukrainischen Ackerfläche können 2022 bestellt werden.
•    Wenn Import aus Ukraine 2022 um 50% sinkt, müssten 5% der Gesamtmenge in Deutschland kompensiert werden.