Das Zweinutzungshuhn als neuer Weg in der Geflügelhaltung

Die Vermeidung des Kükentötens und eine Verbesserung beim Tierwohl war das Ziel eines Kooperationsprojekts zur Geflügelhaltung, dessen Ergebnisse Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen kürzlich vorgestellt haben. Über 3,5 Jahre untersuchten sie experimentell aber auch feldnah auf dem Lehr- und Forschungsgut Ruthe der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) ein neues Konzept für die Geflügelhaltung: Der zentrale Punkt des Projektes „Integhof“ war, für die Ei- und die Fleischgewinnung nicht unterschiedliche auf die jeweilige Nutzungsart spezialisierte Hühnerlinien einzusetzen, sondern ein sogenanntes „Zweinutzungshuhn“. Die Hennen des Zweinutzungshuhns der Linie „Lohmann Dual“ wurden für die Eierzeugung genutzt und die Hähne für die Fleischgewinnung. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Hennen und die Hähne der Zweinutzungshühner deutlich ruhiger und einfacher im Umgang waren als die Vergleichstiere einer konventionellen Legehennenlinie. Die Hähne der Zweinutzungslinie waren deutlich mobiler als konventionelle Masthühner der Linie Ross 308. Auffällig war nach Ansicht der Forscher, dass die Hennen der Zweinutzungslinie bis zum Ende der jeweiligen Legeperiode ein nahezu intaktes Gefieder hatten. Die Tiere der Vergleichslinie zeigten zum Teil erhebliche Federverluste an unterschiedlichen Körperregionen. Diese Federverluste waren bei den hochleistenden Vergleichshühnern auf das Federpicken zurückzuführen. Ein positiver Effekt zeigt sich auch bei der Fütterung. Die Hähne der Zweinutzungshühner haben im Vergleich zu der Vergleichslinie einen niedrigeren Eiweißbedarf, sodass für die Zweinutzungshähne im Vergleich zum herkömmlichen Futter ein eiweißreduziertes Futter genutzt werden kann, ohne ihre Leistung negativ zu beeinflussen. Das hätte ökologische und ökonomische Vorteile. Die Hennen neigen bei konventioneller Fütterung dazu, zu verfetten. Erhalten sie ein faserstoffreiches, nährstoffreduziertes Futter sind ihre Körperfettgehalte deutlich geringer und die Legeleistung ist besser. Da das eingesetzte Futter kostengünstiger ist, verringert es die Verluste, die durch die im Vergleich zu den konventionellen Legelinien schlechtere Legeleistung entstehen. Konventionelle Legehennenlinien legen im Jahr um die 300 Eier. Die Zweinutzungshennen legen durchschnittlich etwa 50 Eier weniger im Jahr. Die Zweinutzungshähne wachsen langsamer und müssen entsprechend länger gemästet werden. Konventionelle Mastlinien werden im Schnitt um die 32 Tage gemästet. Wenn sie geschlachtet werden, wiegen sie etwa zwei Kilogramm. Die Zweinutzungshähne müssen etwa doppelt so lange gehalten werden, um mit einem Gewicht von zwei Kilogramm in die Schlachtung zu gehen. Zum Hintergrund:
Der vollständige Titel des Projektes lautet: „Integhof – Geflügelhaltung neu strukturiert: Integration von Mast und Eierproduktion bei Einsatz des Zweinutzungshuhns als Maßnahme zum Tierschutz“. Das Integhof-Projekt lief von August 2015 bis März 2019 und wurde aus den Mitteln des Zweckvermögens des Bundes bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank sowie ergänzend durch unterschiedliche Industriepartner gefördert. Ziel der beteiligten Forschungseinrichtungen war es, Alternativen für verschiedene Problembereiche der landwirtschaftlichen Hühnerhaltung zu entwickeln, die das Tierwohl und die Tiergesundheit weiter in den Mittelpunkt rücken, wirtschaftlich vertretbar sind, gesunde Lebensmittel liefern und zu einer verbesserten Verbraucherakzeptanz führen. Die Projektpartner: Freie Universität Berlin, Institut für Tierschutz und Tierhaltung des Friedrich-Loeffler-Instituts in Celle, Georg-August-Universität Göttingen, Universität Hohenheim, Leibniz-Institut für Nutztierbiologie, Boehringer Ingelheim Veterinary Research Center, Lohmann Tierzucht, Big Dutchman, SocialLab Deutschland.