Gemeinsam mit der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) und Vertreter:innen weiterer Organisationen hat die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) anlässlich der Bayer-Hauptversammlung vor der Konzernzentrale gegen den Konzernkurs und die gegen die Bauern und Bäuerinnen gerichtete Strategie des Konzerns protestiert. Dabei wiederholte Annemarie Volling, Gentechnik-Expertin der AbL, die bereits im Vorfeld der Hauptversammlung formulierte Kritik an dem Konzern.
„Der Bayer-Konzern setzt auf Deregulierung neuer Gentechnik-Pflanzen und auf Saatgut-Patente. Damit wollen sie sich einerseits ihre Profite sichern, kleine und mittlere Züchter vom Markt drängen und Bäuer:innen weltweit durch Patentgebühren in Abhängigkeiten bringen. Anderseits will Bayer von der Politik einen Freifahrtschein: Verpflichtende Risikoprüfung, Nachweisverfahren und wirksame Schutzmöglichkeiten vor Gentechnik-Kontaminationen sollen ihrer Meinung nach für neue Gentechnik-Pflanzen abgeschafft werden, genauso wie Haftungsregelungen, damit sie im Schadensfall keine Verantwortung für ihre Gentechnik-Risiko-Produkte übernehmen müssen. Diese Strategie richtet sich gegen uns Bäuer:innen und gegen unsere Gesellschaft, deshalb halten wir dagegen“.
Bayer macht seit der sehr umstrittenen Übernahme des US-Gentechnik-Saatgutkonzerns Monsanto Milliardenverluste, weshalb der Bayer-Vorstandsvorsitzende Bill Anderson zu den „vier große Baustellen, an denen wir in den nächsten zwei bis drei Jahren mit Hochdruck arbeiten werden“, auch „die hohen Schulden“ zählt, und steckt tief in der Krise. „Die AbL hat 2017 als einzige bäuerliche Organisation gegen die Fusion Einspruch bei der EU-Kommission in Brüssel eingelegt. Viele unserer Voraussagen sind nun eingetroffen - unsere Argumente wurden damals sowohl von der deutschen Bundesregierung als auch von der EU-Kommission vom Tisch gewischt. Die politische Interessenlage, in Deutschland einen weltweiten Gentechnik-Saatgut- und Pestizidgiganten zu schaffen, war stärker“, so Volling. Statt jetzt im Konzern auf ein Umdenken zu setzen und einen Strategiewechsel vorzunehmen, setzen die Bayer-Verantwortlichen nach Ansicht von Volling darauf, ihre Marktmacht durch neue Gentechnik, Patente auf Saatgut, Digitalisierung und Pestizide auszubauen. „Trotz deutlicher Warnungen hofft die Konzernspitze, die vielen anhängigen Glyphosat-Klagen gegen Bayer in den USA zu gewinnen und die politisch Verantwortlichen für wohlwollende Gesetzesveränderungen auf ihre Seite zu ziehen. Gentechnik, Patente und Glyphosat sind kein Zukunftsmodell für die Landwirtschaft, das ist eine Sackgasse. Aus bäuerlicher Sicht ist die Patentierung von Saatgut und Tieren endlich zu verbieten. Konzerne wie Bayer wollen die Lebensmittelerzeugung in den Griff bekommen, vom Acker des Bauern, bis zum Teller des Verbrauchers. Warum sollten wir uns darauf einlassen? Wir setzen dagegen auf eine gentechnikfreie konventionelle und ökologische Landwirtschaft und Vielfalt auf den Betrieben“, erklärt Volling.