Gentechnikfreie Landwirtschaft wählen!

Nach Auffassung des Bündnisses für eine gentechnikfreie Landwirtschaft Niedersachsen, Bremen, Hamburg geht es bei den kommenden Europawahlen nicht nur um die Zukunft der Demokratie und gegen Hass und Hetze – sondern auch um wichtige politische Weichenstellungen, wie zum Beispiel bei der heiß umstrittenen Diskussion um die Regulierung neuer Gentechnik-Pflanzen. Auf einer Kundgebung in Hannover haben als Gäste Miriam Staudte, die niedersächsische Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, und Dr. Matthias Miersch, stellv. Fraktionsvorsitzender der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag, gesprochen. Die Vertreter:innen des Bündnisses fordern den Erhalt der Biodiversität, die gentechnikfreie Saatgutarbeit (Erhaltung, Vermehrung und Züchtung) und das Recht auf gentechnikfreie Landwirtschaft und Lebensmittelerzeugung zu sichern.

Gisela Wicke, stellvertretende Landesvorsitzende vom Naturschutzbund (NABU) Niedersachsen e.V. betonte: „Aus Sicht der Umwelt und biologischen Vielfalt sind die Neuen Gentechniken (NGT) eine Risikotechnologie. Deshalb muss das EU-Vorsorgeprinzip durch eine verpflichtende Risikoprüfung aller NGT umgesetzt werden. Ohne Rückverfolgungspflicht ist der Einsatz der NGT verantwortungslos gegenüber der Natur.“

Stefi Clar, Gärtnerin im Gemüsesamenbau (Dreschflegel) sagte zur Industriebehauptung, mit neuer Gentechnik seien schnell klimaangepasste Sorten zu schaffen: „Statt Gentechnikpflanzen braucht es – einfach gesagt – Humusaufbau! Und statt der „besten“ dürreresistenten super einheitlichen Gentechnik-Sorte braucht es genetisch breit aufgestellte Sorten, Pflanzenpopulationen oder Mischkulturen!“

Annemarie Volling, Gentechnik-Expertin der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V. forderte: „Wir fordern vom EU-Ministerrat und vom zukünftigen EP die Sicherstellung des Rechts auf gentechnikfreie Landwirtschaft und Lebensmittelerzeugung und die Kennzeichnungspflicht bis zum Endprodukt als Gentechnik. So können wir unsere wertvollen konventionellen und ökologischen gentechnikfreien Märkte sichern und dem Verbraucherwunsch nachkommen. Dazu braucht es auch wirksame EU-weite Koexistenzregelungen, die NGT-Verunreinigungen ausschließen müssen und wirksame Haftungsregelungen, damit die Profiteure neuer Gentechniken auch im Schadensfall zur Haftung gezogen werden können. Die unsägliche Patentierungspraxis bei konventionell gezüchteten Pflanzen muss von den Verantwortlichen dringend gestoppt werden.“

Und Matthias Miersch erklärt anlässlich der Kundgebung: „In der Gentechnik sind Wahlfreiheit und Koexistenz unverzichtbar. Gerne bin ich der Einladung des “Bündnisses für eine gentechnikfreie Landwirtschaft Niedersachsen, Bremen, Hamburg” gefolgt. Die aktuellen Pläne der EU-Kommission zur Deregulierung neuer Gentechnik sind absolut unzureichend. Die Bürgerinnen und Bürger müssen klar entscheiden können, was sie essen wollen. Das geht nur mit einer klaren Kennzeichnung. Bäuerinnen und Bauern, die nicht mit Gentechnik wirtschaften wollen, müssen geschützt werden. Das geht nur mit klaren Haftungsregelungen unter Berücksichtigung des Vorsorgegrundsatzes. Das hat der Europäische Gerichtshof eindrucksvoll entschieden. Darum muss es gehen – nicht nur bei der Europawahl am 9. Juni.“

07.05.2024
Von: FebL/PM

Die Kundgebung in Hannover unter anderem mit Matthias Miersch (graues Jacket), links daneben Miriam Staudte und links daneben Steffi Clar sowie der AbL-Gentechnik-Expertin Annemarie Volling (3te von li.). Foto: AbL