Agrardialog: Verhandlungen gibt es nur auf Augenhöhe!
Die Verbändegemeinschaft der landwirtschaftlichen Organisationen des Agrardialogs hat sich darauf verständigt, einer Integration in die „Zentrale Koordinierungsstelle Handel-Landwirtschaft (ZKHL)“ - einem Parallelkonstrukt des DBV - nicht zuzustimmen. Das gleiche gilt für eine Überführung der im Agrardialog erarbeiteten Sachstände. Die landwirtschaftliche Verbändegemeinschaft des Agrardialogs macht sich nicht zum „Juniorpartner“ der ZKHL.
Vor zehn Monaten ist das Gesprächsformat des Agrardialogs entstanden. Ziel: deutliche Wertschöpfungssteigerungen für die landwirtschaftlichen Betriebe. Besetzt wurde der Agrardialog durch Vertreter des Lebensmitteleinzelhandels, der Verarbeitungsindustrie und der Verbändegemeinschaft der Bäuerinnen und Bauern. In drei Arbeitsgruppen wurde daran gearbeitet, den Höfen zukünftig eine wirtschaftlich nachhaltige Weiterentwicklung zu ermöglichen. Nicht an diesem Gesprächsformat beteiligen wollte sich der Deutsche Bauernverband (DBV), der für ihn freigehaltene Platz blieb bis zuletzt unbesetzt.
Parallel schuf der DBV gemeinsam mit dem Deutschen Raiffeisenverband sowie dem Handelsverband Deutscher Einzelhandel (HDE) die „Zentrale Koordinierungsstelle Handel-Landwirtschaft“ (ZKHL). Laut deren Satzung sind vier der sieben Vorstandssitze den Gründungsmitgliedern vorbehalten - Mehrheiten damit bereits vorgegeben.
Anzunehmen ist, dass damit die Bestrebungen der landwirtschaftlichen Verbändegemeinschaft im Agrardialog konterkariert werden sollen. Zumindest aber lässt ein derartiges Vorgehen einen vorurteilsfreien Umgang und Respekt vor den lösungsorientierten Berufskollegen vermissen, die auf ehrenamtlicher Basis sehr viel Zeit und Arbeit für den Agrardialog aufgewendet haben.
Eine Integration des Agrardialogs in die Organisationsstrukturen der ZKHL, die unter Federführung des DBV, DRV und HDE am 8. September 2021 bereits beschlossen und festgezurrt wurden, lehnt die landwirtschaftliche Verbändegemeinschaft des Agrardialogs ab.
„Eine der wichtigen Aspekte des Agrardialogs war, auf Augenhöhe miteinander zu verhandeln, hier aber sollen wir schon wieder - bestenfalls - zum Juniorpartner gemacht werden. Das ist für uns inakzeptabel“, erklärt Claus Hochrein vom LsV Deutschland.
Auch einer Überführung der bisher im Agrardialog erarbeiteten Ansätze und Sachstände hin zu einer deutlichen Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der landwirtschaftlichen Betriebe stimmt die landwirtschaftliche Verbändegemeinschaft nicht zu.
„Darauf haben wir uns, das heißt die Verbandsführungen, die die Verbändegemeinschaft tragen, einstimmig verständigt", erklärt Ottmar Ilchmann von der AbL.
„Die Taktik der Initiatoren der ZKHL, mit der Integration in ihre Organisationsstruktur wieder die Hoheit über die Inhalte und den Verlauf der weiteren Verhandlungen zu bekommen ist zu durchsichtig“, stellt Christian Linne von den FREIEN BAUERN fest. „Wir haben dem Bauernverband immer wieder angeboten, sich in die Gespräche und Verhandlungen des Agrardialogs einzubringen – daran hat er aber überhaupt kein Interesse gezeigt.“
Aufrechterhalten bleibt das Angebot der Verbändegemeinschaft, sich auf eine Organisationsstruktur für die weiter als notwendig erachteten Verhandlungen der gesamten Wertschöpfungskette zu verständigen. „Dazu haben wir einen konstruktiven Vorschlag unterbreitet, der aber unserer Wahrnehmung nach, ohne eine echte Diskussion zuzulassen, von den ZKHL- Initiatoren abgelehnt wird", erklärt Maike Schulz-Broers von Land schafft Verbindung.
Sicher ist, dass das Engagement der landwirtschaftlichen Vertreter, die im Sinne der Bäuerinnen und Bauern agieren, nicht abreißen wird. Auch wenn nun die Vertreter des Lebensmitteleinzelhandels und der Verarbeiter in die ZKHL übertreten sollten.
„Wir werden gemeinsam und mit Nachdruck daran arbeiten, marktwirtschaftlich wirksame Lösungen im Sinne einer bäuerlich geprägten Landwirtschaft voranzubringen“, betont Frank Lenz vom MEG Milch Board. „Zukünftig müssen wir über den Verkauf unserer Agrarprodukte ein Einkommen erzielen können, mit dem wir unsere Höfe wirtschaftlich nachhaltig weiterentwickeln können. Nur dann haben unsere potenziellen Hofnachfolge eine Perspektive. Die Klarheit und Einigkeit, dass der AGRARDIALOG auf Ebene der landwirtschaftlichen Verbände dieses Ziel weiterverfolgt, ist eine wichtige Ansage an unsere Marktpartner“, zeigt sich BDM-Vorsitzender Stefan Mann erfreut.