AbL-Tag der Landwirtschaft „Vom Bauernkrieg zum Höfesterben? - Geschichte kennen, um Zukunft zu gestalten" stieß auf lebhaftes Interesse

Anlässlich des 500-jährigen Jubiläums der Bauernkriege veranstalteten Bauern und Bäuerinnen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) Mitteldeutschland unter dem diesjährigen Motto „Vom Bauernkrieg zum Höfesterben? - Geschichte kennen, um Zukunft zu gestalten“ ihren traditionellen Tag der Landwirtschaft in Holzdorf. Damals kämpften Bäuerinnen und Bauern in Thüringen in den Bauernkriegen für mehr Rechte, faire Produktions- und Lebensbedingungen und einen besseren Zugang zu Land; Themen, die Landwirt:innen auch heute noch beschäftigen. Mehr als 80 Interessierte aus Landwirtschaft, Verwaltung und Politik diskutierten mit Marcus Malsch (CDU), Staatssekretär für Landwirtschaft und Ländlichen Raum, sowie den Fraktionsvorsitzenden von BSW und Die Linke über ihre Pläne für die neue Legislaturperiode.

„Aktuell schließen deutschlandweit etwa 7 Höfe pro Tag, außerlandwirtschaftliche Investoren wie Deutsche Wohnen kaufen unser Ackerland auf und von fairen Erzeugerpreisen sind wir weit entfernt. Junglandwirte sehen kaum noch Chancen, Höfe zu gründen, gleichzeitig sind Anpassungen an den Klimawandel oder die Biodiversitätskrise notwendig, aber auch teuer. Wir Bäuerinnen und Bauern sind daher sehr unzufrieden. Die Politik ist gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, die uns ein nachhaltiges Wirtschaften ermöglichen“, erklärt Reiko Wöllert, Landesgeschäftsführer der AbL Thüringen und Bauer aus Haina.

Dass es Handlungsspielräume und Möglichkeiten zur Veränderung gibt, zeigte u.a. der Vortrag von Tanja Busse, gemeinsam mit Christiane Grefe Autorin des Buches „Der Grund - Über die neuen Konflikte um unsere Böden und wie sie gelöst werden können“. In ihrem Vortrag „Einfluss der Bodennutzung auf den Klimawandel“ zeigte sie die Wichtigkeit einer bodenschonenden Landwirtschaft auf und verwies darauf, dass Land im Sinne des Gemeinwohls verteilt werden müsse. Hier nannte sie etwa die Möglichkeit von Agrarstrukturgesetzen, um den Ausverkauf von Agrarland in Thüringen an Investoren zu unterbinden. Staatssekretär Marcus Malsch kündigte in seinem Vortrag neben vielen anderen Punkten an, das Vergaberecht zur Ausschreibung für die Gemeinschaftsverpflegung für regionale Lebensmittel zu erleichtern. Auch die Diskussionsbeiträge in der Fish-Bowl-Diskussion brachten neue Erkenntnisse. So stellte Frank Augsten (BSW) klar, dass sich seine Partei in der Thüringer Landesregierung gegen die Zulassung neuer Gentechniken, für eine Stärkung von Landwirt:innen in der Lieferkette sowie für eine Stärkung der Weidetierhaltung einsetzen werden. Christian Schaft, Fraktionsvorsitzender der Linken im Thüringer Landtag bekräftigte die Wichtigkeit regionaler Wertschöpfungsketten insbesondere in der Landwirtschaft.

Reiko Wöllert kündigte an, bei diesen Themen ganz genau hinzuschauen, und formulierte konkrete Ziele an die Regierung: „Von der neuen Regierung in Thüringen fordern wir ganz konkret, dass sie ein wirksames Gesetz gegen außerlandwirtschaftliche Investoren und steigende Pacht- und Kaufpreise von Agrarland erlässt, um Thüringer Landwirte zu schützen. Sie muss Landwirte in der Lieferkette stärken, etwa durch die Forderungen nach der Anwendung des Art. 148 der gemeinsamen Marktorganisation oder nach kostendeckenden Preisen. Für die kommende GAP-Reform sollte sie sich für eine Förderung von vielfältigen, bäuerlichen Betrieben sowie Existenzgründern einsetzen. Nur durch viele konsequente Reformen kann eine vielfältige Landwirtschaft in Thüringen gestärkt und erhalten werden.“

Die neue Landesregierung des Freistaates Thüringen wurde im Dezember 2024 gebildet und besteht aus einem Bündnis aus CDU, BSW und SPD.

Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit der Zukunftsstiftung Landwirtschaft, der Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen e.V. und dem Förderverein AbL Mitteldeutschland e.V. veranstaltet.