„Warme Sanierung“ in Holland verfehlt Ziele
Fast 300 niederländische Schweinehalter geben im Rahmen des Programms „Warme Sanierung“ ihren Betrieb auf. Damit schrumpft die Zahl der Schweinehalter in unserem Nachbarland weiterhin dramatisch – von 14.500 (2000) über 7000 (2010) auf heute etwa 3500 Betriebe. Vor allem Mäster sind ausgestiegen, allein 13% im letzten Jahr. Beschleunigt wurden die Betriebsaufgaben durch das staatliche Rauskaufprogramm, den sogenannten Aktionsplan Ammoniak. Das besser als „warme sanering varkenshouderij“ bekannte Programm ist aber keine Aufforderung zur Brandstiftung oder zum Versicherungsbetrug, sondern ein Angebot zum sozialverträglichen Ausstieg einer Schweineproduktion mit hoher Geruchsbelästigung in siedlungsnahen Gebieten. Dabei musste man sich verpflichten, nicht nur mit der Produktion aufzuhören, sondern auch die Ställe abzureißen bzw. unbrauchbar zu machen.
Wie die Regierung in den Haag bekannt gibt, haben sich von den 430 Schweinehaltern, die Fördermittel des Subventionsprogramms für die Sanierung von Schweinehaltungsbetrieben beantragt haben und anspruchsberechtigt sind, insgesamt 278 dafür entschieden, ihren Betrieb aufzugeben. Das bedeutet die Schließung von 107 Mastschweinebetrieben, 97 Sauenbetrieben, 61 Zucht- und Mastbetrieben und 13 sonstigen Schweinehaltungsbetrieben, was zu einer Verringerung der Geruchsbelästigung im Süden und Osten der Niederlande führen wird, dem erklärten Ziel dieser freiwilligen Regelung. Trotzdem sind nicht alle zur Verfügung stehenden Mittel ausgeschöpft worden.
Begrenzter Reduktionseffekt
Außerdem ist der Stickstoff-Effekt des Subventionsprogramms zur Sanierung von Schweinehaltungsbetrieben 3x geringer als erwartet. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Anzahl der teilnehmenden Schweinehalter und die durchschnittliche Stickstoffemission pro Betrieb niedriger sind als angenommen. Offenbar waren die Konditionen für die Landwirte nicht attraktiv genug.
Ob der erwartete Rückgang von 1 Mio. Schweinen erreicht wird, scheint fraglich. Aktuell liegt die Zahl der Schweine mit 12 Mio. etwa auf dem Niveau von 2010 und nur leicht unter 2000, was belegt, dass in der Regel die Produktionsrechte, die die Landwirte erwerben müssen, an andere Produzenten weitergegeben werden, die bereits Ställe besitzen. Dadurch stieg der Betriebsdurchschnitt von 900 im Jahr 2000 auf heute 3.400 Schweine an.
Die hohe Stickstoffbelastung ist der Hintergrund der „warmen Sanierung“, da die Tierhaltung doppelt so viel Stickstoff ausstoße wie der Verkehr und die Industrie zusammen, so dass in manchen Gegenden der Wohnungsbau eingeschränkt wurde. Viele Bauern bestreiten die Zahlen und die Schuldzuweisung. Sie haben sich zur „Farmers Defense Force“ zusammengeschlossen und seit zwei Jahren eine Reihe kämpferischer Bauernproteste organisiert, die dann auch Aktionen von LsV (Land schafft Verbindung) in Deutschland ausgelöst haben. Mit ihren Treckerdemonstrationen haben sie immerhin erreicht, dass die Maßnahmen gegen die Tierhalter reduziert bzw. freiwillig gestellt wurden und stattdessen ein Tempolimit auf manchen Autobahnen beschlossen wurde.