Transgene Pflanzen haben ihre Zukunft hinter sich

2021 ging in der EU erstmals kein Antrag auf Neuzulassung gentechnisch veränderter Pflanzen ein. Seit die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA im Jahr 2004 ihre Arbeit aufgenommen hat, wurden über 150 Anträge auf Marktzulassung von transgenen Pflanzen eingereicht, bis 2020 kamen jedes Jahr neue Anträge hinzu. Bereits in den letzten Jahren war deren Anzahl allerdings zurückgegangen. Mögliche Gründe für die Flaute bei den Anmeldungen sieht das Institut für unabhängige Folgenabschätzung in der Biotechnologie Testbiotech darin, dass der Anbau der transgenen Pflanzen in den meisten Anbauregionen stagniert und es schon seit Jahrzehnten kaum Pflanzen mit wirklich neuen Eigenschaften gibt. Viele Risikofragen sind laut Testbiotech nach wie vor ungeklärt.

Die Bedenken gegen transgene Pflanzen haben in den letzten Jahren zugenommen. So verabschiedete das EU-Parlament bereits über 60 Resolutionen gegen die Importe (jetzt wurde eine weitere Resolution angenommen). In der EU versuchen große Supermarktketten konsequent, den Verkauf von Lebensmitteln zu vermeiden, bei deren Herstellung transgene Pflanzen zum Einsatz kommen. Auch in den Anbauländern wuchs die Kritik – u.a. wegen des hohen Pestizideinsatzes und der Rodung von Regenwald für weitere Ackerflächen. Es gibt auch Hinweise darauf, dass der Anbau der Pflanzen die Ausbreitung von Schädlingen befördern kann.

Rund 90 Importzulassungen sind laut Testbiotech in der EU derzeit gültig, nur eine Zulassung umfasst auch den Anbau. Rund 30 weitere Anträge auf Import warten noch auf ihre Entscheidung. Importiert wird vor allem die Ernte von Soja-, Mais-, Raps-, Rüben- und Baumwollpflanzen, die resistent gegen Herbizide sind und Insektengifte produzieren,

Zuletzt hatten Firmen wie Bayer (Monsanto), Corteva (Pioneer/DowDuPont), BASF und Syngenta fast nur noch sogenannte ‚Stacks‘ zum Import angemeldet. Stacks sind gentechnisch veränderte Pflanzen, die miteinander gekreuzt wurden und so mehrere Eigenschaften kombinieren. Dabei entstanden Mais- und Soja--Pflanzen, die gegen mehrere Herbizide resistent sind und ein halbes Dutzend Insektengifte produzieren. Anders als für die Ursprungspflanzen gibt es für Stacks aber keinen neuen Patentschutz. Auch das dürfte nach Ansicht von Testbiotech ein Grund für das nachlassende Interesse der großen Konzerne sein.

Die EU ist für die Gentechnik-Industrie schon seit Jahrzehnten nur noch als Absatzmarkt für Futtermittel interessant. Die meisten Anträge auf den Anbau transgener Pflanzen in der EU haben die Firmen bereits vor einigen Jahren zurückgezogen. Allerdings werden diese vor allen in Nord- und Südamerika nach wie vor auf großen Flächen ausgesät, es ist also in den nächsten Jahren kein erheblicher Rückgang der Importmenge zu erwarten. Insbesondere bei Soja und Mais werden jedes Jahr Millionen Tonnen als Viehfutter importiert. Aber der Boom, der vor einigen Jahren erwartet wurde, scheint laut Testbiotech zu seinem Ende gekommen.

Ob und in welchem Ausmaß der globale Anbau von transgenen Pflanzen in den nächsten Jahren zurückgehen wird, könne nicht vorhergesagt werden. Und selbst wenn die Firmen aus dem Geschäft komplett aussteigen sollten, würden sich auch künftige Generationen mit Problemen befassen müssen: In mehreren Regionen breiten sich die Gentechnik-Pflanzen unkontrolliert und auch jenseits der Äcker aus. Und in den EU-Importen werden immer wieder Kontaminationen festgestellt, obwohl die entsprechenden Pflanzen nie zugelassen waren oder schon seit vielen Jahren offiziell nicht mehr angebaut werden.

Auch ohne die bisherigen, transgenen Gentechnik-Pflanzen wird die Debatte um die Gentechnik in der Landwirtschaft weitergehen: Die großen Unternehmen setzen zunehmend auf Neue Gentechnik und den Einsatz der Gen-Schere CRISPR/Cas. Insbesondere Corteva (früher DowDuPont) hat laut Testbiotech bei Patenten auf die Gen-Schere bereits eine dominierende Position. Bisher wurde allerdings nur eine dieser Pflanzen von Corteva, beziehungsweise ihrer Tochter Pioneer, auch zum Import in der EU angemeldet.