LK Österreich: Wer weniger produziert, soll von EU unterstützt werden
Der Präsident der Landwirtschaftskammer (LK) Österreich, Josef Moosbrugger, erwartet von der EU-Kommission finanzielle Unterstützung, wenn Betriebe freiwillig Liefermengen reduzieren, und hofft auf einen Österreich-Pakt für regionale Lebensmittel als Zukunftsinstrument.
"Wir sehen im jüngst veröffentlichten Maßnahmenprogramm der Europäischen Kommission einen wichtigen ersten Schritt in Richtung Entspannung der Märkte und Stabilisierung der Preise. Ein wirksames Instrument, Druck aus den Märkten zu nehmen, ist die freiwillige Rücknahme der Produktion. Die Landwirtschaft und mit ihr die Verarbeitungswirtschaft sind bereit, ihre Erzeugung den geschrumpften Märkten anzupassen. Die bäuerliche Interessenvertretung erwartet sich nun nach der Adaptierung der EU-Regeln finanzielle Anreize durch die Europäische Kommission. Sie hat es in der Hand, eine freiwillige Rücknahme von Liefermengen finanziell zu unterstützen und so wirksam auf eine breite Basis zu stellen", erklärt LK Österreich-Präsident.
Bei akuten Marktverwerfungen müsse rasch und umfassend reagiert werden. „Einerseits entlasten vorübergehend eingelagerte Lebensmittel die Märkte, andererseits gilt es in Zeiten, in denen das Geld knapp ist, die richtigen Maßnahmen zur Stabilisierung des Marktes zu setzen. Die Landwirtschaft und die mit ihr verbundene Verarbeitungswirtschaft sind für solche Schritte bereit. Wir verlangen dazu von der Europäischen Kommission, dass sie jene Betriebe finanziell unterstützt, die diesen richtigen und wirksamen Weg zur Marktentlastung freiwillig gehen. Denn Bäuerinnen und Bauern, die ihren Beitrag dazu leisten, dürfen letztlich nicht draufzahlen", so Moosbrugger.
Für die Zukunft hofft der LK-Präsident auf einen Österreich-Pakt. "Ein Österreich-Pakt für mehr regionale Lebensmittel ist das ideale Zukunftsinstrument für Landwirtschaft, Verarbeitungswirtschaft und Arbeitnehmer. Wissenschaftliche Studien belegen, dass ein Mehr an heimischen Lebensmitteln ein spürbares Plus an Wertschöpfung und Arbeitsplätzen bedeutet. Gerade in der jetzigen wirtschaftlichen Situation ist ein klares Bekenntnis aller Beteiligten zu einem solchen Pakt positiv für die gesamte Gesellschaft. Daher laden wir den Handel ein, gemeinsam an einem Strick zu ziehen, um Österreich rascher aus dem Corona-Tief zu bringen. Die Tatsache, dass der Lebensmittelhandel die Milchpreise stabil halten will, ist ein erster Schritt zu diesem neuen Verständnis von Zusammenarbeit", stellt Moosbrugger fest.
Er bezieht sich dabei auf eine Mitteilung der zur in Köln beheimateten Rewe Group gehörenden österreichischen Handelsketten Billa und Merkur, in der es unter anderem heißt, dass durch die noch immer anhaltende Ausnahmesituation der heimischen Landwirtschaft mit dem Wegfall des Exports, der Gastronomie, Hotellerie und der Großküchen wesentliche Absatzmärkte weggebrochen seien, mit zum Teil existenzbedrohenden Konsequenzen für Österreichs Landwirte. „Für uns ist es jetzt Ehrensache, unsere langjährigen Partner in dieser aktuellen Krise zu unterstützen. BILLA und MERKUR sichern daher als solidarische Überbrückungshilfe für die österreichischen Milchbauern zu, vorerst ihre Einkaufspreise für Milch und Milchprodukte nicht zu senken“, betont REWE International AG-Vorstand Marcel Haraszti. Das bedeute, dass bei BILLA und MERKUR trotz des Preisverfalls infolge der Mengenüberschüsse im Markt vorläufig keine Senkungen des Milch-Einkaufspreises für die Landwirtschaft erfolgen.