Die Bundesstelle für Chemikalien (BfC) hat in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt (UBA) und dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) die Ewigkeitschemikalie Trifluoressigsäure (TFA), die unter anderem auch als Abbauprodukt verschiedener Pestizide identifiziert wurde, offiziell als fortpflanzungsgefährdend sowie als sehr langlebig und mobil bewertet und ein entsprechendes Einstufungsdossier bei der Europäischen Chemikalienagentur eingereicht. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) begrüßt den Vorstoß und fordert schnelle politische Konsequenzen. Die DUH führt bereits mehrere Verfahren gegen PFAS-Pestizide (Ewigkeits-Pestizide), die Flufenacet enthalten. Der Einsatz von Flufenacet ist laut UBA die Hauptursache für pestizidbedingten Eintrag von TFA in die Umwelt, so die DUH.
Seit TFA im Jahr 2016 im Trinkwasser der Neckarregion nachgewiesen wurde, befassen sich laut UBA die Behörden intensiv und fachübergreifend mit diesem Stoff. TFA stammt nicht nur aus großen Industrieanlagen, sondern wurde in den Jahren 2016 und 2017 auch als Abbauprodukt verschiedener Pflanzenschutzmittelwirkstoffe identifiziert. Zudem ist bekannt, dass bestimmte fluorierte Treibhausgase, wie das Kältemittel R1234yf, in der Atmosphäre teils vollständig zu TFA abbauen. In deutschen Gewässern wird TFA seit Jahren detektiert – Tendenz steigend.
Das UBA bewertet TFA als sehr langlebig (persistent) und sehr mobil (englisch: very persistent, very mobile – vPvM). Stoffe mit vPvM-Eigenschaften werden in der Umwelt schwer abgebaut und binden kaum an Sedimente oder Aktivkohlefilter. Die Trinkwasseraufbereitung kann solche Stoffe nur mit hohem technischem Aufwand entfernen. Die neue Gefahrenklasse wurde auf Initiative des UBA erst 2023 zum Schutz der Trinkwasserressourcen in das europäische Chemikalienrecht mit dem Gefahrenhinweis EUH451: „Kann sehr lang anhaltende und diffuse Verschmutzung von Wasserressourcen verursachen“ eingeführt. UBA-Präsident Dirk Messner hält die harmonisierte Gefahreneinstufung für dringend notwendig: „Die Zahl und Mengen der Chemikalien, die zu TFA abbauen, steigen stetig. Die Einträge in die Umwelt müssen schnellstmöglich gesenkt werden, damit Umwelt und Trinkwasserressourcen nachhaltig geschützt werden.“
Die neue Datenlage zu TFA hat laut UBA Einfluss auf viele nationale und europäische Anwendungsbereiche. So werden etwa die Zulassungen von TFA-bildenden Pflanzenschutzmitteln überprüft. TFA-Einträge aus der Landwirtschaft könnten sich dadurch deutlich verringern. Auch TFA-Einträge aus Kältemitteln könnten schnell reduziert werden, da bereits marktreife Alternativen wie Kohlenwasserstoffe, Kohlendioxid, Ammoniak oder Luft verfügbar sind.
Zu der neuen Einstufung erklärt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch: „Die Ewigkeitschemikalie TFA ist eine unsichtbare Gefahr für unsere Gesundheit. Die neue Risikobewertung bestätigt unsere langjährige Warnung: Einmal in der Welt, werden wir die schädliche Chemikalie TFA nicht mehr los – und der Stoff ist überall! Er reichert sich in der Umwelt an, gelangt ins Grund- und Trinkwasser und ist mit üblichen Methoden der Wasseraufbereitung nicht entfernbar. Es ist unverantwortlich, dass TFA-Vorläufersubstanzen wie Pestizide und Kältemittel z.B. in Autoklimaanlagen noch immer breit eingesetzt werden – zumal es längst umweltfreundlichere Alternativen gibt. Wir fordern die Bundesregierung auf, fluorierte Kältemittel und TFA-bildende Pestizide streng zu beschränken. Der Schutz unserer Wasserressourcen und damit unserer Gesundheit duldet keinen weiteren Aufschub.“
