Am 3. und 4. März versammelten sich mehr als 200 Landwirt:innen, Wissenschaftler:innen, politische Entscheidungsträger:innen und Akteure der Zivilgesellschaft in Brüssel im Rahmen einer Internationalen Konferenz mit dem Titel „Rethinking the regulation of agricultural markets for agroecological transition in Europe“, die mit einem Statement von EU-Agrarkommissar, Christophe Hansen, eröffnet wurde.
Auf der Konferenz, die von der Europäischen Koordination Via Campesina (ECVC), der Freien Universität Brüssel (ULB) und dem Internationalen Institut für Sozialstudien der Erasmus-Universität Rotterdam organisiert wurde und zu einem entscheidenden Zeitpunkt für die EU-Agrarpolitik stattfand, befassten sich Teilnehmer:innen aus der gesamten Agrar- und Lebensmittelkette mit der Frage fairer Preise durch Marktregulierung.
Landwirte können laut ECVC derzeit mit ihrer landwirtschaftlichen Tätigkeit kein angemessenes Einkommen erzielen, da die ihnen gezahlten Preise oft weder die Produktionskosten decken noch angemessene Löhne und Sozialversicherungsbeiträge für sie selbst oder ihre Landarbeiter ermöglichen. Gleichzeitig können sich viele Verbraucher frische, gesunde oder lokale Lebensmittel nicht leisten, und die Lebensmittelarmut nimmt zu. Da die EU-Politik derzeit nach Ansicht der ECVC nicht in der Lage ist, die Agrar- und Lebensmittelkette bei der Bewältigung des erforderlichen ökologischen und sozialen Wandels zu unterstützen, bot die Konferenz eine wichtige Gelegenheit, Wissen, Erfahrungen und Instrumente auszutauschen, die weltweit zur Regulierung der Märkte existieren, um faire Preise für Landwirte und Verbraucher zu gewährleisten und diese Krisen zu bewältigen.
Im ersten Plenum der Veranstaltung, das sich mit der Zukunft der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) befasste, betonte Agrarkommissar Christophe Hansen, dass Landwirte für ihre Arbeit fair entlohnt werden müssen und dass die GAP-Subventionen auf die Unterstützung des Übergangs und auf diejenigen, die sie am dringendsten benötigen, ausgerichtet werden müsse. „Es gibt einige Unternehmen – ich möchte sie nicht als Landwirte bezeichnen –, die GAP-Gelder erhalten, aber es handelt sich um riesige Industriekonsortien, die die gesamte Wertschöpfungskette in der Hand haben. Wir müssen die Definition eines aktiven Landwirts diskutieren, denn milliardenschwere Konsortien sind nicht diejenigen, die Schutz benötigen, sondern vielmehr die neue Generation von Landwirten, Klein- und Familienbetriebe sowie Mischbetriebe", so Hansen.
Wie in einem Brief hervorgehoben, der Hansen von der ECVC Youth Articulation auf der Veranstaltung überreicht wurde, ist die Frage der fairen Preise von zentraler Bedeutung für die Gewährleistung des Generationswechsels. Daher muss die EU die schwarze Liste der Richtlinie über unlautere Handelspraktiken im Schnellverfahren ändern und den Kauf von Agrarerzeugnissen unter dem Produktionskostenpreis hinzufügen. „Wir müssen sofort handeln, um die Landwirtschaft für junge Menschen attraktiv zu machen und sicherzustellen, dass sie ihren Lebensunterhalt verdienen können, anstatt großen Unternehmen zu erlauben, auf unsere Kosten enorme Gewinne zu erzielen“, betonte Paola Laini, junge Landarbeiterin und Mitglied des Koordinierungsausschusses des ECVC.
Die politischen Entscheidungsträger müssen dafür sorgen, dass Landwirte ihren Lebensunterhalt verdienen können, um die vielen anderen wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Fragen im Zusammenhang mit der Landwirtschaft zu lösen, die die Gesellschaft insgesamt stark beeinträchtigen. „Natürlich wollen die europäischen Bürger, dass ihre Lebensmittel auf eine Weise produziert werden, die Menschen, Umwelt und Tiere respektiert, und dass sie auch zugänglich sind. Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass die Landwirte Preise erhalten, die die Kosten für den Anbau solcher Lebensmittel decken, anstatt dass Zwischenhändler riesige Margen einstreichen. Im Moment verdienen viele Landwirte einfach nicht genug, um sich einen dringend benötigten Wandel leisten zu können“, fügte Annelies Schorpion von Friends of the Earth Europe hinzu.
Morgan Ody, Gemüsegärtner in der Bretagne und Generalkoordinator von La Via Campesina, hob die Verordnung über die gemeinsame Marktorganisation in der GAP als weiteren wichtigen Aktionspunkt hervor. „Wir müssen die Bedingungen für den Übergang in der Landwirtschaft schaffen, indem wir die Märkte regulieren. Landwirte brauchen eine GAP, die faire Preise garantiert, zum Beispiel durch Mindeststützungspreise, Angebotssteuerung, Mindesteinstiegspreise und öffentliche Lagerbestände usw.“
Die Reform zur Schaffung dieser neuen GAP muss daher auf Wirtschaftsdaten und Erkenntnissen basieren, die die Realität der Landwirte berücksichtigen. Wie Laurence Roudart, Wissenschaftlerin an der ULB und Mitorganisatorin der Konferenz, erklärte, "müssen auch Wissenschaftler dazu beitragen, Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie wir eine neue Gemeinsame Agrarpolitik erreichen können, die den enormen ökologischen und sozialen Herausforderungen, vor denen wir stehen, gerecht wird. Die gemeinsame Wissensbildung, die hier zwischen Landwirten und Akademikern stattfindet, und die daraus resultierenden Beiträge und Papiere werden für die Gestaltung einer neuen Zukunft für die Landwirtschaft von unschätzbarem Wert sein.“